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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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eingehend und bemerkte die Ähnlichkeit. Erst als sich Elflings Gesicht zur Seite neigte und ihn schräg, ja fast schelmisch, anblickte, fiel es ihm ein zu antworten. »Sie spielen Schach.«
    Elfling wirkte besorgt. »Sind sie gut?«
    »Unwin ist es. Und mein Bruder ist gar nicht schlecht.«
    »Dann werden wir lange warten müssen!« Der Elfensohn ging voraus, um ihm den Weg von den Binsenmatten zur höher gelegenen Mitte der Insel zu zeigen. »Komm und trink mit uns. Dann halten wir eben unser eigenes Treffen ab.«
    Sie kletterten an grün duftenden Brennnesseln und Wiesenkerbel vorbei, wo Schmetterlinge tanzend umherflatterten. Ingvi fühlte sich leicht benebelt, denn es schien alles so natürlich zu sein, obwohl er sich in der Nähe dieses seltsamen Wesens befand. Unter dem Leinenhemd schien sein langer Rücken menschlich zu sein – und weiter unten gab es auch kein Anzeichen eines Kuhschwanzes.
    Plötzlich war der Weg vor ihnen voller Leute, die alle durcheinanderplapperten. Ingvi griff bereits nach seinem Dolch und suchte nach den Wachen, als ihm klar wurde, dass es nur Mädchen waren. Frauen. Mädchen mit unbedeckten Zöpfen und Frauen mit Leinenschleiern, die sich um Elfling drängten, alle lachend, alle mit erröteten, leicht verschwitzten Gesichtern und bloßen Armen – die Frauen von den Kochfeuern.
    Sie streckten ihre Hände nach Elfling aus – nach seinen Schultern, seinem Haar –, aber vorsichtig, als ob sie fürchteten, sich zu verbrennen. Eine Hand hob aus der Menge einen Blumenkranz hoch, und Elfling neigte seinen Kopf, um ihn sich aufsetzen zu lassen. Dutzende Hände reckten sich, um ihm zu helfen. Das Gelächter und das Geplapper nahmen kein Ende.
    Elfling richtete sich auf. Sein Kopf ragte aus der Menge heraus, und er lächelte auf sie hinab. Seine Krone bestand aus dem Weiß und Gelb von Gänseblümchen, verziert mit dem Blau der Kornblume und dem strahlenden Scharlachrot des Klatschmohns. Nach der Art Miklagards hingen an ihrer Seite kleine Ketten aus Gänseblümchen herab, und die Frauen machten viel Aufhebens um sie, bis sie zu ihrer Zufriedenheit aussahen. Und dann rannten sie alle plötzlich kreischend davon, wie ein ängstlich aufgescheuchter Vogelschwarm. Ingvi schaute ihnen ein wenig gekränkt hinterher. Einige von ihnen waren hübsch anzusehen, und er hatte sich trotz seiner fremdländisch wirkenden dunklen Hautfarbe nie als hässlich empfunden.
    Doch nun war der Weg vor ihnen frei, und Elfling mit seiner Blumenkrone ging weiter. Als er zurückblickte, mussten Ingvi und die Wachen einige Schritte rennen, um ihn einzuholen.
    Auf der Anhöhe in der Inselmitte wuchs kurzes Gras, das mit kleinen Blumen übersät war, einem Meer aus Weiß, Gelb, Rosa und Blau. Dort standen sich zwei Zelte gegenüber. Der Sonnenschutz zwischen ihnen bot drei großen Stühlen Schatten: einem vor dem sächsischen Zelt, zweien vor dem der Dänen.
    In einem Stuhl der Dänen lümmelte ein älterer Mann, dessen verblasstes, früher blondes Haar die Schultern hinabfiel, und dessen Bart über eine Tunika mit gelb-grünem Karomuster wucherte. Er schien zu schlafen. Im sächsischen Stuhl saß ein junger Mann, mit einem Bein über seinem Arm, der aber schnell aufstand und zu ihnen kam, Elflings Krone betrachtete und darüber lachte.
    Ingvi versuchte, Ordnung in seine vernebelten Gedanken zu bringen, und fragte sich, ob Elfling seinen Elfenzauber genutzt hatte, um sich aufzuspalten und von allen Seiten auf ihn zuzustürmen, wie es Geister angeblich taten. Denn dieser junge Mann, der auf sie zukam, war der Elfengeborene als Atheling: in rostroter Seide gekleidet, mit Gold an Armen und Fingern.
    Dann erkannte er, dass es dem Atheling im Vergleich zu Elfling an Größe fehlte und er zwar gut aussehend war, seinem Gesicht aber die leuchtende Klarheit fehlte, die alle Aufmerksamkeit auf Elfling lenkte. Dennoch war sich Ingvi nicht sicher, ob er wüsste, wen er vor sich hätte, wenn er nur auf einen von ihnen träfe. Bei der Ähnlichkeit des jungen Mannes zu Elfling und aufgrund der Kleidung eines Athelings war es nicht schwer zu erraten, wer er war. »Wulfweard Eadmundssohn? Wir hatten gehört, dass Ihr tot seid.«
    »Und dass ich ihn getötet hätte?«, fragte Elfling, als Ingvi und Wulfweard zur Begrüßung Küsse austauschten. Als sich Ingvi umdrehte, hielt ihm Elfling ein Methorn hin, während der Diener, der es gebracht hatte, neben ihnen stand – eine große Ehre, wenn er sich nur hätte sicher sein können, dass sie

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