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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Nüssen, allem, was ihnen in den Sinn kam. Der Älteste, Godwin, wusste, warum seine Mutter und ihre Mädchen so nervös waren, warum ihre Stimmen so schrill klangen, während sie Geschichten erzählten, warum sie so häufig lachten, sich aber aus furchtsamen Augen anblickten. Er wusste, dass sie sich alle in Gefahr befanden und dass sein Vater vielleicht schon tot war. Dieses Wissen erfüllte ihn mit einer ungeheuren, von Entsetzen getriebenen Kraft, und er stand an der Seite seiner Mutter, während sie in ihrem Stuhl saß. Er war entschlossen, all das zu sein, was ein ältester Sohn für seine Mutter sein konnte: entschlossen, für sie zu kämpfen, für seinen jüngeren Bruder und seine Schwester, wenn es dazu kam. Er atmete schwer und fingerte am Heft seines kleinen Dolchs herum, während er in Gedanken die Bewegungen durchging, die er zu ihrer Verteidigung durchlaufen musste. Oder er eilte von Wand zu Wand in seinem Zimmer, oder er ging hinunter in den Saal zu den Dienern, um zu hören, was sie erzählten. Er traute sich sogar bis zur Haustür, um in den geschäftigen Innenhof zu blicken, bevor er wieder an die Seite seiner Mutter zurückkehrte, um sicherzustellen, dass sie in Sicherheit war.
    Die jüngeren Kinder, Godhelm und das kleine Mädchen Godhilda, waren über die spürbare Anspannung um sie herum einfach nur verwirrt, über den schrillen Klang der Stimmen, die schlechte Laune ihres älteren Bruders, die Langeweile, schon den ganzen Tag eingesperrt zu sein. Godhilda machte dies nervös und weinerlich und Godhelm mürrisch.
    Kendidra wollte aufstehen und wie Godwin hin und her gehen, wollte mit ihrer Faust auf das Holz einschlagen. Aber sie schluckte all ihre Wut und ihre Ängste herunter und zwang sich, still sitzen zu bleiben, um Fingerspiele mit Godhilda zu spielen. Insgeheim fragte sie sich, ob sie ihr Kind heute noch lebend zu Bett bringen würde. Doch wenn sie tot ist, dann werde ich auch tot sein, dachte sie, und dann muss ich auch nicht trauern.
    Sie versuchte, sich einzureden, vor nichts Angst haben zu müssen und dass eine sächsische Frau mutig zu sein hatte. Aber sosehr sie es auch versuchte, so kehrte die Angst doch immer wieder zurück, als beklemmendes Gefühl unter ihrer Haut, eiskalt und quicklebendig. Sie wusste genau, wenn ihr eigener Ehemann, Unwin, in derselben Lage gewesen wäre, dann hätte er die Ermordung der Kinder seines Rivalen mit derselben Leichtigkeit angeordnet, wie sie das Schlachten der Lämmer für ein Festmahl anordnete – als etwas Notwendiges, an das man seine Gedanken nicht zu verschwenden brauchte –, und wirklich, je weniger sie darüber nachdachte, umso besser. O Gott, o Gott! , dachte sie und begann in ihrem Stuhl vor- und zurückzuwippen. Dann bemerkte sie, dass Godwin sie beobachtete, und hielt wieder still. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, zu Hämmern, und dachte dabei: Thunor, lass uns dies überleben, und ich schwöre dir, ich werde dem Christengott entsagen und zu dir zurückkehren. Woden, du wirst meine Kleinen noch bald genug bei dir haben; verschone sie diesmal, und ich werde dir opfern, ich werde für dich bluten. Eostre, Herrin, Heilige, du warst bei meiner Hochzeit dabei, obwohl ich dich für Christus verlassen habe; du warst bei mir, als ich meine Kinder gebar. Drei Kinder, alle gesund, und ich habe keins verloren, ich habe nicht zu sehr gelitten. Du hast mir mehr die Treue gehalten, Heilige, als ich dir. Aber lass meine Kinder dies überstehen, und lass mich überleben, und ich werde dein Götterhaus wiedererrichten, ich werde dir wieder opfern, ich verspreche es dir, egal, was mein Mann sagt. Und Ing, der junge Geliebte Freyas – einige behaupteten, er wäre auch ihr Bruder oder ihr Sohn. Er war immer Kendidras Liebling unter den Göttern gewesen, seit ihrer Kindheit, so schön, so sanft. Ing, so wie du dich um die jungen und hilflosen heranwachsenden Dinge kümmerst, bitte ich dich, flehe ich dich an, kümmere dich um meine Kinder. Sprich für mich mit deiner Herrin: Helft uns, helft uns, ihr Götter, helft uns, und ich werde nie wieder vor einem christlichen Altar knien, ich schwöre es, ich schwöre es bei Thunor.
    Als sie diese Worte in ihrem Kopf ständig wiederholte, mit gesenktem Blick, geschlossenen Augen, geballten Fäusten, wurde es im Saal unter ihr laut. Schritte und Stimmen waren zu hören. Sie schaute zur Tür hinüber, während auf der Treppe Männer heraufkamen. Viele Männer, auf dem Weg in ihr Zimmer.
    Sie sprang auf und

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