Susan Mallery - Buchanan - 01
Gäste waren nach der Happy Hour und der Übertragung des letzten Spiels gegangen, und nur mehr ein paar Geschäftsleute und Stammgäste, die nicht nach Hause wollten, waren noch da. Was bedeutete, dass die Besucher zu 90 Prozent Frauen waren.
Sein Bruder Reid stand hinter dem Tresen und hielt Hof. Ungefähr ein Dutzend vollbusige Schönheiten hörten ihm zu, lachten und luden ihn unverblümt in ihr jeweiliges Bett ein. Oder vielleicht doch nicht nur in ein jeweiliges Bett. Bei Reid wusste man nie so recht.
So war er schon immer, dachte Cal grinsend, winkte seinem Bruder zu und steuerte auf eine Sitzecke zu. Reid hatte mehr als genug Frauen gehabt, die sich für ihn interessierten. Einerseits, weil er der Baseballstar im Highschool-Team gewesen, andererseits, weil er ein Buchanan war. Die Buchanan-Jungs hatten nie an mangelnder weiblicher Gesellschaft gelitten.
Als er zur Sitzecke kam, sah er seine kleine Schwester Dani. Sie hatte schon Platz genommen, ein Bier vor sich stehen und schaute gekränkt drein. An ihrem Gesichtsausdruck merkte er, dass sie die Neuigkeit bereits gehört hatte.
„Wie geht’s, Kleines?“, fragte er und setzte sich neben sie.
„Was glaubst du? Ich versuche immer noch, mir das Messer aus dem Rücken zu ziehen.“
Wenn sie noch Kinder wären, würde er sie an sich drücken und so lange kitzeln, bis sie zu schreien begann. Dann würde er sie umarmen. Aber das war nicht mehr möglich, und er wusste nicht, wie er sie trösten sollte.
„Hi, Cal.“
Er blickte auf und sah Lucy, eine der Kellnerinnen, auf sich zukommen.
„Das Übliche?“, fragte sie.
Cal nickte.
„Dani hat Nachos bestellt“, fügte sie hinzu. „Eine Portion für zwei?“
„Für drei. Reid gesellt sich auch zu uns.“
„Wird gemacht.“
Als sie sich umdrehte, kam ihr runder Po unter den engen Kaki-Shorts zur Geltung. Nur Reid konnte es sich erlauben, sein Personal im Winter in Seattle in kurzen Hosen und ausgeschnittenen T-Shirts arbeiten zu lassen.
Cal wandte sich seiner Schwester zu. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange, aber sie wich zurück. Ihre dunkelbraunen Augen funkelten vorwurfsvoll.
„Wie konntest du nur?“, fragte sie.
„Verdammt, Dani, ich hatte keine Wahl. Du weißt, dass ich nicht zurück ins Geschäft will. Ich will sicher nicht für Gloria arbeiten. Aber ich konnte den Job entweder übernehmen oder zusehen, wie das Restaurant den Bach hinuntergeht, und das würde doch niemand von uns wollen.“
„Aha. Aber warum sollte das deine Sorge sein? Du konntest es kaum erwarten, von allem wegzukommen.“
„Es ist nicht meine Sorge“, sagte er sanft. „Aber deine. Reid ist jetzt im Geschäft. Walker wird Teil des Ganzen sein wollen, wenn er bei den Marines ausscheidet.“
Dani griff nach ihrem Bier. „Lauter gute Gründe. Du hast die Kinder vergessen. Sollte es nicht unser Wunsch sein, dieses großartige Unternehmen an unsere Kinder weiterzugeben? Nicht, dass einer von uns welche hätte. Ich sehe keine in meiner näheren Zukunft, aber, hey, es könnte geschehen. Einem von euch Jungs passiert vielleicht ein Ausrutscher, und ein Mädchen wird schwanger. Dann könnten wir noch eine zusätzliche Generation am Familiengeschäft beteiligen.“
Er wusste, dass sie verbittert war, und er konnte es ihr nicht verübeln. Ironischerweise kamen ihre Worte der Wahrheit viel näher, als sie ahnte. Ein Mädchen war von ihm schwanger gewesen. Vor siebzehn Jahren war seine Tochter geboren worden. Gloria war die Einzige in der Familie, die es wusste.
Beim Gedanken an seine Tochter fragte er sich, ob Lindsey irgendwann einmal Interesse am Familienunternehmen haben würde. Nicht, dass sie sich als Buchanan fühlte. Sie war adoptiert und sich dessen bewusst, zeigte aber keinerlei Interesse daran, wer ihre leiblichen Eltern waren.
„Ich möchte nicht den Rest meines Lebens im ‚Waterfront‘ verbringen“, sagte er und bedankte sich bei Lucy, die ihm sein Bier servierte. „Ich bin für vier Monate zurück und habe keine Ambitionen, das Lokal zu übernehmen.“
„Zu schade – denn Gloria würde es dir sofort übergeben.“ Dani strich sich eine Strähne ihrer kurzen, dunklen Haare hinters Ohr. „Sie ist eine einflussreiche Frau. Man sollte meinen, sie würde respektieren, dass ich genauso einflussreich, aber nicht so boshaft sein möchte. Aber interessiert sie das?“
Bevor er eine Antwort darauf finden konnte, trat Reid zu ihnen.
„Hallo, Kinder.“
Dani sah ihn wütend an. „Du
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