sus
„Sie sind Privatdetektiv? Nestor Burma?“
Sieht nicht so aus, als würd
ihn das übermäßig beruhigen. „Genau der.“
„Entschuldigen Sie mein Mißtrauen ...“
Ich stecke meine Papiere wieder
in die Tasche. Während ich mit dem kaputten Brillenglas rumspiele, sage ich:
„Vergessen wir’s und setzen wir
unsere nette kleine Unterhaltung fort. Ich habe gerade mit einem Fall zu tun,
und dafür muß ich wissen, ob man bei einem Diamanten sagen kann, in welchem Land
er geschliffen worden ist.“
„Wie ich eben schon sagte: es
ist schwierig und außerdem dem Zufall unterworfen. Wir können ihn ja erst mal
untersuchen. Haben Sie ihn?“
„Nein.“
„Tja, dann...“
Schweigen. Dann ich:
„Hören Sie, Monsieur Rosen. Die
Russen machen nichts so wie alle andern. Vielleicht haben sie auch eine
besondere Art, Edelsteine zu bearbeiten.“
„Oh! Über Russen wird viel
erzählt. Ihr Diamant kommt aus Rußland ?“
„Glaub ich wenigstens.“
„Na ja, dann...“
„Aber ich bin mir nicht sicher.
Und...“
Ich unterdrücke einen Fluch.
Rosen wird wieder nervös. Ehrlich gesagt, er wird
schnell nervös.
„Was ist?“ fragt er ängstlich.
„Nichts, nichts... Ich...
Kannten Sie Goldy ? Eben hab ich Goldant oder Goldstein gesagt, aber sein richtiger Name war Goldy .
Kannten Sie ihn?“
„Nein.“
„Für ihn arbeite ich,
sozusagen. Er hatte neulich einen Diamanten in den Fingern. Nahm wohl an, daß
es ein russischer war. Ich sollte nämlich nach Russen suchen. Hätte gerne
gewußt, wie er drauf gekommen ist. Deswegen erkundige ich mich nach der
Nationalität von Diamanten.“
„Ah ja, ich verstehe. Aber ich
kann Ihnen da nicht weiterhelfen.“
„Sie können mir aber doch wohl
sagen, ob Sie Goldy kannten?“
„N... nein. Ich kannte ihn
nicht.“
Sehr überzeugend!
„Aber, aber, Monsieur Rosen!
Zufällig bin ich vom Gegenteil überzeugt. Ich hab eine Liste von Goldys Freunden und Geschäftspartnern. Sie stehen auch
drauf.“
Er sinkt in sich zusammen und
seufzt.
„Ja, gut. Ich kannte ihn. Aber
ich will nicht mehr dran denken. Die Nachricht von seinem Tod hat mich
erschüttert. Ich hab Angst vorm Sterben. Dachte nicht, daß das so schnell
passieren kann. Deshalb bin ich auch so nervös.“
„Verständlich. Sie waren nie
Uhrmacher, Monsieur Rosen?“
„Nein. Warum?“
„Wegen der Uhr.“
„Wegen welcher Uhr?“
„Man nimmt sie Stück für Stück
auseinander, baut sie wieder zusammen und hat plötzlich zwei Uhren. Na ja,
genauso war es eben mit Ihrem Brillenglas. Sehen Sie, ich hab hier die
Glasscherben. Bis auf ein paar Kleinigkeiten kann man das Glas wieder zusammensetzen.
Nur... äh... ich hab ein Teil zuviel . Komisch, hm?“
Rosen antwortet nicht, wird
aschfahl. Das Zittern kommt wieder.
„Komisch, hm? Haben Sie eine
Erklärung dafür? Ich hab eine. Als Sie die Splitter eben aufgesammelt haben,
haben Sie einen mitaufgehoben. Der ist wahrscheinlich aus Ihrem Rockaufschlag
gefallen, während unseres kleinen Kampfes. Das ist nämlich nicht das erste Mal
gewesen, daß bei einem Streit Ihre Brillengläser zu
Bruch gingen. Zum Beispiel bei Goldy . Wenn ich Sie
näher untersuche, finde ich bestimmt Spuren von Schlägen.“
Er blinzelt mich einen Moment
lang schweigend an, dann murmelt er:
„Okay. Rufen Sie die Polizei.
Das ist kein Leben mehr, nach dieser Sache. Rufen Sie die Polizei.“
„Nein, die lassen wir hübsch in
Ruhe. Sagen Sie mir lieber, wie das passiert ist. Schließlich handelt es sich
hier nicht um eine Gummileiche.“
„Gummileiche?“
„Ein kleiner Scherz. Höchst
privat. Achten Sie nicht drauf. Also, Goldy hat Ihnen
von diesem Diamanten erzählt, nicht wahr?“
„Ich sollte ihn begutachten.“
„Und Sie haben festgestellt,
daß es sich um einen russischen Diamanten handelt?“
„Ich habe festgestellt, daß der
Stein sehr wertvoll war. Goldy wußte es, wollte aber
sichergehen. Ich hab ihn gefragt, woher er ihn habe. Er hat’s mir nicht gesagt,
und ich hab verstanden.“
„Was haben Sie verstanden?“
„Daß der Diamant gestohlen war.
Na ja... hab’s mir nicht sofort vorgenommen... die Idee ist ganz langsam
herangereift... Na ja... Hab mir gesagt, daß ich was Gestohlenes doch wohl
stehlen könnte... ohne Risiko... Goldy würde keine
Anzeige erstatten... Ich bin ein alter Mann, Monsieur... Hab nie den Platz an
der Sonne gehabt, den ich verdiene... mein Wissen ist beachtlich und...“
„Ja, ja, schon gut. Halten wir
uns an die Tatsachen. Sie reden
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