Susan Mallery - Buchanan - 03
Verhalten.“
Madeline lächelte wie über ein Geheimnis. „Das geht vorbei.“ Sie drückte ihm den nächsten Teller in die Hand. „Lori ist wirklich außergewöhnlich.“
„Das finde ich auch.“
„Ich könnte es nicht ertragen, wenn man ihr wehtut.“
Alles klar. Jetzt verstand er, was hier gespielt wurde. Madeline plauderte nicht einfach mit ihm. Das Gespräch war so etwas wie eine Warnung.
Normalerweise nahm er in solchen Fällen schlagartig Reißaus. Aber heute Abend hatte er Lust, dieses Gespräch weiterzuführen. Warum bloß?
Wahrscheinlich lag es daran, dass er Lori irgendwie mochte. Er redete gern mit ihr, er ärgerte sie gern ... und er küsste sie gern. Ihr Kuss war ziemlich gut gewesen. Unter anderen Voraussetzungen hätte er die Sache weiter vorangetrieben.
Plötzlich bekam er Lust. Er hatte so lange keinen Sex mehr gehabt, aber angesichts der momentanen Situation würde das sicher auch noch eine Weile so bleiben. Nach dem verdammten Zeitungsartikel hatte er auch keine Lust auf irgendeine Affäre. Mit Lori war es etwas anderes. Sie war ...
Er bemerkte, dass Madeline ihn anstarrte.
„Entschuldigung“, sagte er. „Wie war die Frage?“
„Ich habe nichts gefragt.“
„Ach ja. Sie hatten mir geraten, die Finger von Lori zu lassen.“
„Warum sollte ich so etwas tun?“ Sie war jetzt dabei, das Besteck zu spülen. „Ich bin die ältere von uns Schwestern. Lori hatte es nicht leicht mit mir, als wir noch klein waren. Ich war immer die Hübschere, Schlauere, Beliebtere.“ Sie krauste ihre Nase. „Meine Güte, ich höre mich wie eine egoistische Zicke an. Aber es war nun mal so. Unsere Mutter war die meiste Zeit betrunken, unser Vater hat sie sitzen lassen, als sie mit Lori schwanger war. Wir hatten kein Geld, und es war schwer. Und die arme Lori musste auch noch in meinem Schatten aufwachsen. Es wundert mich nicht, dass sie nicht weiß, ob sie mich lieben oder hassen soll.“
Reid sah sie an. „Lori hasst Sie nicht.“
„Ich weiß. Das ist ja das Tolle an ihr. Keiner würde sich wundern, wenn es so wäre, ich mich am allerwenigsten. Aber das tut sie nicht. Kaum hatte sie von meiner Krankheit erfahren, sagte sie mir, ich solle zu ihr ziehen. Als ich zögerte, packte sie einfach meine Sachen und organisierte einen Umzugswagen. Sie ist echt mein Fels in der Brandung.“
Sie griff nach einem Topf. „Das fällt ihr sicher nicht leicht. Ich war es, die ihr die Kindheit vermiest hat, und trotzdem weiß ich, dass sie mich mehr liebt als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. Aber ich sterbe bald. Wie sie wohl damit zurechtkommen wird?“
Reid wusste nicht so recht, wohin mit all diesen Informationen. Auf jeden Fall war ihm klar, dass sie von Herzen kamen. Das sagte ihm sein Bauchgefühl.
„Woher wissen Sie das alles?“, fragte er. „Lori hat es Ihnen doch bestimmt nicht gesagt.“
„Natürlich nicht. Sie würde mich nie mit dem belasten, was ihr auf der Seele liegt. Aber ich höre gut zu und bin aufmerksam. Sie kann viel mehr als das, was sie sich selbst zutraut.“
„Ich weiß.“
Sie sah ihn an. „Das habe ich mir gedacht. Was haben Sie mit ihr vor?“
„Keine Ahnung.“
Lori war nicht sein Typ. Sie war nicht der Typ Frau, mit dem man eine heiße Nacht verbringt, und das war’s dann. Aber zu etwas anderem war er nicht in der Lage. Das bedeutete, er sollte Lori am besten aus dem Weg gehen.
Dabei wünschte er sich, mit ihr zusammen zu sein. Nicht nur im Bett, auch so.
„Es wird Ihnen schon noch einfallen“, sagte Madeline. „Versuchen Sie einfach, ihr nicht wehzutun. Sie ist verwundbarer, als sie wirkt.“
Er dachte, Lori wäre stark. Aber vielleicht war da noch mehr als ihr Sarkasmus und diese Kraft, die sie für andere aufbrachte. Vielleicht hatte sie noch eine ihm bisher unbekannte Seite.
„Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen wird“, gestand er. „Ich bin nicht gut in solchen Dingen.“
„Dann sollten Sie es vielleicht langsam mal lernen.“
Reid saß in seinem Büro in der „Sports Bar“ und ging Rechnungen durch. Normalerweise überließ er den lästigen Papierkram seinen drei Assistant-Managern, die den Laden in Wirklichkeit führten, aber heute hatte er das Bedürfnis, sich nützlich zu machen.
Er sortierte die Rechnungen nach den einzelnen Lieferanten und verglich dann am Computer die Rechnungen von diesem Monat mit denen des letzten Vierteljahrs. Er wusste selbst nicht, was er sich davon versprach, aber er wollte einfach sichergehen, dass
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