Susan Price

diesem Podest loderte ein großes Feuer; kleinere Feuer brannten in Abständen entlang der Längsseiten der Halle. Wiederum, was für ein Reichtum! Wie viel Brennholz war wohl nötig, um all diese Feuer in Gang zu halten und eine so riesige Halle zu erwärmen?
    Im Hauptteil der Halle wurden Tische und Bänke aufgestellt. Weitere Bänke reihten sich entlang der Wände. Dort nahmen Alnoths Männer Platz. Ebba hatte Angst, sich zu setzen, weil sie wieder das Gefühl hatte, kein Recht dazu zu haben, und blieb daneben stehen. Sie wagte kaum, den Kopf zu heben und sich umzuschauen, obgleich sie unbedingt alles sehen wollte, was es zu sehen gab. Doch so schielte sie aus den Augenwinkeln auf dieses und dann auf jenes. Ich bin in der Königshalle, dachte sie. Ich bin im Haus von Wodens Sohn! O Eostre!
    Thane Alnoth hatte dem Beamten, welcher ihn begrüßt hatte, als er hereingeritten war, mitgeteilt, dass er mit der königlichen Sippe unter vier Augen sprechen wollte, mit den Athelingen Unwin, Hunting und Wulfweard.
    »Selbstverständlich. Wenn du mir sagst, in welcher Angelegenheit?«, hatte der Beamte gesagt. Alnoth wiederholte, dass es sich um eine Privatangelegenheit handele, und hinzugefügt, dass es dringlich sei. Er deutete auf die Männer seiner Schar, die etwas trugen, das in Stoff eingewickelt war. Er müsse den Athelingen etwas zeigen, erklärte er. Dinge, welche diese zu sehen wünschten. Er brächte ihnen Neuigkeiten.
    »Folge mir. Ich bringe dich zu Athelrics Gemächern«, sagte der Beamte.
    Athelrics Halle war kleiner als die prächtige Königshalle, aber trotzdem viel größer als Alnoths eigene Halle. Er ging mit seinen Männern in den Teil, der für die Öffentlichkeit bestimmt war, und nahm mit anderen Bittstellern auf den Bänken Platz. Athelrics Verwalter, sein höchster Diener, kam auf sie zu, ein Mann mit gekräuseltem Haar bis auf die Schultern, gekleidet in ein langes dunkelblaues Gewand mit Pelzbesatz. Er trug eine schwere Goldkette um den Hals und goldene Armbänder. Er fragte nach ihrem Begehr und versicherte ihnen, dass er Athelric sogleich informieren würde. Dann erkundigte er sich, ob er ihnen etwas zu essen und zu trinken bringen lassen könnte, während sie warteten.
    Da Alnoth nicht wusste, wie lange sie wohl würden warten müssten, nahm er das Angebot an.
    »Wenn ich dir etwas gebe, könntest du dann dafür sorgen, dass diese Dinge den Athelingen nur ganz persönlich und insgeheim übergeben werden?«, fragte er.
    »Ich werde persönlich dafür sorgen, dass das geschieht«, antwortete der Verwalter.
    Alnoth beriet sich unter den neugierigen Augen des Verwalters mit seinen Männern. Aus dem Päckchen holte Alnoth vier kleine glitzernde Gegenstände. Einen davon legte er dem Verwalter in die Hand. Es war ein Zierbeschlag, ein zähnefletschender Drache, wunderschön aus Golddraht gearbeitet. Die Einschussstellen zwischen den Drähten waren mit glänzendem rotem Email ausgegossen, und das Auge des Tieres war ein leuchtender Granat. Der Verwalter war sichtlich beeindruckt: Vielleicht erkannte er, dass die Verzierung von einem königlichen Schild stammte. Er streckte die Hand nach den anderen Schmuckstücken aus, welche Alnoth noch hielt, aber Alnoth zog seine Hand zurück.
    »Verzeih, aber ich habe meine Meinung geändert«, sagte Alnoth. »Statt hier zu sitzen und mich zu langweilen, werde ich den Athelingen diese Dinge selbst übergeben.«
    Der Verwalter, immer noch höflich, doch mit einer Spur Verärgerung, neigte den Kopf und erklärte: »Wie du meinst. Falls du oder deine Männer etwas wünschen, sage Bescheid. Mein Gebieter Athelric würde nicht wollen, dass es seinen Gästen an irgendetwas mangelt.« Mit nochmaliger Verbeugung verließ er sie. Doch auf dem Weg durch die Halle ging er so schnell, als habe er es eilig, die Drachenverzierung zu überbringen.
    Alnoth sah ihm nach, presste die Hand über die anderen goldenen Drachen und nickte. Er hatte gut daran getan, sie zurückzuhalten. Dieser Verwalter war Athelrics Mann. Er würde Athelric den Drachenbeschlag pflichtgemäß überbringen, aber die für die anderen Athelinge bestimmten Drachen würden diese aus seinen Händen nie erreichen.
    Alnoth wandte sich an seine Männer und gab zweien ein Zeichen mit dem Kopf. Sofort standen diese auf und folgten ihm. Die anderen blieben in Athelrics Halle mit den Resten des Schilds und des Helms, die sie aus der Brandstätte geborgen hatten.
    Draußen auf den Wegen, welche zwischen den vielen