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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosarot in Seattle
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– er war schließlich nicht dumm. Murphy war zu spät gekommen. Er hatte die ersten vierzehneinhalb Jahre schlechten Einfluss und miese Gene nicht mehr aufwiegen können.
    Wenn Murph früher in sein Leben getreten wäre, hätten die Dinge vielleicht anders gelegen. Wie sagten die Jesuiten gleich? Gebt mir ein Kind in seinen ersten sieben Jahren, und es wird für immer mir gehören.
    Nun, Murph war erst aufgetaucht, als Jase fast fünfzehn war – somit blieb er für den Rest seines Lebens ein de Sanges. Nichts konnte seine genetische Prägung mehr ausrotten.
    Er hatte genau verstanden, was Joe gemeint hatte, als er gesagt hatte, eine einzige Prügelei würde reichen, damit er bis ans Ende seines Lebens ins Kittchen wanderte.
    Denn richtig von falsch unterscheiden zu können, hieß noch lange nicht, dass man nicht in Versuchung kam. Und Jase kam jeden verdammten Tag in Versuchung. Jeden Tag war er nur einen Schritt davon entfernt, alles in die Luft zu jagen, was er sich so mühevoll aufgebaut hatte. Die Verlockung war wie eine Sirene, die ununterbrochen verführerisch in seinem Ohr sang. Es wäre ein Leichtes, ab und zu einen Diamanten aus einem bereits ausgeraubten Juwelierladen mitgehen zu lassen, anstatt zu sparen und nur das Notwendigste auszugeben. Manchmal hörte er die Stimmen von Dad und Pops in seinem Kopf sagen: „Na los, Junge – nimm es dir. Wem schadet es schon?“
    Darum hatte er schon vor langer Zeit feste Regeln für sich aufgestellt und Mauern um sich hochgezogen. Solange er sie nicht überwand, verlief sein Leben in der richtigen Spur. Es gab Regeln für die Arbeit, Regeln für die Freizeit – wenn er welche hatte – und Regeln für die Menschen, mit denen er sich umgab.
    Frauen eingeschlossen.
    Himmel, vor allem Frauen. Eine der ersten Regeln, die er für sich aufgestellt hatte, war auch diejenige, an die er sich am striktesten hielt: sich nie mit den guten Mädchen einzulassen.
    Früher hatte er diese Mädchen in der Schule immer beobachtet: Mädchen aus Familien, von denen er sich vorstellte, dass sie jeden Abend gemeinsam aßen und darüber diskutierten, was sie vom Leben erwarteten. Mädchen, von denen man einfach wusste, dass sie aufs College gehen, irgendeinen anständigen Trottel heiraten und Kinder bekommen würden, denen sie dieselben Werte vermittelten, die ihnen schon in die Wiege gelegt worden waren.
    Eine kurze Zeit lang wollte er das auch für sich selbst haben. Die Sehnsucht danach brannte in seinen Eingeweiden. Sie war sein heimlicher Wunsch – ein aussichtsloser Wunsch, was er zwar intuitiv wusste, was ihn aber nicht davon abhielt, sich um ein oder zwei der guten Mädchen zu bemühen.
    Wem wollte er hier eigentlich etwas vormachen – es waren exakt zwei gewesen. Schließlich hatte er weder Hilary noch Megan vergessen. Eine Zeit lang funktionierten beide Beziehungen. Er fühlte sich anders, wenn er mit diesen Mädchen zusammen war – besser. Um genau zu sein, großartig.
    Doch beide Male erfuhr er am eigenen Leib, dass es sich nicht auszahlte, zu tiefe Gefühle zu investieren, sich zu sehr von einem anderen Menschen abhängig zu machen. Denn genau dann sagte oder tat er etwas, das die Beziehung abrupt beendete. Die Gene gewannen die Oberhand. Bei Hilary war es eine Schlägerei gewesen. Er hatte einem miesen Typen eine Tracht Prügel verpasst, weil er einem Jungen das Geld für sein Pausenbrot abgenommen hatte. Bei Megan war es ein geklautes Auto gewesen, mit dem er sie auf eine Spritztour mitgenommen hatte. Doch der Diebstahl – bei dem ihn zum Glück niemand erwischte – war wohl nur der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ganz bestimmt hatte die Tatsache, dass er offen von seinen Verwandten im Knast gesprochen hatte, bereits das Ende eingeläutet.
    In beiden Fällen jedenfalls hatte er sich wohl genug gefühlt, um sich wie ein echter de Sanges zu benehmen und damit die Zuneigung der Mädchen zu verlieren. Zur Erleichterung ihrer Familien, wie er hätte wetten können. Er kam dahinter, dass gute Mädchen nicht nach Typen wie ihm suchten, und deren Eltern erst recht nicht.
    Na und, hey, das war doch keine große Sache. Wenn er etwas schon sehr früh gelernt hatte, dann, dass Enttäuschungen unausweichlich waren, das Leben aber auch immer wieder für einen Ausgleich sorgte.
    Zum Beispiel indem er in die Höhe geschossen und muskulös geworden war, während die meisten anderen Jungs den gleichaltrigen Mädchen nur bis ans Kinn reichten. Auf diese Weise

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