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sus

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Titel: sus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Wachposten. Ich setze mich etwas weiter weg.
    „Schön“, beginnt der Chinese.
„Was wollen Sie nun genau?“
    „Sie sollen Sonia in Ruhe
lassen und mir außerdem ein paar Fragen beantworten.“
    „Was Sonia Perowskaia angeht, okay. Nicht weil ich Angst vor Ihnen habe, sondern weil ich das sowieso
vorhatte. Ich bin kein Kind mehr. Kenne das Leben. Ich weiß, wie weit man einen
Bogen spannen kann und wann man aufhören muß. Ich habe Sonia wie eine Zitrone ausgepreßt . Bei ihr ist nichts mehr zu holen. So was spürt
man. Ich könnte sie höchstens noch in die Verzweiflung treiben. Und wozu solche
gerupften Hühner dann fähig sind, diese Schäfchen...“
    „Sie können sich in reißende
Löwen verwandeln.“
    „Genau, sie können sehr
gefährlich werden. Neulich — das hat sie Ihnen sicher erzählt — hab ich
gedroht, meine Tarife zu erhöhen. Einfach nur, um nicht das Gesicht zu
verlieren. Sie sollte kapieren, daß sie mit mir nicht Katz und Maus spielen
kann. Ich dachte, sie hätte mir diesen Kerl auf den Hals geschickt, den ich
dann beim Rumschnüffeln überrascht habe. Sie wissen schon... Also hab ich ihr
gedroht. Aber ich weiß, daß ich nichts mehr aus ihr rauspressen kann und
aufhören muß. So.“
    Er legt mir das in aller Ruhe
auseinander, ganz selbstverständlich. Ein Pfundskerl.
    „Paßt es Ihnen so?“ fragt er
noch freundlich.
    „Sehr gut. Zu gut.“
    „Vielleicht paßt es gleich
nicht mehr ganz so gut. Sie haben da was von Fragen gesagt. Noch ist nicht
klar, ob ich Lust habe, darauf zu antworten.“
    „Sie werden antworten.“
    „Und warum?“
    „Weil hinter Ihnen etwas ist.“
    „Hinter mir?“
    „Ja. Die Blonde.“
    „Ach! Die Blonde Er lacht.
    „Schon wieder diese Blonde.
Amüsant. Stellen Sie erst mal Ihre Fragen. Dann werden wir weitersehen.“
    „Sonia hat Ihnen einen
Diamanten gegeben. Den will ich haben.“
    Er lacht laut auf.
    „Ihr erster Satz ist eine
Aussage, der zweite ein Wunsch. Weit und breit keine Frage. Wie soll ich darauf
antworten?“
    „Chinesische Wortklauberei.
Klauben wir zusammen: Hat Sonia Ihnen einen Diamanten gegeben?“
    „Ja.“
    „Wollen Sie ihn mir
wiedergeben?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Ich hab ihn nicht mehr.“
    „Verkauft?“
    „Ja.“
    „An wen?“
    „An denundden .“
    „Teuer?“
    „Sehr teuer.“
    „Soll ich Ihnen glauben?“
    „Ja.“
    „Es ist zum Totlachen, aber ich
glaube Ihnen. Ist das blöd?“
    „Nein.“
    „Sehr gut.“
    Auf ,Sehr gut’ gibt’s keine Antwort.
Also schweigt mein Gegenüber.
    „Sie haben Goldy den Diamanten gegeben. Schon wieder eine Aussage. Also: Stimmt das?“
    „Ja.“
    „Sollte er ihn kaufen?“
    „Nein.“
    „Begutachten?“
    „Ja.“
    „Hat er ihn zurückgegeben?“
    „Ja.
    „Haben Sie ihm gesagt, woher
Sie ihn hatten?“
    „Nein.“
    „Hat er danach gefragt?“
    „Ja.“
    „Haben Sie ihm geantwortet?“
    „Nein.“
    „Hat er lockergelassen?“
    „Nein.“
    „Und Sie haben ihm nichts
gesagt?“
    „Nein.“
    „Doch.“
    Ich wisch mir mit dem
Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Zum Verrücktwerden. Woher sonst konnte Goldy wissen, daß Russen mit im Spiel waren? Ich beantworte
diese Frage selbst mit einem gepfefferten Ausdruck.
    „Dann sind Sie zu Sonia in den
Laden gegangen und haben ihr gedroht“, fahre ich fort. „Aber vorher waren Sie
noch bei Goldy . Stimmt’s?“
    „Ja.“
    „Weil Sie dachten, daß
vielleicht er mich zu Ihnen geschickt hatte?“
    „Ja.“
    „Der Diamant schien ihn
brennend zu interessieren, hm?“
    „Ja.“
    Das Hm? ging also auch als
Frage durch.
    „Und Sie dachten weiter, ich
hätte diesen Stein gesucht?“
    „Ja.“
    „Sie gehen also sofort — am
nächsten Morgen — zu ihm, um ihm den Marsch zu blasen. Um das Gesicht nicht zu
verlieren. Aber er war nicht zu Hause, stimmt’s?“
    „Nein.“
    ”Ja.“
    „Ist er tot umgefallen, als er
Sie sah?“
    „Nein.“
    Möchte wissen, warum ich diesen
unsinnigen Dialog fortsetze. Bin ich vielleicht ein Masochist? Offensichtlich
lacht sich dieser Tchang-Pou halbtot über mich. Nur soviel , wie’s ihm als Asiaten erlaubt ist.
    „Gut, ich glaube, das ist
alles. Aber Sie sehen, Sie haben geantwortet.“
    „Ja.“
    „Und warum waren Sie so brav?“
    Seine Antwort fällt weniger
lakonisch aus als die vorherigen.
    „Weil ich es für unangebracht
halte, mich mit jemandem zu streiten, wenn es nicht sein muß. Weiß der Teufel,
warum Sie mich das alles gefragt haben. Aber meine Antworten

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