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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Abreibung, die ich bekommen hatte - und zwar von den
vier Schülern der Robert Louis Stevenson High School, die ein paar Wochen vor den Sommerferien ermordet worden waren.
    Jedenfalls tauchte Jesse plötzlich in meinem Krankenzimmer auf - warum auch nicht, schließlich ist er ein Geist und kann sich jederzeit an jedem beliebigen Ort materialisieren -, um mir Genesungswünsche zu überbringen, die wirklich von Herzen kamen. Und dann streckte er auf einmal die Hand aus und berührte meine Wange.
    Das war’s. Er strich mir einfach nur kurz über die Wange, die damals so ziemlich der einzige Teil meines Körpers war, der nicht in allen Grün- und Blauschattierungen leuchtete.
    Na und?, könnte man sagen. Er hatte meine Wange berührt, sonst nichts. Kein Grund, gleich in Ohnmacht zu fallen.
    Aber genau das tat ich.
    Nein, nicht wörtlich. Ich gehöre nicht zu den Weibchen, denen man Riechsalz unter die Nase halten muss oder so. Aber ich war hin und weg. Endgültig.
    Ich bilde mir ein, man merkt es mir nicht an, dass ich bis über beide Ohren verschossen bin. Jesse hat garantiert keine Ahnung. Ich behandle ihn nach wie vor so, als wäre er … eine Ameise, die in den Pool gefallen ist. Man kümmert sich, aber es ist kein Grund, gleich auszuflippen.
    Ich habe mich auch niemandem anvertraut. Wie denn auch? Außer Pater Dominic und meinem jüngsten Stiefbruder Schweinchen Schlau weiß ja niemand,
dass es Jesse überhaupt gibt. Ich meine, hey, ein Geist, der vor hundertfünfzig Jahren gelebt hat und jetzt in meinem Zimmer wohnt? Wenn ich das rumerzähle, würde man mich schnurstracks in die Klapsmühle schaffen!
    Aber es ist, wie es ist. Dass ich keinem was davon gesagt habe, heißt ja nicht, dass es nicht da ist. Es lauert jede Sekunde in meinem Hinterkopf, wie so ein’NSync-Song, den man nicht mehr aus dem Ohr bekommt.
    Angesichts meiner Gefühlslage erscheint mir die Vorstellung, mit anderen Jungs auszugehen, irgendwie eher … na ja, wie Zeitverschwendung.
    Deswegen jubelte ich nicht gleich los, als Paul Slater mich zum Abendessen einlud. (Ganz abgesehen davon, dass meine Vorstellung von einem romantischen Date nicht die Anwesenheit seiner Eltern und seines kleinen Bruders beinhaltete.) Stattdessen fuhr ich nach Hause und aß mit meinen eigenen Eltern und Brüdern zu Abend. Oder Stief brüdern, so viel Zeit muss sein.
    Im Ackerman’schen Haushalt war das Abendessen schon immer eine Art Großveranstaltung gewesen … bis Andy damit anfing, den Whirlpool einzubauen. Seitdem ist sein Interesse an Kochen und kulinarischen Köstlichkeiten deutlich geringer. Und da meine Mutter nicht gerade eine begnadete Köchin ist, haben wir uns in der letzten Zeit ziemlich oft mit Lieferservices beholfen. Den absoluten Tiefpunkt haben wir erst gestern erreicht, als wir bei Peninsula Pizza bestellt haben, dem Laden, für den Schlafmütz abends als Lieferbote jobbt.
    Aber als ich an diesem Abend nach Hause kam und
einen riesigen rot-weiß gestreiften Pappeimer von KFC auf dem Tisch sah, wurde mir klar, dass wir den absoluten Tiefpunkt wohl doch noch nicht erreicht hatten.
    »Sag nichts«, meinte Mom, als sie meinen Blick bemerkte.
    Ich schüttelte nur den Kopf. »Vielleicht ist es ja gar nicht so übel, wenn man die Haut abmacht.«
    »Ich nehm deine Haut gerne, wenn du sie nicht essen willst«, sagte Hatschi und schaufelte sich halb erstarrten Kartoffelbrei auf den Teller.
    Nach der Ansage hatte ich Mühe, meinen Würgereflex unter Kontrolle zu halten. Ich lenkte mich damit ab, die Nährwerttabelle und die Werbung auf der Packung zu lesen - »köstliches Aroma«, soso. Dann fiel mir auf einmal die Blechkiste wieder ein, auf der auch irgendwas von Aroma gestanden hatte.
    »Hey, was war denn jetzt eigentlich in der Schachtel, die ihr ausgebuddelt habt?«, fragte ich.
    Hatschi verzog das Gesicht. »Nichts. Nur ein Haufen alter Briefe.«
    Andy sah seinen Sohn traurig an. Ich glaube, so langsam begann Andy zu begreifen, was ich schon seit meinem allerersten Tag hier geschnallt hatte: dass sein mittlerer Sohn ein totaler Dummbratz war.
    »Das ist nicht einfach ein Haufen alter Briefe, Brad«, sagte Andy. »Die sind richtig alt. Stammen aus der Zeit, in der das Haus gebaut wurde, um 1850. Und leider sind sie in keinem besonders guten Zustand. Fallen schon richtig auseinander. Ich hab überlegt, ob ich nicht ein paar davon ins Geschichtsmuseum bringen soll. Die wollen sie
vielleicht haben, auch wenn sie so schlecht erhalten sind. Oder …« Andy

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