Susan Mallery - Bakery Sister - 03
her wusste sie zwar, dass sich die Dinge zwischen ihnen zwangsläufig geändert haben mussten, allerdings schien die E-Mail in ihrem Herzen nicht angekommen zu sein. Wie es aussah, hatte ein Teil von ihr dummerweise darauf gehofft, sie könnten noch einen Draht zueinander haben.
„Idiot“, murmelte sie, als die Ampel grün wurde und sie die Kreuzung passierte.
Sicher, sie hatte Matt einmal geliebt. Er hatte ihr alles bedeutet, aber diesen Matt gab es nicht mehr. Er hatte sich so verändert, dass er wie ein völlig Fremder für sie war. Da konnte sie sich unmöglich mehr wünschen als einen halbwegs freundlichen Umgang mit dem Vater ihres Kindes. Das musste sie akzeptieren und dann weitergehen. Und genau das hatte sie vor. Gleich nachdem sie ihr Treffen mit Nicole überstanden und einen dreifachen Milchkaffee intus hatte.
Sie erreichte das Haus ihrer Schwester und parkte. Die Brownies lagen in einer pinkfarbenen Schachtel für Backwaren, die sie extra gekauft hatte. Von allen drei Geschmacksrichtungen, die Nicole probieren sollte, hatte sie am Morgen jeweils zwei volle Bleche gebacken. Anschließend hatte sie von jeder Geschmacksrichtung jeweils ein Dutzend der besten Brownies herausgepickt und sie in kleine Papierschalen gesetzt. Präsentation ist alles, sagte sie sich.
Sie nahm die Schachtel, ging zur Haustür und drückte auf die Klingel.
Diesmal kam ein großer, gut gebauter Mann an die Tür, der hinreißend aussah und vor zehn Jahren vielleicht einmal Model für Unterwäsche gewesen war.
„Hi“, grüßte er schmunzelnd. „Ich bin Hawk. Du musst Jesse sein. Komm rein. An der Geschmacksprobe darf ich nicht teilnehmen. Nicole behauptet, dass mein Gaumen nicht fein genug dafür ist. Aber diese Brownies riechen so lecker, pass bitte auf, dass sie nicht alle aufisst.“
„Keine Sorge, ich habe drei Dutzend mitgebracht“, beruhigte Jesse den Mann, den sie auf Anhieb sympathisch fand.
Er ging ihr voran in die Küche, die jetzt viel aufgeräumter war als beim letzten Mal, als sie hier gewesen war. Nicole stand am Tresen und goss Kaffee ein. Als Jesse hereinkam, drehte sie sich um.
„Guten Morgen“, grüßte sie, ohne dass sie dabei sonderlich erfreut über den Besuch zu sein schien. „Hast du die Brownies dabei?“
„Ja.“ Jesse stellte die Schachtel auf den Küchentisch.
Eine zweite Frau betrat den Raum. Groß und blond wie Nicole, mit ähnlichen Gesichtszügen.
Claire, dachte Jesse. Es war ein seltsames Gefühl für sie, ihre zweite Schwester zu sehen. Die Schwester, die sie nie wirklich gekannt hatte.
Claire und Nicole waren zweieiige Zwillinge, sechs Jahre älter als Jesse. Im Alter von drei Jahren hatte Claire sich irgendwann einmal an ein Klavier gesetzt und einfach angefangen, perfekt zu spielen. Und das trotz der Tatsache, dass sie nie eine einzige Unterrichtsstunde gehabt hatte. Als Jesse geboren wurde, hatte man sie bereits nach New York verfrachtet, wo sie ausgebildet wurde, um dann auf der ganzen Welt Konzerte zu geben. Jesse war aufgewachsen, ohne Claire wirklich kennenzulernen, aber immer mit einer gewissen Missgunst, weil ihre Schwester doch dieses Leben einer Prinzessin führte, die von einer sagenhaften Stadt in die andere reiste, wo sie reiche und berühmte Leute traf und Klavier spielte.
Jesse und Nicole dagegen saßen in Seattle fest und bemühten sich, ohne sonderliche Betreuung groß zu werden. Nicole hatte Claire immer gehasst, weil sie sie verlassen hatte, obwohl es gar nicht ihre eigene Entscheidung gewesen war. Jesse hingegen hatte sich einfach nur gewünscht, sie auf ihren Reisen begleiten zu können.
Noch immer kannte Jesse diese Schwester kaum, aber Claire war diejenige gewesen, die mit ihr den Kontakt gehalten hatte, nachdem Jesse weggezogen war.
„Du bist also wieder zurück“, sagte Claire zur Begrüßung. „Ist Seattle denn noch so, wie du es in Erinnerung hast?“
„Weitgehend ja. Aber es ist auch viel neu gebaut worden.“
„Es ist der starke Arbeitsmarkt, der die Leute hierher lockt.“ Claire nahm sich den Becher Kaffee, den Nicole ihr reichte, und Jesse ebenfalls.
Einen Augenblick lang herrschte betretenes Schweigen. Jesse fühlte sich unbehaglich, denn auch wenn diese Menschen ihre Familie waren, aus dem einen oder anderen Grund waren sie ihr alle fremd. Und alle dachten sie das Schlimmste von ihr.
Hawk stellte sich hinter Nicole und legte seine Hände auf ihre Schultern. Er flüsterte ihr etwas zu und gab ihr einen Kuss. Selbst über den ganzen
Weitere Kostenlose Bücher