sus
nicht mehr, so
kaputt wie ich bin. Lassen Sie mich Sonias Dummheit dadurch wieder
ausbügeln...“
Ich sage nichts mehr, nicke
nur. Nestor Burma hat mir nahegelegt, so intim wie möglich mit den beiden
Frauen zu werden, dicke Freunde, wie der Belgier sagt. Sieht so aus, als hätte
ich das wenigstens geschafft. Fragt sich nur, wohin das führen wird. Ich
jedenfalls hab nicht die leiseste Ahnung. Immerhin weiß ich jetzt, welche von
beiden erpreßt wird. Das ist auch schon was. Besser als nichts.
„Hier entlang bitte“, sagt
Natascha.
* * *
Jetzt werfe ich mich schon eine
Stunde lang von einer Seite auf die andere. Ich liege im Bett des Gästezimmers
und unterziehe durch meine Bocksprünge das Luxus-Negligé von Natascha einem
Härtetest. Ich kann einfach nicht einschlafen... Möglicherweise versuche ich’s unbewußt auch gar nicht ernsthaft. Aber trotzdem: auch ich
bin hundemüde! Bestimmt die nervliche Anspannung. Ich steh auf, knipse das
Licht an und bewundere mich im Spiegel. Ein wunderschönes Nachthemd, elegant
und knitterfrei! Wenn ich erst mal meinen Anteil von der Loterie nationale bekomme, werd ich mir ein Dutzend davon
kaufen. Ich gähne, knipse das Licht wieder aus und leg mich hin.
Es regnet immer noch. Monoton
plätschert es auf die Frühlingsblätter der nahen Bäume. Mein Zimmer geht nach
hinten auf den Garten und den kleinen Wald hinaus. Von diesem Plätschern
abgesehen, herrscht in dem schlafenden Haus Totenstille. Der Wind hat sich
gelegt. Schwacher Regen besiegt starken Wind. Nieselregen, monoton...
monoton... Unmerklich gleite ich hinüber in einen leichten Halbschlaf...“
...Ich betrachte mich in dem
Schrankspiegel. Der Schrank öffnet sich, und heraus tritt eine blonde Frau
(Natascha?) in Kosakenuniform. Plötzlich ist es die Uniform eines Pariser Flics . Die blonde Frau verwandelt sich in Nestor Burma.
Mein Chef schlägt mit seinem weißen Knüppel auf den Spiegel ein, in dem ich
mich immer noch bewundere. Der Spiegel zersplittert in tausend Stücke... ein
furchtbarer Krach... wie eine Explosion... ein Donner...
Lange werd ich nicht geschlafen haben. Ich springe im Bett auf und wäre beinahe
hinausgefallen. Ein violetter Lichtschein erhellt das Zimmer, spiegelt sich im
Schrank. Jetzt entlädt sich also ein richtiges Gewitter direkt über dem Haus.
Ein Höllenspektakel.
Schwacher Regen besiegt starken
Wind, Wolkenbruch erzeugt Sturm. Etwa gleichzeitig zuckt der Blitz, kracht der
Donner; ein heftiger Windstoß rüttelt am Fenster, öffnet es. Die Gardine zieht
an der Stange und bläht sich auf. Eine kühle Brise fegt ins Zimmer. Ich stürze
zum Fenster, um das Schlimmste zu verhüten. Dabei verfange ich mich
hoffnungslos in der Gardine. Ein Regenguß überschüttet mich. Wasserdicht ist das Négligé allerdings nicht! Endlich gelingt es mir, das Fenster zu schließen. Hoffentlich
besser als derjenigen, die es vor mir gemacht hat. Ich halte mich noch ein
wenig am Fenstergriff fest, um Atem zu holen. Da zuckt wieder ein Blitz auf und
taucht Garten und Wäldchen vor mir in taghell giftviolettes Licht.
In diesem Augenblick sehe ich
den Mann neben einem Baum. Der Regen peitscht ihm ins Gesicht; er scheint es
nicht zu bemerken. Sieht aus wie ein Geist oder ein Schlafwandler. Er hält
etwas in der Hand. Eine Waffe, einen Knüppel, was weiß ich? Es geht alles zu
schnell, als daß ich es richtig erkennen könnte. Aber seine Augen werde ich nie
vergessen, seine Augen, die starr auf das Fenster gerichtet sind, hinter dem
ich in meinem prächtigen Negligé zittere. Nur mit Mühe unterdrücke ich den
Schrei, der mir in der Kehle steckenbleibt.
9
Hélènes Bericht (Schluß)
Alles sinkt wieder in
undurchdringliche Dunkelheit zurück.
Ich weiche nicht von meinem
Beobachtungsposten. Mit wild klopfendem Herzen warte ich auf den nächsten
Blitz. Der läßt nicht lange auf sich warten, wird zu einer ganzen Reihe von
Blitzen, immer gleich hell. Die Bäume werden immer noch von den Windstößen
durchgeschüttelt. Aber es ist kein Mensch mehr zu sehen. Vielleicht hat auch
nie jemand dort gestanden. Hab wohl geträumt, Opfer meiner Nerven, einer
Halluzination...“
Ich friere. Nicht nur vor
Angst. Auch die Kälte macht sich bemerkbar. Mein nasses Nachthemd klebt mir am
Körper. Wär vielleicht ein erstklassiges Schauspiel für den Herrn von eben,
aber nicht für mich. Ich verriegele das Fenster und ziehe den Vorhang zu. Dann
mache ich Licht und gehe ins Badezimmer. Dort ziehe ich mir das
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