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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Elfling Saga
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Augen nicht von dem Schwert losreißen, das an Elflings Seite hing. Schrie es wirklich?
    Kendidras Blick war auch für eine Sekunde zu dem Schwert geglitten. »Seid Ihr gekommen, um uns dasselbe anzutun?« Sie musste es wissen. Diese Frage vermochte sie nicht in feinere Worte zu kleiden.
    Mit einem Fuß zog Elfling einen Schemel zu sich heran, schob das Schwert hinter sich und setzte sich, die Ellbogen auf den weit gespreizten Beinen. Er schaute sich um, sah die vier verängstigten Kammermädchen, den widerspenstigen, wütend dreinblickenden Jungen, die furchtsame und dennoch trotzige Frau, und betrachtete dann lange und aufmerksam die beiden jüngeren Kinder, die ihn aus dem Schutz des Rocks ihrer Mutter anstarrten.
    »Herrin, ich bin gekommen, um Euch mein Bedauern mitzuteilen, dass ich Euren Frieden gestört habe, doch diese Burg gehört nun mir. Ich werde neue Hauptleute ernennen – und werde das Götterhaus wieder den Göttern widmen.«
    »Und die Priester Christi?«, fragte sie. Sie gehörten zu ihr, auch wenn sie mit ihrem Glauben nie wirklich viel hatte anfangen können.
    »Sie dürfen gehen, unversehrt«, antwortete er. Er betrachtete die Kinder weiterhin. »Oder wenn sie ihren Altar neben die anderen stellen wollen, dürfen sie bleiben.« Während er auf dem Schemel saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, betrachtete er Godhilda, ohne dabei zu lächeln. Er wirkte aber auch nicht nachdenklich oder böse. Er schaute sie an, wie er eine Biene an einer Blume anschauen würde, interessiert, doch unbeteiligt.
    Godhilda befreite sich aus dem Klammergriff eines der Kammermädchen und trat vor, um ihn besser sehen zu können, doch ließ sie den Rock ihrer Mutter nicht los.
    Kendidra schaute auf ihre Tochter hinab und sah zu, wie Godhilda Elflings Blick mit demselben Ernst erwiderte. Zuerst balancierte das Mädchen auf einem Fuß und schwang das andere Bein, während sie mit ihrem Rock spielte. Dann wagte sie sich einen Schritt vor, einen weiteren, mit ihrer Hand immer noch Kendidras Rock umklammert. Elfling tat nichts, um sie zu sich zu rufen. Er lächelte nicht. Seine Hände blieben regungslos, hingen lose herab, während seine Arme auf den Knien auflagen. Er betrachtete sie einfach. Aber Godhilda – die sich oft weigerte, auf Menschen zuzugehen, die sie anlächelten und gurrten und ihr die Arme entgegenstreckten – schien seine kühle Stille zu faszinieren. Sie ließ den Rock ihrer Mutter los und tapste auf ihn zu.
    Kendidra wollte sie einfangen, unternahm aber dann doch nichts, obwohl sie Godwins Überraschung an ihrer Seite spürte und wie er völlig erstarrte.
    Godhilda versuchte, sich zwischen Elflings gespreizten Knien aufzurichten. Sie ergriff eine Hand und hob sie in ihren eigenen schmalen Händen hoch, untersuchte sie, Finger um Finger, Nagel um Nagel. Vielleicht suchte sie nach den Ringen, die die meisten Männer der Zwölfhundert trugen, aber Elfling trug keinen. Er ließ sie seine Hand nach Belieben bewegen und senkte seinen Blick, um sie zu betrachten, wodurch seine Haare herabfielen und im Sonnenlicht wieder blendend weiß wurden. Sie ließ seine Hand los und widmete sich seinem Arm, glitt spielerisch durch den Flaum, der auf ihm wuchs. Als sie ihr Gesicht seinem Arm näherbrachte und ihre Nase an dem Haar rieb, lächelte er unvermittelt kurz auf, aber als sie sich aufrichtete und ihm in die Augen blickte, war er so ernst wie zuvor. Nicht abweisend, nicht desinteressiert, aber er lächelte einfach nicht.
    Sie griff nach oben und packte seine langen Haare, durchkämmte sie mit ihren Fingern, spielte mit ihnen. Er schaute sie an und ließ sie gewähren.
    Godhelm war schüchterner als seine Schwester, da er älter war, aber auch er kam hinter seiner Mutter hervor, knabberte an einem Fingernagel und beobachtete, wie seine Schwester mit den Haaren des Fremden spielte.
    Godhilda langte nach oben und legte die Spitze ihres Zeigefingers genau in die Mitte von Elflings Oberlippe, wo die Rille von seiner Nase herablief. Langsam und mit großem Ernst öffnete Elfling seinen Mund, sodass ihr Finger hineinrutschte, und er knabberte sanft an ihrer Fingerspitze. Sie kicherte – auch jetzt lächelte Elfling nicht – und zog ihren Finger schnell zurück, nur um ihn fast sofort wieder beißen zu lassen.
    Kendidra betrachtete atemlos diese Szene und dachte: Er will ihnen kein Leid zufügen. Er wird ihnen sicherlich kein Leid zufügen. Godhelm ging einen weiteren Schritt auf Elfling und seine Schwester zu, und

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