Susan Mallery - Buchanan - 03
seinen kleinen Fans.“
Lori schwärmte vielleicht für Reid, aber das würde sie dieser Frau bestimmt nicht sagen. Es ging ja auch nicht um ihre Gefühle für ihn, sondern darum, dass diese Frau ihre Position missbraucht hatte, um eine unschuldige – nun ja, beinahe unschuldige – Person niederzumachen.
„Sehe ich vielleicht so aus?“, fragte sie daher ganz cool. „Nein, ich bin nur jemand, der sich über den heutzutage gängigen journalistischen Stil wundert. Es ist ein Unterschied, ob man einen Artikel schreibt oder Gemeinheiten verbreitet, finden Sie nicht? Sie sind damit doch nur durchgekommen, weil Sie eine Frau sind. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätte es den Artikel nie gegeben.“
Cassie zuckte die Schultern. „Kann schon sein. Aber ich habe ja nichts erfunden. Was ich geschrieben habe, entspricht der Wahrheit. Er war im Bett eine Niete – wie gesagt, meiner Meinung nach. Kann sein, dass andere Frauen das nicht so sehen. Ist er da?“
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, sagte Lori und starrte die Frau an. Sie weigerte sich, die Tür auch nur anzusehen.
„Ich kann ihn nirgendwo finden, aber ich glaube nicht, dass er Seattle verlassen hat. Es gibt nicht viele Orte, an denen er sich verstecken könnte.“
„Vielleicht hat er bei einem seiner ‚kleinen Fans’ Unterschlupf gefunden?“
Cassie lachte. „Reid und bei einer Frau einziehen? Wohl eher nicht.“
Den Eindruck hatte Lori auch von ihm. Trotzdem ignorierte sie diese Aussage.
„Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück“, sagte sie. „Bitte gehen Sie jetzt.“
„Natürlich. Kein Problem. Eine Frage noch: Surfen Sie viel im Internet?“
„Was? Nein, eigentlich nicht.“
„Dann kennen Sie die wahrscheinlich noch nicht.“
Cassie hielt ihr mehrere Fotos hin. Lori blickte automatisch auf die Bilder und wünschte sich im selben Moment, sie hätte es nicht getan.
Es waren ein halbes Dutzend Aufnahmen von Reid beim Sex. Auf allen Bildern sah man ihn mit derselben Frau. Die Aufnahmen waren recht undeutlich, aber dennoch aussagekräftig genug. Reid war ein Mann, der die Frauen liebte.
Lori versuchte sich gleichgültig zu geben, als sie Cassie die Fotos zurückgab. Am liebsten hätte sie sich die Hände gewaschen. „Danke. Bitte nicht vor dem Frühstück.“
„Diese Bilder stehen im Netz. Jeder Zehnjährige kann sie sich runterladen. Sind Sie sicher, dass Sie Reid Buchanan schützen möchten? Gegen Typen wie ihn müssen wir gemeinsam vorgehen!“
Lori war übel. Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe kein Interesse daran, irgendetwas gemeinsam mit Ihnen zu tun.“
Sie wartete, bis die Frau das Grundstück verlassen hatte, und ging erst dann hinein. Das Gefühl der Übelkeit wollte nicht verschwinden. Diese scheußlichen Fotos! Ob Reid davon wusste? Vielleicht waren die Aufnahmen ja ohne sein Wissen gemacht worden – aber darauf konnte sie nicht bauen, sie kannte ihn ja kaum. Sie hätte ihn gern verteidigt, aber nach dem, was sie über ihn wusste, könnten die Bilder auch seine Idee gewesen sein. Ob ihr das nun gefiel oder nicht.
Jedenfalls heilte sie dieser Gedanke noch immer nicht von ihrer Schwärmerei.
„Sie müssen sich bewegen“, sagte Lori und versuchte, nicht die Geduld zu verlieren. „Nur einmal quer durchs Zimmer, und dann ist es gut.“
„Es ist jetzt schon gut“, schnappte Gloria. „Es reicht, dass dieser elende Physiotherapeut mich herumschubst. Aber im Gegensatz zu Ihnen weiß er wenigstens, was er tut!“
„Entweder machen Sie Ihre Übungen und werden gesund, oder Sie krabbeln zurück ins Bett und sterben.“
„Sie drohen mir immer mit dem Tod“, zischte Gloria sie an. „Dabei stehe ich hier.“
Lori sah die alte Frau an, wie sie sich mühsam auf ihre Gehhilfe stützte. „Ja, gerade so. Wollen Sie nicht kräftiger werden? Dann könnten Sie mir einen Tritt in den Hintern geben.“
„Ich will, dass Sie verschwinden. Raus mit Ihnen! Raus!“
Sie war kurz davor, loszuschreien. Lori ignorierte sie und klopfte aufs Bett. „Acht Schritte“, sagte sie gut gelaunt. „Sieben, wenn Sie nicht schlurfen.“
„Ich schlurfe nicht“, gab Gloria ihr zu verstehen.
„Sieht aber ganz danach aus.“
„Ich hasse Sie mit jeder Faser meines Körpers“, sagte die alte Frau.
„Da bin ich mir sicher. Und jetzt laufen Sie los.“
Gloria setzte sich unter Schmerzen in Bewegung. Langsam durchquerte sie das Zimmer. Als sie das Bett erreichte, kam Lori ihr zu Hilfe und stützte sie. Gloria
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