Susan Price
wunderschön.
Wütend und angewidert löste sich Unwin aus seiner Starre. Er wollte dieses Ding töten, jede Faser seines Körpers verlangte danach, und er wollte es unter die Erde bringen, wo er es niemals wieder sehen müsste. Aber nur Gott, so schien es zumindest, könnte auch dafür sorgen, dass es fortblieb. Er fing flüsternd an zu beten.
Elfling warf ihm sein eigenes Schwert im Tausch für Wodens Versprechen zu. Unwin ließ es zu Boden fallen. »Ich will ein Schwert, das ein Christ geschmiedet hat.«
Er drehte sich um und hielt die Hand ausgestreckt, fand sich aber allein wieder. Die Dänen waren vor ihm zurückgewichen. Seine Waliser und Sachsen hatten sich weit von ihm entfernt an der Wand verschanzt. Einige kauerten auf dem Boden und verbargen ihre Köpfe. Niemand bot ihm ein Schwert an.
Eine Berührung an seinem Arm ließ ihn nach unten schauen. Dort war Godwin, sein Sohn. Das zu ihm erhobene Gesicht flehte ihn geradezu an, und er hielt das Schwert eines Mannes in der Hand – er musste beide Hände nehmen, um es seinem Vater anzubieten. Der Schwertknauf, wo Klinge und Griff ein Kreuz bildeten, war mit einer Goldscheibe verziert, auf der ein weiteres Kreuz aus Granaten eingearbeitet war. Es war auf jeden Fall für einen Christen geschmiedet worden, vielleicht sogar von einem.
Unwin empfand ein neues, verwirrendes Gefühl bei dem Gedanken, dass dieser Junge seinem Leib entsprungen war, und legte ihm die Hand auf den Kopf.
»Ich werde für Euch beten«, sagte Godwin.
Unwin nahm das Schwert, schob den Jungen zur Seite und wandte sich ab.
Godwin blieb, wo er hingeschoben worden war. Nichts hätte ihn dazu bewegen können, diesen Platz zu verlassen.
Unwin trat Elfling gegenüber und wurde erneut durch einen Schlag ins Wanken gebracht, aber ob es nun der Schock seines Blicks oder seiner Schönheit war, vermochte er nicht zu sagen. Es wartete mit aufreizender Geduld auf ihn, wollte weder Schild noch Helm haben. Seine einzige Kampfvorbereitung war, die Stechpalmenkrone wegzuwerfen. Es brachte sich nicht einmal in Kampfstellung. Wodens Versprechen zeigte auf den Boden, da es nur locker gehalten wurde.
Unwin stürzte sich mit all der Kraft und Zielgenauigkeit, die er sich in langen Jahren der Übung angeeignet hatte, auf das Ding, und einen Atemzug lang glaubte er, es getroffen zu haben – merkte aber, wie er stolperte und das Ding nirgendwo zu sehen war. Er drehte sich blitzschnell um, fühlte sich dabei aber schwer und unbeholfen, und erblickte das Ding hinter sich. Es stand mit wehenden Haaren dort, und Wodens Versprechen glänzte in seiner Hand. Das Licht floss in grauen und silbernen Mustern über das Eisen, den Mustern der ineinander verwobenen Dreiecke der Todesfesseln. Unwin spürte den Schmerz in seinem Herzen, die Nadel der Angst, die ihren Weg hineingefunden hatte, und er atmete tief ein. Dann hob er sein Schwert und griff wieder an, bevor die Angst ihm die Kraft nehmen konnte.
Elflings Schild war seine Geschwindigkeit. Er tauchte unter Unwins Schlag hindurch, kam hinter seinem Rücken wieder hoch und zog seine Klinge über Unwins Oberschenkel. Wodens Versprechen hatte in seiner Hand kein Gewicht: Es fühlte sich lebendig an, als ob es selbst versuchte, Unwin zu beißen. Er führte es, aber wo sein Wille aufhörte und der des Schwertes begann – oder ob sie ein und dasselbe waren –, das vermochte er nicht zu sagen. Er sah, wie Blut aus Unwins Bein schoss, und es war so, als ob sein Wunsch allein dafür gesorgt hatte, und dann war er schon auf Unwins anderer Seite, während Unwin sich zu drehen und ihn über den ihn hindernden Schild zu finden versuchte. Er wirkte unbeholfen dabei. Sein Blut tropfte auf das Stroh auf dem Fußboden. Augenlose Köpfe drehten sich, und fleischlose Kiefer klapperten.
Das Geräusch ließ Unwins Herz vor Angst zu Eis erstarren. Er fürchtete, dass Elfling ihn von hinten angreifen könnte, denn er konnte das Ding nicht sehen. Er kam sich hölzern und schwerfällig vor, als er sich umdrehte; seine Arme und Beine waren wie gelähmt, und in seinem Inneren wütete der Zorn. Christus schaute ihm zu – er durfte an dieser Probe nicht scheitern! Und da war dieses Ding und wartete auf ihn, als ob er ein solch jämmerlicher Gegner und eines Angriffs nicht wert wäre. Seine Wut kochte weiter hoch, aber das Licht spiegelte sich auf der Klinge von Wodens Versprechen und verwandelte seine Wut in Angst.
Unwins Hände waren klatschnaß. Schweiß lief ihm den Rücken hinab und
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