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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gekommen.“
    „Selbst wenn Sie dran gedacht
hätten — Tchang-Pou hätte ihn für einen ganz normalen
Einbrecher gehalten und ihn nicht mit Ihnen in Zusammenhang gebracht. Hören
Sie, Sonia...“
    Ich steh auf, gehe zu ihr und
nehme schwesterlich ihre Hände. Sie sind kalt und zittern.
    „Hören Sie, Sonia, Sie haben
niemanden zu Tchang-Pou geschickt. Aber Sie hätten es
tun können, nicht wahr? Um etwas wiederzukriegen... etwas anderes als Bargeld.“
    Sie senkt den Blick, zögert,
kämpft einen Augenblick mit sich selbst. Endlich murmelt sie:
    „Ja. Beim letzten Mal... hatte
ich kein Geld... ich konnte nicht in die Kasse greifen... also hab ich Natascha
was geklaut... hier... im Haus...“
    Sie schüttelt sich und ihre
lange Haarpracht.
    „Verrückt, nicht wahr? Ob ich
Geld klaue oder was anderes, beides ist Klauen, eine Schweinerei. Aber
trotzdem... Geld, das ist eben nur Geld... während der Diamant... vielleicht
hängt sie dran... vielleicht ist es mehr für sie als nur der Geldwert...“
    Ich knete ihre kalten Hände mit
meinen fieberheißen. „Nestor Burma hatte recht!“ rufe ich.
    Es ist schon fast fünf Uhr
morgens, als Sonia mein Zimmer verläßt.
    Nachdem sie mir gestanden
hatte, Natascha einen Diamanten gestohlen zu haben, um ihn ihrem Blutsauger in
den Rachen zu werfen, haben wir über dies und das geredet. Ich hab versucht,
sie wieder aufzurichten. Sicher, möglicherweise wird Natascha bald merken, daß
ein Diamant fehlt. Anscheinend hat sie eine ganze Sammlung davon in einer
Schatulle. Aber warum sollte ihr Verdacht auf ihre Geschäftspartnerin fallen?
Und vielleicht hat Nestor Burma bis dahin was Ordentliches zustandegebracht .
Ich hab Sonia nämlich versprochen, daß mein Chef versuchen wird, ihr den
Diamanten wiederzubeschaffen...“
    Sonia ist gegangen.
    Ich ziehe den Vorhang zur Seite
und sehe aus dem Fenster. Langsam weicht die Nacht dem ersten Tageslicht. Es regnet
immer noch. Die Bäume rascheln mit ihren Blättern, als seien sie mir feindlich
gesonnen. Der Mann von heute nacht kommt mir in den
Sinn. Sonia hab ich nichts von ihm erzählt. Meine Erinnerung an ihn ist sehr
verworren. Sie verblaßt im dumpfen Grau-in-Grau der
schlaflosen Nacht. Ich muß wohl mit offenen Augen geträumt haben.

10
     
    „Ich muß wohl geträumt haben“,
sagt Hélène.
    Ich seh sie mir genau an, stelle sie mir in ihrem wunderschönen Nachthemd vor. Ich
ziehe an meiner Pfeife und blase eine Rauchwolke an die Decke.
    „Vielleicht haben Sie gar nicht
geträumt“, sage ich. „Vielleicht hatte dieser Mann das Bedürfnis, ein wenig zu
träumen. Sie wissen nicht, wozu so’n komischer Kauz imstande ist. Die holen sich den Tod, nur
für eine nackte Brust.“
    Meine Sekretärin klopft
ungeduldig mit dem Fuß.
    „Nichts gab es zu sehen. Und
schon gar keine nackte Brust. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über meine
Halluzinationen. Sagen Sie mir lieber, was Sie von den Informationen halten,
die ich mitgebracht habe.“
    „Viel Gutes.“
    „Sehen Sie jetzt etwas klarer?“
    „Wie durch Ihr Nachthemd. Ich
hoffe, das war durchsichtig, sonst wär mein Vergleich...“
    „Oh, ich bitte Sie! Lassen Sie
das Nachthemd beiseite.“ Das kann man nun so oder so verstehen. Wir müssen
lachen. Ich werde wieder ernst.
    „Nun“, sage ich, „ich sehe die
Sache jetzt folgendermaßen: Tchang-Pou bekommt von
Sonia den Diamanten. Er wendet sich an Goldy . Der
soll ihn verkaufen oder nur begutachten. Goldy interessiert sich brennend für den Stein. Warum? Keine Ahnung. Er will wissen,
woher er stammt. Wieder: Warum? Wieder keine Ahnung. Der Chinese sagt ihm wohl,
daß er ihn von einem Russen oder einer Russin hat, ohne Namen zu nennen. Als Goldy zu uns kommt, hat er dem Chinesen den Klunker
wiedergegeben. Sollte ihn wohl nur begutachten. Darum meint Tchang-Pou ,
ich suche ihn (den Diamanten), als er mich überrascht. Ich glaube, er hat
sowohl Goldy als auch Sonia als Auftraggeber in
Verdacht. Also geht er zu beiden, um das nachzuprüfen oder einfach nur um sich
zu zeigen. Ein ziemlich dreister Kerl. Bei Goldy macht ihm niemand auf. Er schleicht zu Sonia zum Boulevard Haussmann.“
    „Bei Goldy macht ihm niemand auf“, wiederholt Hélène und zieht ein krauses Näschen. „Weil Goldy nämlich schon tot ist und ihm kaum öffnen kann. Aber
für Goldys Ableben haben wir dadurch immer noch keine
Erklärung.“
    „Wie man’s nimmt. Angenommen, Goldy hat mit... sagen wir X... über den Diamanten
gesprochen. X ist scharf auf das

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