Susan Price
als solche verstanden wurde und nicht einfach nur geschah, weil der Elfensohn sich nicht zu benehmen wusste. »Dies ist Ingvi Troll«, sagte Elfling zu Wulfweard. »Sein Bruder und Unwin spielen Schach.«
»Wir haben ein Fuchs-und-Henne-Brett hier«, sagte Wulfweard.
Das Brett wurde herbeigebracht, und Ingvi setzte sich zum Spiel in den Schatten des Sonnenschutzes, wo es dennoch heiß war. Athelric wurde so weit munter, dass er ihnen zuschauen und Ratschläge erteilen konnte, aber Elfling lief lediglich um die Stühle herum. Seine Freundlichkeit hatte sich in Luft aufgelöst: Er schaute niemanden an und sprach auch nicht. Athelric schenkte ihm häufiger seine Aufmerksamkeit als dem Spielbrett.
»Er stößt dich damit nicht nur vor den Kopf«, sagte Athelric in diesem Moment, während sein Blick Elflings Bewegungen folgte. »Er beleidigt deine Ehre.«
Wulfweard schaute kurz zu Ingvi auf, als ob er fürchtete, Ingvi könnte sich angegriffen fühlen. »Euer Zug.«
Die Sonne brannte herab, trocknete die Luft aus, und entzog dem Gras seinen süßen Duft. Selbst im Schatten des Sonnenschutzes wurde ihnen sehr heiß, und um ihren Durst zu stillen, sandten sie nach Milch. Während sie tranken, fiel ihnen auf, dass Elfling verschwunden war – und dann hörten sie den Lärm von aufeinanderprallenden Schilden. Athelric folgte dem Krach und ging voran.
Unter den Augen seiner Leibwachen und der Frauen übte Elfling hinter den Zelten. Er hatte seine Blumenkrone abgesetzt, seine langen Haare zusammengebunden und kämpfte bei dieser unerträglichen Hitze mit drei Männern. Er trug keine Waffe außer einem Holzstab und nur ein Hemd und seine Hose. Die Männer hatten zwar die schweren Kettenhemden abgelegt, trugen aber Helme und Schilde und ihre Waffen: der Erste hatte eine Axt, der Zweite ein Schwert, der Dritte einen Speer.
Elfling wich all ihren Angriffen aus, indem er sich duckte, sprang, sich bog und drehte. Wieder und wieder jagte er seinen Stab gegen ihre Schilde oder entlockte ihren Helmen einen dumpfen eisernen Klang. Ingvi schaute ihm zu, und sein wachsendes Erstaunen verwandelte sich in eine Art Benommenheit. Über einen Axthieb zu springen und sich bei der Landung zur Seite zu drehen, um einem Speer auszuweichen und gleichzeitig den Stab derart in einen Schild zu rammen, dass sein Träger ins Taumeln geriet – diese Geschwindigkeit, diese Geschicklichkeit, dieser Einklang von Körper und Geist konnte von einem hervorragend ausgebildeten Mann in bester Verfassung ab und zu erreicht werden, aber immer wieder und wieder – und noch einmal – und das in dieser Hitze!
Ingvi dachte an seinen Bruder. Dagegen sollen wir kämpfen? Er erinnerte sich wohl, dass Ingvald diesen Krieg gegen den Elfengeborenen nicht gewollt hatte. Er war von Lovern dazu gezwungen worden. Ingvald war kein Narr.
Die drei Huscarls zogen sich keuchend und schwitzend zurück, um von drei weiteren ersetzt zu werden, aber ihr Kampf wurde durch Wachen im Laufschritt unterbrochen. Sie überbrachten eine Nachricht: Unwin war auf dem Weg!
Diener und Wachen eilten an ihre Plätze. Athelric ging zu Elfling hinüber und zerrte ihn hin und her, um ihm den Schweiß abzuwischen, die Haare zu öffnen und auszuschütteln, die Tunika glattzuziehen.
»Zieh was anderes an«, sagte er.
»Dazu ist keine Zeit mehr.«
»Lass sie warten.«
Elfling ließ ihn stehen. Ein Mädchen zupfte an seinem Arm, um ihn den Kopf beugen zu lassen, damit sie ihm die Blumenkrone wieder aufsetzen konnte. Die Hitze hatte die Blumen welken lassen, und der Klatschmohn war vertrocknet. Dennoch jubelten die Huscarls, und einer schlug Elfling mit den Worten auf den Rücken: »Ein König sollte wenigstens eine Krone tragen!«
Ingvi erinnerte sich, dass sein rechtmäßiger Platz bei den Dänen war, rief einen Abschiedsgruß und eilte an die Seite des Stuhls, in dem Ingvald sitzen würde. Er bereute es fast, seine neuen Freunde verlassen zu müssen.
Er schaffte es rechtzeitig an seinen Platz, um einen kleinen Jungen aus dem sächsischen Zelt rennen zu sehen, gefolgt von einem lebhaften Hund. Diener jagten sie, und einer von ihnen schnappte sich den Hund und brachte ihn weg, während ein anderer die langen Haare des Jungen kämmte und das Kreuz an seinem Hals zurechtrückte. Der Junge war wie ein Atheling gekleidet, und das Kreuz war aus Gold. Ingvi fragte sich, als der Junge sich an Wulfweards Seite aufstellte, wer er wohl sein mochte. War er Wulfweards Sohn? Oder Elflings?
Er schaute
Weitere Kostenlose Bücher