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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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der Pferde laut auf dem Kopfsteinpflaster – der riesige Hof war gepflastert und sauber gefegt. Und auf der anderen Seite des Hofs stand ein Wunder, eine gewaltige Halle, ein so großes Gebäude, dass es Elflings Hof und sämtliche Katen in Brierley hätte in sich aufnehmen können. Wie konnten Menschen so ein Gebäude errichten? Wie konnte es dem eigenen Gewicht standhalten? Die Bäume, welch riesige Bäume hatten dafür fallen müssen! Nur ein König konnte so viel Holz fällen.
    Die Halle war lang, so lang, dass Ebba den Kopf von einer auf die andere Seite drehen musste, um beide Enden zu sehen. Und die Wände hatten doppelte Mannsgröße. An beiden Dachenden waren Halbmonde aus vergoldeten Tierhörnern, die glänzten. Das Dach bestand nicht aus Stroh, sondern aus Schindeln, und jede Schindel war am Rand vergoldet, sodass das ganze Dach funkelte.
    Der Eingang befand sich in der langen Wand ihnen gegenüber, und er war hoch und breit, mit einer Doppeltür, deren Paneele mit sich windenden, ineinander verflochtenen Schlangen verziert waren und mit Abbildungen von Helden und Göttern, an vielen Stellen vergoldet. Die Türangeln waren kunstvoll mit Gravuren verziert. Ebba konnte nur alles mit offenem Mund bestaunen. So viel Reichtum, so viel Schönheit! Das hätte sie sich in ihren kühnsten Traumen nicht ausmalen können, wenn sie Liedern und Geschichten gelauscht hatte.
    Alnoths Gefolge stieg aus dem Sattel. Ebbas Reiter half ihr von dem hohen Ross herunter. Diener, in schlichtes graubraunes Tuch gekleidet, eilten herbei, um die Pferde zu nehmen. Doch Alnoth befahl zweien seiner Männer, mit ihnen zu gehen und dafür zu sorgen, dass die Pferde richtig versorgt wurden. Ein Diener, der sichtbar besser gewandet war, kam aus der glänzenden Halle zu ihnen und trug einen schimmernden Pokal, den er Alnoth kniend darbot. Dann kamen weitere Diener und brachten der Reiterschar Essen und Trinken. Sogar Ebba bekam ein Stück Brot, da sie offenbar zu Alnoths Schar gehörte. Ein König war anscheinend äußerst großzügig.
    Ebba knabberte an ihrem Brot und schaute sich um. Sie sah wenig von der Begrüßungszeremonie, da ihre Blicke von den vielen weiteren Gebäuden der Residenz gefangen waren, die allerdings der Königshalle an Pracht weit unterlegen waren. Sie fragte sich, wofür diese dienten. Staunend sah sie auch die vielen Menschen, die auf dem gepflasterten Platz vor der Halle umherliefen: Ein Trupp Männer ritt in Richtung Tor; eine Schar Diener führte Hunde aus; eine edle Dame, die ein wunderschönes blaues Gewand trug, das von Goldfransen gesäumt und an den Schultern von goldenen Broschen gehalten wurde. Dazu der weiße Kopfputz. Sie wurde von einer Dienerin begleitet, die fast ebenso gut gekleidet war. Und dann gingen noch viele Menschen umher, viele zwischen den Gebäuden in der Ferne. Es gab hier mehr Menschen, als sie je an einem anderen Ort gleichzeitig versammelt gesehen hatte. Es war furchteinflößend. Sie hatte keine Ahnung, wie man sich an einem solchen Ort benahm. All diese Menschen würden sie auslachen und verachten.
    Nachdem Thane Alnoth eine Zeitlang gewartet hatte, schritt er mit ein paar kostbar gekleideten Männern über den gepflasterten Hof. Seine Schar ging in die Königshalle. Sein Hauptmann gab Ebba ein Zeichen, sich ihnen anzuschließen. Sie erschauderte wieder, als sie durch das riesige Portal gingen, weil sie zum Teil nicht glauben konnte, dass so eine mächtige Menge Holz stehen konnte, sondern einstürzen müsse – und teilweise, weil sie fühlte, dass sie kein Recht hatte, so einen Ort zu betreten.
    Drinnen war die Halle noch prächtiger als das Äußere. Was für eine Höhe! Was für ein riesiger Raum! Die Fenster hoch oben in den Wänden ließen das Licht auf das Strebewerk der Deckenstützen fließen, welche ebenfalls mit Schnitzereien verziert und vergoldet waren. Auf dem Boden lag eine dicke Schicht Stroh, mit duftenden Kräutern vermischt, und die Wände am oberen Ende der Halle waren mit Teppichen behangen, die von der Decke bis zum Fußboden reichten. Die Wolle wie vieler Jahre des Scherens und wie lange Stunden von Frauenarbeit waren wohl nötig gewesen, um diese Wandbehänge herzustellen? Kein normaler Haushalt konnte den Frauen für eine solche Arbeit Zeit gewähren oder so viel Wolle anhäufen.
    Am oberen Ende der Halle war ein erhöhtes Podest und darauf ein Tisch, welcher stets gedeckt war – der Hochtisch, wo der König und die königliche Sippe zu sitzen pflegten. Vor

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