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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Schoß - und sagte: »Dieses Buch ist wirklich schwer zu verstehen.« Er las nämlich »First Blood« von David Morrell, einen Roman, der später als Vorlage für den Film Rambo gedient hatte.
    Ich blinzelte und versuchte, mich aus der Trance zu reißen, in die Jesses Erscheinen mich jedes Mal wieder versetzte.
    »Ach, wenn Sylvester Stallone es verstanden hat, dann müsstest du das auch können«, sagte ich.
    Jesse ignorierte mich. »Marx hat doch vorausgesagt, dass die Widersprüche und Schwächen der kapitalistischen Strukturen zu immer größeren ernsthaften Wirtschaftskrisen und zur Verarmung der arbeitenden Klasse führen würden«, sagte er. »Sodass Letztere am Ende aufbegehrt und die Kontrolle über die Produktionsmittel übernimmt … und genau das ist dann in Vietnam passiert. Wie ist die US-Regierung bloß auf den Gedanken gekommen, dass sie das Recht hat, sich in den Kampf dieser aufstrebenden Nation um ökonomische Solidarität einzumischen?«
    Ich ließ die Schultern sinken. Oh Mann, war es denn
zu viel verlangt, nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und sich einfach nur ein bisschen zu entspannen? Aber nein, ich musste mir erst mal ein paar Briefe zu Gemüte führen, die mein Herzallerliebster von seiner ehemaligen Verlobten bekommen hatte, welche ihn wohl vor etwa hundertfünfzig Jahren hatte umlegen lassen.
    Und als wäre das noch nicht schlimm genug, wollte er jetzt auch noch die Hintergründe des Vietnam-Krieges von mir erklärt haben.
    Ich musste unbedingt einen Weg finden, meine Schulbücher vor ihm zu verstecken. Denn er las sie ständig und merkte sich sofort alles, was darin stand, und dann wendete er das Gelernte auf andere Bücher an, die er im Haus fand.
    Wieso konnte er nicht einfach Fernsehen schauen, so wie jeder normale Mensch?
    Ich ging zu meinem Bett und ließ mich bäuchlings darauf fallen. Übrigens hatte ich immer noch die scheußlichen Hotel-Shorts an. Aber ich hatte im Moment einfach nicht die Kraft, mir darüber Gedanken zu machen, wie Jesse die Größe meines Hintern einschätzte.
    Wahrscheinlich merkte man es mir an. Nicht ob ich mir um meinen Hintern Sorgen machte, sondern dass ich über den Verlauf meines Sommers kreuzunglücklich war.
    »Alles klar bei dir?«, fragte Jesse.
    »Ja«, murmelte ich ins Kissen.
    Nach etwa einer Minute sagte er: »So siehst du aber nicht aus. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«

    Nein, mir geht es beschissen! , hätte ich am liebsten gerufen. Ich habe die letzten zwanzig Minuten gerade damit zugebracht, Briefe zu lesen, die deine Ex-Verlobte dir geschrieben hat. Übrigens muss das ja eine todlangweilige Person gewesen sein, wenn ich das mal so sagen darf. Wie konntest du nur so blöd sein, die heiraten zu wollen? Sie und ihre bescheuerte Haube?
    Aber ich wollte nicht, dass Jesse erfuhr, dass ich seine Briefe gelesen hatte. Im Prinzip ist er sozusagen mein Mitbewohner, und da macht man manche Sachen einfach nicht. Zum Beispiel achtet Jesse immer taktvoll darauf, nicht da zu sein, wenn ich mich umziehe oder bade. Ich achte wiederum darauf, immer genug Futter- und Katzenstreu-Nachschub für Spike zu besorgen, der die Gesellschaft eines Geistes offenbar der menschlichen Gesellschaft vorzieht. Mich duldet er nur, weil ich ihn füttere.
    Andererseits hat Jesse keine Skrupel, sich etwa auf dem Rücksitz eines Wagens zu materialisieren, wenn ich gerade mit jemandem wild am Knutschen bin.
    Aber Jesse hätte bestimmt nie meine Post gelesen - nicht dass ich überhaupt viel Post bekam. Höchstens von meiner besten Freundin Gina, die in Brooklyn lebt. Jetzt hatte ich Gewissensbisse, weil ich Jesses Briefe gelesen hatte, auch wenn sie hundertfünfzig Jahre alt waren und deshalb über mich gar kein Wort darin stehen konnte.
    Mich überraschte es allerdings sehr, dass Jesse, der schließlich ein Geist war und von allen - außer mir, Pater Dominic und jetzt offenbar auch Jack - unbemerkt überallhin gehen konnte, nichts von den Briefen
wusste. Er schien keine Ahnung zu haben, dass sie gefunden worden waren und dass ich bis eben noch unten gesessen und sie gelesen hatte.
    Anscheinend war »First Blood« doch ein ziemlich fesselndes Buch.
    Aber natürlich sagte ich ihm nichts von alledem und vor allem sagte ich natürlich nicht: Übrigens, ich steh total auf dich, aber wo soll diese Liebe bloß hinführen? Du bist ja nicht mal lebendig, und ich bin die Einzige, die dich sehen kann, außerdem empfindest du nicht das Gleiche für mich - oder doch?

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