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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Nachthemd aus
und frottiere mich ab. Ich werfe einen Bademantel über, der in einer Ecke
liegt, und gehe zurück ins Zimmer. Meine Uhr zeigt zwei Uhr morgens.
    Hört sich so an, als verziehe
sich das Gewitter. Es regnet immer noch, aber nicht mehr so stark. Das Donnern
ist kaum noch zu hören. Der Wind bläst gleichmäßiger.
    Meine Sinne sind hellwach. Die
Schritte auf dem Flur sind sehr leise, aber ich höre sie. Sicher, das Getöse
des Gewitters hat die Bewohner der Villa aufgeweckt. Hätte mich auch gewundert;
aber trotzdem... Warum sind die Schritte so leise?
    Ich stehe wie angewurzelt da
und lausche. Die vorsichtigen Schritte nähern sich meinem Zimmer, halten
inne... der Türknopf dreht sich langsam.
    Ich stürze zur Tür, stemme mich
mit aller Kraft dagegen. Es gibt weder einen Riegel noch einen Schlüssel. Von
der anderen Seite wird mächtig gedrückt. Auf dem Nachttisch erblicke ich einen
schweren Metallaschenbecher. Ich versuche, an die handfeste Waffe
heranzukommen, ohne dem geheimnisvollen Eindringling den Weg freizugeben. Aber
der Tisch steht zu weit weg. Hoffnungslos. Nur der Selbsterhaltungstrieb läßt
mich noch nicht aufgeben. Wie lange kann ich standhalten? Ich muß an den Mann
denken... der Mann, der so gierig zu mir hochgesehen hat... Ich könnte um Hilfe
schreien, schießt es mir durch den Kopf. Warum hab ich nicht früher daran
gedacht? In diesem Augenblick sagt jemand hinter der Tür:
    „So öffnen Sie doch!“
    Die Stimme beruhigt mich.
    „Wer... wer ist denn da?“
stottere ich.
    „Ich, Sonia.“
    „Sonia!“
    Großer Gott! Ich könnte ihr um
den Hals fallen. Mit einem Seufzer der Erleichterung geb ich die Tür frei.
    Ihr Knoten hat sich gelöst. Das
schwarze Haar mit den vereinzelten Silbersträhnen fällt ihr über den Rücken.
Sie trägt einen blauen Morgenmantel über ihrem Nachthemd, an den Füßen
Pantoffeln.
    Vorsichtig schließt sie die Tür
hinter sich. Mit einem schmerzlich verzerrten Lächeln sieht sie mich an. Ihre
schwarzen Augen scheinen Funken zu sprühen. Keuchend kommt ihr Atem zwischen
den blutleeren Lippen hervor. Ihre Brust bewegt sich heftig.
    „Blöde Gans!“ zischt sie.
„Altes kleines Miststück!“
    Ich komm weder dazu, etwas zu
sagen, noch etwas zu tun. Sie packt mich an den Revers des Bademantels und
schüttelt mich wutentbrannt. Dann läßt sie mich plötzlich wieder los, stößt
mich zurück. Ich falle aufs Bett. Der Bademantel hat sich geöffnet. Darunter
bin ich nackt. Ich tue nichts dagegen. Sie mustert mich und sagt:
    „Du hast einen hübschen kleinen
Körper, du altes Miststück. Solltest Nutte werden. Das wär sauberer. In deinem
Alter war ich Nutte...“
    Ein Schluchzer schnürt ihr die
Kehle zu.
    „...Das war sauberer... und ich
hatte Gründe dafür...“
    Ich schüttele mich und bringe
den Bademantel wieder in Ordnung. Dabei denke ich an Nestor Burma.
    „Halten Sie die Schnauze“, sage
ich, wohl von meinem Chef inspiriert.
     
    * * *
     
    Ich dachte, das würde sie umhaun . Haut sie aber nicht um. Sie lacht nur:
    „Miststück, wie ich mir’s gedacht habe.“
    „Schreien Sie nicht so laut“,
ermahne ich sie. „Sie wecken das ganze Haus auf.“
    „Wen soll ich schon aufwecken?
Iwan schläft in der Garage. Das ist weit genug weg. Olga ist taub. Und
Natascha... Sie war sowieso schon müde, aber ich hab den Rest besorgt. Sie
schläft wie ein Stein.“
    „Ach ja? Sieht so aus, als
hätten Sie alles gut vorbereitet, hm?“
    „Ja. Wollte ‘n paar Sätze mit
dir reden. Im Geschäft war’s schlecht möglich, aber hier, dachte ich... nachdem
sich Natascha abgemeldet hat... und du mir so schön in die Falle gegangen bist,
du dumme Gans.“
    Ich tat enttäuscht.
    „Wirklich, Sonia, ich hab Sie
für intelligenter gehalten. Ihnen liegt was im Magen, und das trübt Ihren
Verstand. Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, daß ich die Falle vielleicht
selbst gestellt haben könnte... wenn es überhaupt eine ist... jedenfalls ‘ne ziemlich
miserable Falle... und daß ich freiwillig reingegangen bin, weil ich mindestens
auch einen Satz mit Ihnen reden will?“
    „Oh! Das ist mir wohl klar.
Meinst du, ich hab nicht gesehen, was du in deiner Tasche hast? Als du die
Einladungskarte gesucht hast...“
    „Die andere Karte, hm? Rosa.
Die vom Puff.“
    „Miststück...“
    Nervös schließt und öffnet sie
ihre Hand.
    „Der eine reicht wohl nicht,
was? Du willst auch dein Stück vom Kuchen... Wenn du Geld haben willst, geh auf
den Strich. Wie ich, damals...

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