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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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warf mir einen Blick zu. »Vielleicht hat Pater Dominic ja Interesse. Er hat doch ein Faible für Geschichte.«
    Ja, Pater Dominic hatte in der Tat ein Faible für Geschichte, aber nur weil er, genau wie ich, ein Mittler war und dadurch ständig mit Leuten zu tun hatte, die anno dazumal auf Erden geweilt und alle möglichen historischen Ereignisse miterlebt hatten. Leuten, bei denen der Spruch »Alles schon mal gesehen« eine ganz neue Bedeutung bekam.
    »Ich ruf ihn mal an«, sagte ich und ließ wie unabsichtlich ein Stück Hähnchen in meinen Schoß fallen, wo es sofort von Max, dem riesigen Familienhund, aufgesaugt wurde, der während der Mahlzeiten nie von meiner Seite wich.
    Erst als Hatschi zu glucksen anfing, wurde mir klar, dass ich gerade einen Fehler begangen hatte. Da ich nie ein normaler weiblicher Teenager war, fällt es mir manchmal schwer, so wie einer zu tun. Und normale weibliche Teenager rufen ihren Schuldirektor nicht einfach so mal eben an.
    Ich starrte Hatschi über den Tisch hinweg an.
    »Ich muss ihn sowieso anrufen«, sagte ich. »Ich muss ihn fragen, was ich mit dem Geld machen soll, das von unserem Klassenausflug nach Six Flags übrig geblieben ist.«
    »Na klar doch«, sagte Schlafmütz. Wieso hatte meine Mutter unbedingt in eine Familie von Komikern einheiraten müssen?

    »Kann ich sie mal sehen?«, fragte ich und beschloss, meine Brüder von jetzt an wieder zu ignorieren.
    »Was sehen, Liebes?«, fragte Andy.
    Das brachte mich nun völlig aus der Fassung. Liebes? Er hatte mich noch nie Liebes genannt! Was war hier eigentlich los? Wuchsen wir jetzt irgendwie … zusammen, von wegen Familienbande und so? Ich erschauerte. Danke, ich hatte bereits einen Vater, auch wenn der schon lange tot war. Schließlich tauchte er immer mal wieder unerwartet zu einer Stippvisite in meinem Leben auf.
    »Ich glaube, sie meint die Briefe«, erklärte Mom, der offenbar entgangen war, wie ihr Mann mich eben genannt hatte.
    »Ach so, klar«, sagte Andy. »Liegen in unserem Zimmer.«
    Unser Zimmer ist Moms und Andys Schlafzimmer. Von dem ich mich grundsätzlich fernhalte, weil ich das Ganze irgendwie total ekelhaft finde. Ja sicher bin ich froh, dass Mom endlich wieder glücklich ist, nachdem sie meinem Vater zehn Jahre lang nachgetrauert hat. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich mitansehen muss, wie sie mit ihrem neuen Ehemann im Bett liegt und Fernsehen schaut. Nein danke.
    Trotzdem wappnete ich mich nach dem Abendessen innerlich und ging ins Schlafzimmer. Mom saß gerade am Schminkspiegel und wischte sich das Make-up aus dem Gesicht. Sie musste immer früh ins Bett, um am Morgen rechtzeitig zu den Frühnachrichten im Sender zu erscheinen.

    »Oh, hallo, Schatz«, sagte sie abwesend. »Ich glaube, die Briefe liegen da drüben.«
    Ich folgte mit dem Blick ihrem ausgestreckten Zeigefinger. Auf Andys Kommode lag die Metallschachtel, die Hatschi ausgebuddelt hatte, neben anderem Männerzeug wie Kleingeld, Streichhölzern und Kassenbelegen.
    Offenbar hatte Andy schon versucht, die Box sauber zu machen, und es war ihm gar nicht so schlecht gelungen. Zumindest konnte man jetzt das meiste lesen, was aufgedruckt war.
    Und das war nicht gerade politically correct! Red Injun Zigarren - probieren Sie!, stand da. Und dazu sah man das Bild von einem stolz dreinblickenden Ureinwohner Amerikas, der mit der Faust, die sicher einst Pfeil und Bogen gehalten hatte, jetzt ein paar Zigarren umklammerte. Das herbe Aroma wird selbst den verwöhntesten Raucher überzeugen. Wie bei all unseren Produkten bekommen Sie hier nur ausgesuchte Qualität.
    Das war’s. Kein Warnhinweis, dass Rauchen tödlich sei. Nichts darüber, dass es schon das Ungeborene im Mutterleib schädigen könnte. Aber trotzdem scheint Werbung schon vor Erfindung des Fernsehens - ja sogar des Rundfunks! - im Grunde genauso funktioniert zu haben wie jetzt. Nur dass wir jetzt rücksichtsvoller sind und kein Produkt mehr nach einem Volksstamm benennen würden.
    Ich öffnete die Schachtel. Die Briefe, die darin lagen, waren tatsächlich in keinem guten Zustand, genau wie Andy gesagt hatte. Sie waren so vergilbt, dass man sie
kaum auseinanderfalten konnte, ohne dass sie einem wie Staub unter den Fingern zerrieselten. Ein Seidenbändchen, das einst eine schöne Farbe besessen haben musste, nun aber von einem hässlichen Braun war, hielt die Briefe zusammen.
    Es waren vielleicht fünf oder sechs Briefe, die da insgesamt in der Schachtel lagen. Ich weiß nicht, was

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