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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Haltung noch Stimme, dass er diese Meinung teilte. Er fuhr fort: »Athelric, du bist aus der Sippe des Königs und stammst von …«
    Als er zögerte, hob Vater Fillan hinten in der Menge nahe der Tür zur Halle den Kopf und lauschte aufmerksam.
    »… stammst von Woden ab«, erklärte Unwin laut und fest. »Und von Noah.«
    Vater Fillan nickte. Die heidnischen Könige behaupteten, vom Gott Woden abzustammen. Es war nicht nur höflich, sondern auch aus politischen Gründen geboten, dies zu sagen. Aber die christlichen Könige beanspruchten die Abstammung von Noah.
    »Du bist der Bestgeeignete der Sippe, uns zu regieren. Wir bitten dich noch mal, die Krone anzunehmen.«
    Athelric erhob sich. Als er auf dem Podium stand, überragte er alle in der Halle. Gegen den Hintergrund des dunklen Holzpaneels gab er eine gute, kräftige Figur ab. Das Gold, das er trug, funkelte im hellen Licht, das durch die geöffnete Tür hereinfiel. »Wenn das der Wunsch von euch allen ist, nehme ich die Krone an.«
    Die Zustimmung wurde durch lauten Jubel erteilt, welcher sich an den Holzwänden brach und zu den Dachsparren hinaufhallte.
    Athelric breitete unterwürfig die Arme aus und neigte den Kopf. »Dann nehme ich an.«
    Ein oder zwei Männer jubelten, wurden aber jäh zum Schweigen gebracht, als der Führer des Ältestenrats die Hand hob. Der alte Mann trat neben Unwin und stellte die rituelle Frage. »Erklärst du dich einverstanden, deinen Fuß als Probe auf den Schreienden Stein zu stellen?«
    »Ich bin einverstanden, meinen Fuß auf den Schreienden Stein zu stellen.«
    Jetzt brach wieder lauter Jubel aus, der die Vögel in den Dachsparren erschreckte und von den Wänden widerhallte. Die Dienerschaft hinter Vater Fillan draußen im Hof jubelte ebenfalls laut. Er drehte sich um und schaute in die aufgeregten Gesichter, während seine Miene immer düsterer wurde. Hier war nichts, das ihn froh machte. Wenn der Atheling Unwin, den er zu seiner Gemeinde zählte, sich bei seinem Vatersbruder auf die Abstammung von Woden berief, auch wenn er gleich darauf den Namen Noahs genannt hatte, so galt das auch für ihn selbst. Und jetzt war Athelric der nächste König und ein unbußfertiger Heide, der mit der vollen alten heidnischen Zeremonie die Königswürde anzutreten gedachte – indem er seinen Fuß in die Mulde im Stein stellte, welcher angeblich das Zentrum der Welt bezeichnete. Dieser Stein schrie angeblich laut, wenn der rechtmäßige König – das heißt, derjenige, den die alten Götter erwählt hatten, um seinem Lande Glück zu bringen – den Fuß hineinstellte. Wenn ein anderer den Fuß hineinstellte, schwieg der Stein.
    Der Schreiende Stein war wie alle anderen Steine auf ewig stumm, aber wenige Tage nach der Krönung verbreitete sich immer die Kunde, der Stein habe geschrien. Sollte der König sich später als Enttäuschung herausstellen, erzählte man eine neue Geschichte: dass der Stein völlig stumm geblieben sei, als er den Fuß hineingestellt habe.
    Es war eine Lektion über Sünde und Eitelkeit in den Herzen und Köpfen der Menschen. Vater Fillan hatte ihnen von dem wahren Weg, von der jungfräulichen Geburt und der Auferstehung erzählt, aber dennoch waren ihnen derartiger Aberglaube und solche Lügen lieber.
    Der Jubel war verstummt, und Unwin erhob wieder die Stimme: »Bruder meines Vaters! Gewähre mir diesen Gefallen – lass mich der Erste sein, der dir Gefolgschaft schwört.« Er hob die Hände wie zum Gebet. Athelric beugte sich vor, legte seine Hände um die Unwins und hörte mit bewundernswert ausdrucksloser Miene zu, als Unwin schwor, ihm stets getreulich zu dienen, im Rat und in der Schlacht, in Wort und Tat. Die versammelten Ältesten hielten den Atem an, als Athelric die entsprechende Antwort gelobte, in welcher er schwor, für Unwin zu sorgen und ihn als Gegenleistung für seine treuen Dienste zu schützen. Dann setzte wieder der Jubel ein und wurde noch lauter, als Athelric Unwins Handgelenke umfasste und ihn zu sich auf das Podium zog, wo er ihn umarmte und küsste. Verwalter und Diener drängten sich durch die Tür, wobei sie Vater Fillan gegen den Türpfosten drückten, um zu sehen, was drinnen vor sich ging. Auch sie begannen laut zu jubeln. Wenn es solche Liebe und Loyalität unter der Königssippe gab, dann musste das Land sicher sein!
    Als Athelric und Unwin sich auf dem Podium nochmals männlich umarmten, flüsterte Athelric Unwin ins Ohr: »Hast du die Prophezeiung gehört? Elfling, der Bastard,

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