Susan Price
dann lächelnd wieder zu Unwin. Der betrachtete das Kind nun eingehender – das hatte er bisher nicht getan, denn der Junge war nicht groß genug, um eine Bedrohung oder von Nutzen zu sein. Das Kind erwiderte seinen Blick mit grimmiger Entschlossenheit, und für eine Sekunde brach sich ein breites, aber schnell wieder unterdrücktes Grinsen Bahn. Aber erst als Wulfweard in seine Richtung nickte, verstand Unwin, dass es sein Sohn war. Sein eigener Sohn! Der ältere der beiden, Godwin. Es war über ein Jahr her, dass er seine Frau aufgesucht und ihn gesehen hatte. Er hatte also immer noch einen Erben.
Er lächelte seinem Sohn kurz zu, der errötete, grinste und von Kopf bis Fuß zu erbeben schien. Er war wie auf dem Sprung, als ob er im nächsten Augenblick zu Unwin rennen könnte, doch Wulfweard legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn daran zu erinnern, sich gebührlich zu verhalten. Unwin runzelte die Stirn und wandte den Blick ab.
Unwins Haushofmeister war verstummt, und Ingvalds listete nun die Ahnenreihe seines Herrn auf, die nur bis Odin reichte, weil er nur ein Heide war. Unwin richtete seinen Blick auf die Elfenbrut und verzog angewidert den Mund zu verziehen. Die verblüffende Schönheit dieses Dings war widerwärtig, und er verabscheute es ob seiner Ähnlichkeit mit seiner Familie. Seine ärmliche Kleidung war sicherlich als Beleidigung gedacht, und die Blumenkrone spottete seinem Gold.
Er schaute dem Ding direkt in die Augen, die ihn groß und unschuldig anstarrten, und er erwiderte diesen Blick, um seinen Hass bewusst zu schüren. Er spürte so etwas wie einen Stoß, und eine Gänsehaut lief ihm den Rücken hinunter. Er hob die Hand und griff nach seinem Kruzifix, weigerte sich, dem Blick auszuweichen, und blieb standhaft.
Ingvalds Haushofmeister erreichte das Ende seiner Aufzählung, und nun war es an Athelric – dem Verräter –, die Titel und Ahnenliste vorzutragen, die die Elfenbrut für sich beanspruchte. Diese Anmaßung war unerträglich.
Unwin sagte: »Eine Königsliste ist nicht vonnöten. ›Elfenbrut‹, das reicht. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.«
Ingvald scharrte mit den Füßen ob dieser groben Unhöflichkeit. Auch Ingvi blickt peinlich berührt zu Boden.
Nur Godwin war beeindruckt. Elfenbrut! Das war das Wort dafür – und sein Vater hatte es ihm ins Gesicht gesagt! Er musste heute zu seinem Vater gehen. Ob man ihm wohl erlauben würde, seinen Welpen mitzunehmen?
Elfling drehte sich um und winkte seinem Haushofmeister. Diener traten vor, um Unwin und seinen Männern Met und Brot anzubieten. In Unwins Gesicht zeichnete sich Verachtung ab: Solches Benehmen waren doch nur Tricks, die Athelric seinem Schoßhündchen beigebracht hatte. Gutes Benehmen hatte er bei den Sklaven sicherlich nicht gelernt, die ihn auf diesem Misthaufen von einem Bauernhof großgezogen hatten. Eine Schande, dass Athelric ihm nicht auch noch beigebracht hatte, sich vernünftig anzuziehen!
Unwins Diener traten ebenso vor und hielten Hörner und Teller in ihren Händen. Elflings Bedienstete blieben verwirrt stehen und schienen auf einen Befehl von Athelric zu warten, wie Unwin bemerkte.
»Dieses Land ist mein Erbe«, sagte Unwin. »Ihr seid meine Gäste. Daher ist es nur recht, dass ich euch das Brot entbiete.«
In der Hitze des Sonnenschutzes war die Stille belastend. Sowohl Ingvi als auch Wulfweard wandten ihren Blick ab. Godwin konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen.
Elfling nickte und bedeutete seinen Dienern, sich hinter seinen Stuhl zurückzuziehen. Unwins Diener drängten sich vor, und Elfling nahm eins der angebotenen Hörner. Athelric hingegen wies das Horn ab.
Unwin nahm selbst eins in die Hand und sagte: »Ich trinke auf eure Gesundheit. Als Gast und Bittsteller werdet ihr nun eure Geschenke zuerst darbringen.« Er sprach mit ihnen, als ob sie nicht wüssten, was sich gehörte.
»Bin ich der Gast? Ist es üblich, den Gast einen Tag lang warten zu lassen?«, fragte Elfling.
»Ja«, sagte Unwin, »wenn der Gastgeber der König und der Gast ein Bastard und ein Bauer ist.«
Godwins schrilles Gekicher durchbrach die Stille. Er hielt sich schnell die Hand vor den Mund.
Unwin freute es, seinen Sohn zum Lachen gebracht zu haben, und der Ausdruck auf Athelrics Gesicht gefiel ihm noch mehr. Er erhob das Horn auf Elfling. »Einen Trinkspruch! Auf die Schönheit der Braut!« Der Blumenkranz sah wie der einer Braut aus. »Du gibst ein hübsches Mädchen ab.«
»Lauft Ihr vor hübschen
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