Susan Price
scharlachrot, mit goldenen Fransen, und er trug dazu einen mit Goldplatten besetzten und mit einer goldenen Schnalle versehenen Gürtel, an dem ein Sax hing, dessen Hilt mit Granaten verziert war. An jedem Finger hatte er einen goldenen Ring, auch auf den Daumen, dazu einen goldenen Halsreif, und sein mit Pelz gefütterter scharlachroter Umhang wurde von einer großen runden goldenen Brosche gehalten. Seht her, was für einen jungen, mannhaften, gut aussehenden, anmutigen König ihr zurückgewiesen habt, lautete die stumme Botschaft seiner ganzen Erscheinung an die Ältesten. Schaut euch diese goldenen Ringe an, bereit, als Dank für jeden kleinen Dienst verschenkt zu werden. Schaut euch das Sax an, bereit, für die Verteidigung von Land und Volk eingesetzt zu werden. Was für ein Verlust!
Der Älteste und Sprecher des Ältestenrats, dem Unwin auf die Beine geholfen hatte, war ein wenig außer Atem. Doch ließ er sich davon bei seiner Rede nicht beirren. Er sagte so laut, dass man es in der ganzen Halle verstehen konnte: »Mein Herr Unwin, wir sind gekommen, um dich zu bitten, uns zu führen und für uns zu sprechen, wenn wir zu Athelric gehen und ihm die Krone antragen. Es ist recht und billig, dass du für uns sprichst.«
Geraschel und Geraune wurde in der Halle laut, gemischt mit zustimmendem Gemurmel. Vater Fillan, hinter Unwin, wartete mit Spannung auf Unwins Antwort, nicht so sehr auf die Worte als auf die Stimme.
Diejenigen, die direkt vor dem Atheling standen, beobachteten sein Gesicht ebenso genau. Mit jungem und sorglosem Lächeln antwortete Unwin: »Mit Freuden. Es ist mir eine Ehre. Eine bessere Wahl als meinen Vatersbruder hätte man nicht treffen können.« In Unwins Art war keine Spur von Anspannung oder Bemühen zu spüren. Vater Fillan nickte beeindruckt. Selbst er fragte sich, ob Unwin vielleicht doch die Wahrheit sagte – aber dann wies er diesen Gedanken mit energischem Kopfschütteln von sich.
Die Ältesten wichen beiseite und machten Unwin Platz, als er mit schwingendem Umhang und wehendem Haar zwischen ihnen dahinschritt. Alle folgten ihm, Vater Fillan mit den Letzten in der Menge. Der Priester blickte sich um und fragte sich, wo Wulfweard stecke. Der jüngste Atheling sollte in Festtagskleidung hier sein, um gemeinsam mit seinem Bruder dem Vatersbruder den Treueeid zu leisten. Vater Fillan war sicher, dass er den Jungen nicht übersehen hätte, selbst in dieser Menschenmenge. Vielleicht war er noch in seinen Gemächern.
Die Prozession zog durch die Gärten der königlichen Residenz, beäugt von zahlreichen adligen Frauen, die ihre besten Kleider und den prächtigsten Schmuck angelegt hatten, umringt von Dienerinnen und Kindern. Weiter hinten verrenkten sich die Diener und Sklaven der Residenz den Hals, um auch etwas zu sehen und mitzujubeln.
Athelric wartete in seinen Gemächern. Ein großer vergoldeter und geschnitzter Armsessel war auf ein Podest gestellt worden. In diesem Sessel saß Athelric ruhig, aber königlich, in seine beste blaue Tunika mit Goldfransen gekleidet und mit ebenso viel Gold behängt wie Unwin. Sein Haar, immer noch lang und dicht, wenngleich bereits mit grauen Strähnen durchzogen, war um seine Schultern gelegt, um den Eindruck zu erwecken, dass immer noch genügend Kraft in ihm steckte. Sein grauer Bart war über die Brust gekämmt, um die Zuschauer mit seinem Alter und seiner Weisheit zu beeindrucken. Er hatte gewusst, dass sie kommen würden.
Unwin schritt zu dem Sessel und blieb hoch aufgerichtet davor stehen, während sich sein Umhang und die Haare legten. Er wartete gerade so lange, dass alle hinter ihm in der Halle den Unterschied sehen konnten zwischen dem starken jungen Mann und seinem älteren Vatersbruder, der schon ein wenig in sich zusammensank und dem man das Alter ansah. Dann kniete Unwin nieder, und alle Ältesten, die bisher noch nicht auf die Knie gesunken waren, beeilten sich, es ihm nachzutun.
Unwin sprach laut. Alle sollten es hören: »Bruder meines Vaters, Athelric, es ist mir eine Ehre, dich im Namen meiner Landsleute zu bitten, die Krone anzunehmen und unser König zu sein.«
Athelric rutschte in seinem Sessel hin und her und beugte sich ein wenig nach vorn. »Die Krone ist ein schweres Gewicht auf dem Haupt eines Mannes, eine große Verantwortung. Ich glaube, ich bin in Jahren zu weit vorgerückt, um sie anzunehmen.« Aber seine Hand umfasste den Sesselarm so fest, als sei dieser die Krone.
Unwin ließ sich nichts anmerken, weder in
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