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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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geschickt, zu ihrer Königin Ealdfrith, um sie im christlichen Glauben unterrichten zu lassen. Jetzt saß er neben Unwin auf derselben Bank und faselte von Orten und Namen, die Ingvi nichts sagten. Das Kaminfeuer tauchte den Priester in ein glühendes Rot, und in seinem Schein waren die Falten unter seinen Augen, die ersten grauen Strähnen im schwarzen Haar deutlich zu erkennen. Vater Fillan war kein großer Mann; er wirkte nicht wie ein Held. Er schien nicht die Sorte Mensch zu sein, die den Mut aufbringen könnte, sich unter die heidnischen Sachsen zu wagen – die bei Weitem nicht so freundliche und zivilisierte Heiden waren wie die Dänen–, um ihnen die frohe Botschaft des christlichen Glaubens zu bringen, die keiner von ihnen hören wollte.
    »Und meine Söhne, Vater?«, fuhr Unwin fort.
    Der Priester wischte sich müde mit der Hand übers Gesicht. »Sie waren bei ihrer Mutter, nicht wahr – in Unwinsburg? Ich habe nichts von ihnen gehört, mein Sohn, aber –« Er schüttelte den Kopf. »Sie sind Christen, nicht wahr, sie und ihre Mutter? Dies ist keine gute Zeit für Christen.«
    Unwin richtete sich auf. »Meint Ihr, ich muss um sie fürchten?«
    »Der Teufel hasst alles Christliche. Alles Heilige erregt seinen Zorn, und er zerstört es. Es bekümmert mich sehr, mein Sohn«, sagte Vater Fillan und griff nach Unwins Hand, »aber ja, ich fürchte um Eure Frau und Eure Kinder.«
    Unwin starrte unentwegt geradeaus, direkt in das knisternde Feuer. Ingvi bewunderte, wie er bei diesen Worten ruhig bleiben konnte. Seine Bewunderung wuchs, als er Unwin in gleichfalls ruhigem Tonfall fragen hörte: »Und wie steht es um meinen Bruder?«
    Vater Fillan drückte Unwins Hand. »Es tut mir leid, mein Sohn, aber ich glaube, Wulfweard ist tot.«
    Unwin richtete seinen Blick auf den Priester. »Bist du dir dessen sicher?«
    »Wer kann sich in solchen Zeiten sicher sein? Ich weiß mit Gewissheit, dass Wulfweard halbtot vom Schlachtfeld getragen wurde. Und vor nicht allzu langer Zeit, als ich mich auf den Weg machte, hörte ich die Leute sagen, der Atheling sei gestorben. Vielleicht meinten sie damit ja Athelric? Aber Athelric war bei bester Gesundheit, als ich ihn das letzte Mal sah. Ich befürchte – und tief in meinem Herzen spürte ich es –, dass der Atheling, der gestorben ist, Wulfweard war. Ich habe für ihn gebetet.«
    »Und Ihr werdet weiter für ihn beten«, sagte Unwin. »Das werde ich auch tun. Und Gott habe ich für eines zu danken.« Unwin lächelte. »Ich muss mir nicht länger Gedanken darüber machen, welcher Bruder mir zuerst in den Rücken fallen wird und wann.«
    Vater Fillan tätschelte seine Hand. »Ach, ich weiß, Ihr habt Eure Brüder geliebt.«
    Unwin entzog dem Priester seine Hand und hielt das granatverzierte goldene Kreuz hoch, das er um seinen Hals trug. »Bei diesem Kreuz schwöre ich«, sagte er, »vor Euch und meinem Gott, dass für das Blut Huntings und das Blut Wulfweards Blut fließen soll. Für ihr Blut werde ich Elfenblut vergießen. Ich werde ihm den Kopf abschlagen.«
    »Unwin –«, begann Vater Fillan.
    »Und auch Athelric, dem Bruder meines eigenen Vaters. Ich schwöre –« Er überging die Widerworte des Priesters. »Ich schwöre bei diesem Kreuz, vor Gott, dass ich die Hand abschlagen werde, die sich gegen uns erhoben hat, und seinen Kopf ebenso.«
    »Unwin! Wenn Euch jemand auf die rechte Wange schlägt, dem bietet auch die andere dar. Vergebet Euren Feinden! Tut Gutes denen, die Euch hassen! So lautet die Botschaft unseres Glaubens!«
    Er merkte, wie Unwin und Ingvi ihn ausdruckslos anstarrten. Ingvi hatte diese Botschaft während seiner Zeit am Hofe Loverns hundertmal gehört, doch auf ihn als Heiden hatte sie wenig Eindruck gemacht. Er war dennoch immer wieder überrascht, Christen kennenzulernen, die ernsthaft von einem verlangten, dem eigenen Feind zu vergeben – nicht irgendwelchen, vielleicht möglichen Feinden, sondern den Feinden, die jemandes Sippenbrüder getötet hatten.
    »Ich bin weit davon entfernt, vollkommen zu sein, Vater. Ich hatte zwei Brüder. Jetzt bin ich allein. Die Elfenbrut hat sie getötet, und mein Vatersbruder hat sie verraten. Ich werde sie beide töten.«
    Ingvi richtete sich auf seinen Knien auf. »Schneide ihnen den Blutadler in den Rücken!«
    Das Entsetzen stand Fillan ins Gesicht geschrieben, doch er schwieg.
    »Den Blutadler …« Unwin nickte. Wenn er jemals sein Land zurückerobern wollte, so benötigte er die Unterstützung von Ingvis

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