Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
Vom Netzwerk:
ihn nicht loslassen. Sie wandte sich zu Elfling, ihr Mund öffnete und schloss sich, ihre Augen füllten sich vor Wut und Trauer mit Tränen. Sie wollte schreien, dass sie ihre Treue, ihre Liebe gegeben hatte – sie hatte geglaubt. Wurde ihr das so vergolten?
    Nichts von dem sagte sie. Elfling erwiderte ihren Blick, und seine Augenlider senkten sich, bedeckten seine Augen, und dieser Augenblick gab seinem Gesicht den Anschein außergewöhnlicher Zärtlichkeit. In diesem Augenblick schwand ihr der Boden unter den Füßen, und sie kniete erneut neben einem Kamin, schaute in Elflings Gesicht, spürte die wärmende Liebe für ihn und hörte ihn sagen: »Mich zu kennen gewährt keine Sicherheit. Weder Euch noch sonst jemandem.« Als das Gewicht ihres Sohnes sie wieder in die Realität des Gestanks von Blut und Aas zurückholte, wurde ihr klar, dass Woden nicht der einzige verräterische Gott war.
    Elfling betrachtete das gelähmte Kind und war verwundert, dass sein Blick ausreichte, um so etwas anzurichten – und er wünschte sich, dass der Bengel tot umgefallen wäre. Ein Kind mehr oder weniger machte keinen Unterschied, und dieses Kind …
    Er hob seine Augen und schaute Kendidra an. Sie wich vor seinem Blick zurück, senkte den Kopf, aber er spürte dennoch ihre Trauer, als ob er seine Hand auf kaltes Metall gelegt hätte und sie dort festgefroren wäre. Die schmerzhafte Kälte wucherte durch seinen Körper. Doch obwohl zahllose Mütter um ihre toten und verwundeten Kinder trauerten, schienen die Sterne immer noch, und auch das Getreide wuchs immer noch. Er sah an Kendidra vorbei. Die Leute, die um sie herum standen, wandten sich ab, denn sie hatten Angst vor seinen Augen. Nur Wulfweard erwiderte seinen Blick, und ihn hatte er gesucht.
    Wieder wusste Wulfweard, was er gefragt wurde. »Hilf ihm«, lautete seine Antwort.
    Elfling lächelte und wirkte dabei schüchtern und ein wenig traurig. »Wenn ich ihn jetzt verschone, dann wirst du ihn umbringen müssen, Wulf.« Und mit leicht geweiteten Augen stellte er unausgesprochen die Frage: Hast du den Mut dazu?
    »Hilf ihm«, wiederholte Wulfweard.
    Elfling reichte Wodens Versprechen an Wulfweard weiter, lächelte und wollte Kendidra Godwin abnehmen. Sie klammerte sich an ihn – und erwiderte Elflings Blick mit gebleckten Zähnen. Doch obwohl sie seine Augen wie einen leichten Windhauch auf ihrer Haut spürte, so war doch nicht mehr die Kraft eines Schlags dahinter. Sie ließ los, und Elfling nahm Godwin in seine Arme.
    Godwin versuchte, seine Hände zu Fäusten zu ballen, als er sah, wie er dem Feind übergeben wurde. Er versuchte zu treten, doch sein gesamter Körper reagierte nur mit dem Beugen eines einzigen Fingers. Ein entsetzter Schrei jagte durch sein Inneres – dieses Ding würde ihn beißen, sich in einen Wolf verwandeln, würde ihn forttragen, ihn umbringen …
    Elfling neigte seinen Kopf, um auf ihn hinabzuschauen. Seine Haare fielen nach vorne und berührten Godwins Gesicht – eine Berührung, die Godwin in seiner Todesangst als brennend und schneidend empfand.
    Doch Herzschlag um Herzschlag verging, ohne dass ihm Schaden zugefügt wurde oder er Schmerzen empfand. Er wurde so sicher hochgehalten, als ob er in einem warmen Bett läge. Sein rasendes Herz schlug wieder langsamer. Die Elfenaugen glitten mit einer Zärtlichkeit über sein Gesicht, seine Arme und seine Brust, die der sanften Berührung eines Fingers glichen. Der Mund formte ein Wort, das ihn in noch mehr Wärme hüllte, eine Wärme, die Schläfrigkeit mit sich brachte. Im Dahindämmern spürte er, wie er sich bewegte, als sein Kopf hochgehoben wurde, aber er schlief bereits, als die Lippen Elflings seine Stirn berührten.
    Ingvald, Ingvi, Wulfweard – sie alle waren nähergekommen, ohne zu wissen, warum. Kendidra hatte sich so nah an sie gedrängt, dass sie sowohl Elfling als auch Godwin umarmte. Elfling lächelte sie an, als er sich ihr entzog und zur Treppe ging. Sie folgte ihm und hängte sich an seinen Arm. Sie folgten ihm alle – viele Dänen und selbst die Waliser stolperten über umgestürzte Bänke und schritten durch Blut, als ob sie hofften, einen friedlicheren Ort erreichen zu können.
    Elfling hielt Godwin in seinen Armen und stieg die Stufen hinauf. Kendidra folgte ihm. Wulfweard blieb am Fuß der Treppe stehen, sah hinauf und hielt die anderen davon ab, ihnen nachzugehen.
    Elfling blieb auf dem Treppenabsatz stehen und sah sich um, während er das schlafende Kind an seiner Schulter

Weitere Kostenlose Bücher