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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Gebäuden der Residenz verliefen, erkundigte sich Alnoth, wo die Unterkunft des Athelings Unwin sei. Als er dort angelangt war, ließ er einen weiteren Drachenbeschlag bei dessen Verwalter. »Du kannst mich in den Gemächern des Athelings Athelric finden«, sagte er. Dann ging er weiter zu Huntings und Wulfweards Unterkünften und gab dort den dritten und vierten Beschlag mit gleichlautender Botschaft ab. Danach kehrte er zurück zu Athelrics Halle und setzte sich zu seinen Männern. Er aß und trank mit ihnen und wartete ab, was geschehen würde. Er glaubte, es würde nicht allzu lange dauern, bis man ihn zu einer Audienz bei dem königlichen Verwandten rufen würde.
    Vor den Mauern der königlichen Residenz, innerhalb einer Palisade und einem eigenen Graben, stand das Götterhaus. Eine große Halle, in Größe und Pracht mit der königlichen durchaus vergleichbar, barg drei riesige Holzstatuen von Woden, Thunor und Ing. Auf dem Altar vor jeder Figur loderte ein Feuer und warf Licht darauf, aber auch tiefe, dahinhuschende Schatten. Dunkelheit hing in den hohen Dachsparren und in den Ecken, die am weitesten vom Eingang entfernt waren.
    Hier, vor den Altären, hatte der Leichnam König Eadmunds tagelang aufgebahrt gelegen, in Linnen gehüllt und auf einem Bett von wohlriechenden Kräutern. Die Menschen waren gekommen, um ihren König zu sehen und sich zu vergewissern, dass er tatsächlich tot war. Hier hatten die Priester und Priesterinnen von Eostre und Woden, von Ing und Thunor Tag und Nacht Wache gehalten und dem König das Lied gesungen, das seine Seele sicher an ihren Ort in der Anderswelt geleiten würde. Ihre klaren Stimmen hatten sich zwischen den geschnitzten Säulen zu den Dachsparren emporgeschwungen.
    Doch jetzt war der Leichnam des Königs fort. Man hatte ihn in sein Grab getragen, an den Ort unter der Residenz, wo in der Vergangenheit die Grabhügel seiner Vorfahren errichtet worden waren. Es war eine kleine Zeremonie gewesen. Man hatte den König mit seinen Waffen, Pferden und Hunden zu Grabe getragen, dazu Opfergaben von Essen und Gold. Schließlich hatte man ihn mit genügend Erde bedeckt, um den Körper vor wilden Tieren zu schützen. Es würde jedoch ein Jahr dauern, den ihm zustehenden Tribut einzusammeln. Erst danach war auch der Grabhügel fertiggestellt und würde man ihn mit vollen Ehren bestatten können.
    Jetzt sangen der Chor der Priester und Priesterinnen im Götterhaus Hymnen und murmelten Segenssprüche, um die Seele des toten Königs zu trösten und um sicherzustellen, dass er die Lebenden nicht heimsuchte. Ein wenig hinter den Sängern stand Athelric mit den Söhnen seines Bruders, Unwin und Wulfweard. Vor dem Tode ihres Vaters hätten sie sich geweigert, einen heidnischen Tempel zu betreten, doch angesichts der Tatsache, dass ihr Vatersbruder höchstwahrscheinlich der nächste König werden würde, hatte Unwin es für klug gehalten, sich bei ihren Untertanen in gutes Licht zu rücken. Wenn man sah, dass sie ihren Vater vor seinen Göttern so ehrten, wie er es sich gewünscht hätte, würde es ihnen Lob einbringen. Christus würde ihnen vergeben, Vater Fillan wohl nicht so leicht. Aber schließlich standen sie nur im Tempel und brachten den Götzenbildern keine Opfer dar.
    Athelrics Verwalter trat leise an die Seite seines Gebieters und zupfte ihn am Gewand. Dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr und zog Athelric beiseite, fast bis zum Eingang des Götterhauses. Unwin glaubte, ein einziger verstohlener Blick wäre nicht zu unehrerbietig gegen seinen toten Vater, und schaute über die Schulter zurück. Der Verwalter zeigte Athelric etwas.
    Beim nächsten Blick sah er, dass Athelric mit dem Verwalter das Götterhaus verließ. Als die beiden hinausgingen, fiel Licht auf die geschnitzten Säulen. Sobald die Tür wieder geschlossen war, versanken diese erneut im Halbdunkel.
    Unwin blickte auf Wulfweard, aber der Junge schaute nur auf den Kreis der Sänger, welcher von Lampen beleuchtet wurde. Hinter ihnen ragten die hölzernen Götterstatuen aus den Schatten auf.
    Unwin nahm wieder die Haltung des trauernden Sohnes ein. Mit gesenktem Kopf lauschte er dem eindringlichen Gesang, der in den Rauch hinein- und wieder herausschwebte. Im Inneren zerbrach er sich den Kopf, was Athelric wohl machte und welche Botschaft man ihm gebracht hatte. Die Tür des Götterhauses öffnete sich wieder und ließ helles Tageslicht durch den Rauchschleier der Feuer schneiden und auf die runden, großen Holzsäulen

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