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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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mich
einsam.
    Zum Glück kommt Hélène
reingewirbelt, schick wie immer. Dieses Frühlingskleid hab ich an ihr noch nie
gesehen.
    „Tag“, sagt sie.
    „Tag. Hab die Hoffnung schon
aufgegeben, Sie jemals wiederzusehn .“
    „Ich wollte nicht ohne die
nötigen und möglichen Informationen hier aufkreuzen.“
    Sie nimmt das Kopftuch ab —
auch ganz neu — , entwirrt ihr kastanienbraunes Haar,
bauscht es auf. Dann legt sie ihre Tasche auf ein Möbel und setzt sich. Sie
sieht äußerst zufrieden mit sich selbst aus. Na schön, um so besser.
    „Und... Haben Sie welche
mitgebracht?“ erkundige ich mich.
    „Jede Menge. Übrigens...“
    Sie zeigt mit dem karminroten
Nagel des Zeigefingers auf die Zeitungen, die immer noch mitten im Zimmer auf
dem Boden liegen.
    „Haben Sie sie gelesen?“ fragt
sie mich.
    „Ja.“
    „Ich auch…“
    Sie holt die Mittagsausgabe des Crépuscule aus ihrer Tasche und klopft darauf.
    „Also war’s nicht der Chinese,
hm?“
    „Nein, es war nicht der
Chinese“, knurre ich.
    „Oh! Beißen Sie nicht gleich!“
    Sie steckt die Zeitung wieder
weg.
    „Dafür ist aber Ihre Russin
eine Russin, falls Sie das tröstet. Natascha Spiridowitsch ,
Witwe eines Obersten…“
    „Na ja, immerhin etwas. Alter?
Das heißt, wenn Sie sie gesehen haben...“
    „Ob ich sie gesehen habe, weiß
ich nicht. Aber auf jeden Fall ist sie nicht mehr ganz jung.“
    Hélène sieht mich schräg von
der Seite an.
    „Man kann also nachrechnen“,
fährt sie fort, „ob sie in den dreißiger Jahren...“
    „...das richtige Alter hatte
für den Beruf, den wir vermuten.“
    „Sie haben so eine Art, sich
auszudrücken!“
    „Ich möchte mich klar
ausdrücken, ohne daß Sie rot werden.“
    „Oh, vielen Dank! Ja, sie muß
damals so um die Dreißig gewesen sein. Ihre Geschäftspartnerin, eine gewisse
Madame Sonia — noch eine Russin — ist etwa in demselben Alter.“
    „Ihre Geschäftspartnerin?“
    „Ja. Sie lenken zu zweit die
Geschicke des Ladens. Eine hab ich gesehen, Natascha oder Sonia. Das wollte ich
Ihnen erklären.“
    „Ein ziemlich großer Laden
also?“
    „Sehr groß. Und außerdem mehr
als nur ein Laden. Hab ich Ihnen eigentlich mal erzählt, daß eine Schulfreundin
von mir Mannequin ist?“
    „Nein.“
    „Dann tu ich’s jetzt. Zu Jacqueline
- so heißt meine Freundin — wollte ich vom Laden aus gehen. Die hatten übrigens
nichts Malvenfarbenes. Hab mir Strümpfe gekauft. Dabei konnte ich ein
Telefongespräch mitkriegen. Außerdem noch ein paar Gesprächsfetzen von den
Verkäuferinnen... Kurz gesagt, Jacqueline sollte mir das, was ich soeben
aufgeschnappt hatte, ganz genau erklären. Und wirklich: Jacqueline weiß bestens
über das Haus Natascha Bescheid. Es ist nämlich nicht nur das Luxusgeschäft auf
dem Boulevard Haussmann. Ateliers gehören noch dazu, wo Exklusivmodelle
entwickelt und hergestellt werden, für Strumpfhalter, Mieder, Büstenhalter usw.
Natascha arbeitet für die großen Modehäuser. Mehr oder weniger eine
Konkurrentin von Marie-Rose Lebigot , wenn Ihnen der
Name was sagt.“
    „Ja, kenn ich. Na ja... dem
Namen nach. Dann macht also Natascha, oder besser gesagt das Tandem
Natascha-Sonia, den gleichen Kram?“
    „Ja.“
    „Ehrenwertes Haus, achtbar und
alles?“
    „Und alles, jawohl.“
    Ich lege meine Stirn sorgenvoll
in Falten.
    „Glauben Sie, daß das die falsche
Spur ist?“ fragt Hélène.
    „Ganz im Gegenteil. Gerade die
Ehrenwerten und Achtbaren haben von Erpressern am meisten zu befürchten... Wär
Natascha — oder von mir aus auch Sonia — weiter auf den Strich gegangen... einmal
angenommen, sie hat früher tatsächlich in der Taverne du Brûlot gearbeitet... Hätte sie also weiter angeschafft, dann wär’s ihr scheißegal,
wenn jemand sie an die Vergangenheit erinnert. Aber jetzt, wieder achtbar
geworden... schlechte Karten gegenüber dem Drucker der rosa Karten.“
    „Falls er was mit Natascha zu
tun hat.“
    „Hat er. Zavatter hat ihn in das Geschäft gehen sehen, oder? Jeder, auch ein Chinese, sogar
einer, der Tchang-Pou heißt, hat das Recht, in jedes
beliebige Geschäft zu gehen. Aber Natascha ist nicht jedes beliebige Geschäft.
Die Inhaber sind Russinnen.“
    „Ja, stimmt. Und was wollte Tchang-Pou dort, Ihrer Meinung nach? Sollte mich wundern,
wenn Sie keine Idee hätten.“
    „Ach, Mademoiselle machen sich über mich lustig? Gut, machen Sie sich so lustig, wie Sie wollen.
Viel Spaß! Ich hab nämlich keine Idee. Weiß nicht, was Tchang-Pou bei

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