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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosarot in Seattle
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mit diesem südamerikanischen Mädchen getroffen hat, das er so mag. Oder dass er zu einem Freund gegangen ist. Aber als er zum Abendessen immer noch nicht auftauchte, habe ich seine Freunde angerufen.“ Einen Moment verzerrte Angst ihr Gesicht, dann gewann sie die Fassung zurück. „Niemand weiß etwas.“
    „Oder will etwas verraten“, warf Jase ein.
    Die ältere Dame protestierte. „Er ist ein guter Junge! Und dasselbe gilt für neunundneunzig Prozent seiner Freunde.“
    „Ich will auch gar nichts Gegenteiliges behaupten, Ma’am. Aber selbst die besten Teenager sind eben noch immer Teenager. Sie tun manchmal Dinge, über die sie nicht gut genug nachgedacht haben. Und sie scheinen alle zu glauben, wenn es ein elftes Gebot gäbe, würde es lauten: Du sollst deine Freunde decken, egal, worum es geht. Und manchmal lügen sie einfach nur, weil sie wissen, dass den anderen die Wahrheit nicht gefallen wird. Ich kenne Darnell nicht, darum will ich nicht behaupten, dass er so ist. Aber zumindest sollten wir es im Kopf behalten. Hat er ein Auto?“
    „Nein, Sir.“
    Jase stand auf. „Warum zeigen Sie mir nicht sein Zimmer? Während ich es mir anschaue, könnten Sie ein Foto suchen, das ich herumzeigen kann. Außerdem brauche ich eine Liste mit den Adressen und Telefonnummern seiner Freunde.“
    „Ist gut.“ Nachdem Darnells Großmutter sie in ein Zimmer neben der Küche geführt hatte, zog sie sich zurück. Poppy sah Jason zu, wie er Darnells Sachen durchsuchte.
    Und sie stellte fest, dass es möglicherweise Zeit war, ihre Meinung zu ändern.
    Letztes Jahr hatte de Sanges ihr unangenehme Dinge gesagt, die sie nicht hatte hören wollen. Doch jetzt begriff sie, dass er die Fakten einfach nur nach seiner Berufserfahrung beurteilt hatte. Und das tat er entgegen ihrer ursprünglichen Ansicht nicht, um andere zu entmutigen oder zu verletzen, sondern um so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Hinzu kam, dass seine Einschätzung von Teenagern ziemlich genau mit ihren Erfahrungen übereinstimmte.
    Sie glaubte wirklich an das, was sie Cory gesagt hatte – dass es anders gekommen wäre, wenn ein Polizist wie Jason den Capelli-Fall betreut hätte. Er war einfach viel zu stur, um einen Mann dafür bezahlen zu lassen, dass er mutig genug gewesen war, einen Mörder zu identifizieren.
    „Der Knabe hat Talent“, riss Jason sie aus ihren Gedanken. Er studierte einige von Darnells an die Wand gehefteten Bildern.
    „Das hat er wirklich. Und nicht zu knapp“, nickte sie.
    „Ich sehe keinen Computer.“
    „Vermutlich benutzt er die in der Bibliothek. Mrs. Jackson kümmert sich gut um ihn, hat aber nicht viel Geld übrig. Handys und Computer sind wohl eher nicht drin.“
    „Durchsuchen Sie den Papierkorb nach etwas, das auf seinen Aufenthaltsort hinweisen könnte.“
    Mrs. Jackson kam zurück, und Jason betrachtete das Schulfoto, das sie ihm gab. Er bat sie, Darnells Kleider durchzusehen und zu prüfen, ob etwas fehlte. Anschließend bat er sie, die Leute auf dem Skizzenblock zu identifizieren.
    „Das bin natürlich ich“, sagte sie irgendwann und saß einen Moment ganz still. Tränen füllten ihre Augen. Leise schniefend fuhr sie mit einem Finger über ihr Porträt. Dann blätterte sie auf die nächste Seite. „Ich denke, das ist das Mädchen aus Ms. Calloways Klasse, das Darnell so mag.“
    Poppy beugte sich vor. „Ja, das ist Emilia. Die beiden scheinen sich wirklich sehr zu mögen.“
    „Was hat sie gesagt, als Sie anriefen?“, fragte Jase.
    Da Mrs. Jackson Emilias Nummer nicht hatte, erklärte Poppy sich bereit, den Kontakt zu dem Mädchen herzustellen.
    Auf einmal wurde Mrs. Jacksons Gesicht hart.
    Jase lehnte sich vor, um die nächste Skizze genauer zu betrachten. „Wer ist das?“
    „Niemand“, erklärte die ältere Frau tonlos.
    „Er ist jemand, Mrs. Jackson, sonst hätte Ihr Enkel ihn nicht gezeichnet.“
    „Das ist Freddy Gordon. Darnell und er waren einmal befreundet. Aber dann ist Freddy Mitglied einer Gang geworden. Jetzt treffen sie sich nicht mehr.“
    „Ich brauche trotzdem seine Adresse. Wir werden jeden einzelnen Stein umdrehen.“
    „Ich kann Ihnen genau sagen, was Sie unter diesem speziellen Stein finden werden“, murmelte Mrs. Jackson. Aber sie stand auf, nahm die Adressliste, die sie aufgesetzt hatte, und verschwand wieder in der Küche.
    Mit ausdruckslosem Blick reichte Jase Poppy den Skizzenblock. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass sie inzwischen in der Lage war, Nuancen

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