Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
vertraute Stimme. »Machen Sie auf der Stelle die Tür auf.«
KAPITEL 14
M einer Meinung nach reagierte Pater Dominic total über.
Ich meine, erstens hatte ich die Situation komplett unter Kontrolle gehabt. Und zweitens hatten wir ja keine Tiere geopfert oder so - das Huhn war schon längst tot gewesen.
Also war es echt überflüssig, dass er wie ein wilder Derwisch durchs Zimmer stampfte und uns beschimpfte.
Nein, mich beschimpfte. Mich selbst in den Untergang zu treiben sei nur das eine, sagte er. Aber einen kleinen Jungen dazu zwingen, mich dabei zu unterstützen? Das Allerletzte!
Dass ich einwarf, ebendieser kleine Junge sei es doch gewesen, der mich überhaupt erst zu dieser Verzweiflungstat getrieben habe, kam irgendwie auch nicht so gut an.
Zumindest wurde Pater Dominic klar, dass ich das Ganze wirklich ernst meinte und dass ich meinen Plan durchziehen würde, mit oder ohne seine Hilfe.
Also beschloss er, dass er unter diesen Umständen lieber
helfen sollte, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ich weder mir noch jemand anderem Schaden zufügte.
»Aber es wird keine Hopplahopp-Aktion geben«, stieß er zwischen zusammengepressten Lippen hervor, während er das Tor der Basilika aufsperrte. »Kein brasilianisches Voodoo-Zeug. Entweder ein anständiger christlicher Exorzismus oder gar nichts.«
Hätte uns jemand zugehört, wäre er sicher überzeugt gewesen, die merkwürdigste Unterhaltung auf dem Planeten mitzubekommen. Ein anständiger christlicher Exorzismus? Also wirklich.
Aber in meinem Leben sind nicht nur die Unterhaltungen merkwürdig. Auch die Umstände, unter denen sie stattfinden, sind immer sehr bizarr. Diese hier fand zum Beispiel in einer dunklen, leeren Kirche statt. Dunkel, weil es schon weit nach Mitternacht war, und leer … tja, aus demselben Grund.
»Und Sie werden dabei von einem Erwachsenen überwacht«, fuhr Pater Dominic fort, während er mich hineinbugsierte. »Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie Sie annehmen konnten, der kleine Junge könnte so eine komplizierte Prozedur meistern …«
So und so ähnlich hatte er schon den ganzen Nachmittag lamentiert - bis Jacks Eltern und Paul wieder nach Hause gekommen waren. Wegen Jack hatte Pater Dom mich natürlich nicht so runterputzen können, wie er es gern getan hätte. Also hatte er uns stattdessen gezwungen, die Schweinerei aufzuwischen, die wir veranstaltet hatten. Hühnerblut aus Fliesenfugen rauszukriegen,
ist echt kein Spaß. Danach mussten wir still dasitzen und warten, bis Dr. und Mrs Slater von ihren Tennisstunden zurückkamen. Beim Anblick von uns dreien, wie wir da auf der Couch saßen, waren Jacks Eltern schon etwas überrascht. Ich meine, war ja auch komisch - eine Babysitterin, ein Junge und ein Priester. Mittlerweile fühlte ich mich wirklich wie auf einem Schmerzmittel-Trip.
Aber was hätte ich tun sollen? Ohne mich wäre Pater Dominic nicht wieder abgezogen. Er glaubte meinen Beteuerungen, dass ich nicht wieder versuchen würde, mich selber zu exorzieren, nicht.
Also saßen wir nur da und ließen uns von Pater Dominic in die Kunst der Meditation einweisen. Zwei Stunden lang redete der alte Mann auf uns ein. Kein Witz - zwei Stunden. Wahrscheinlich bereute Jack es längst, mir je von seiner Fähigkeit zum Toten-Menschen-Sehen erzählt zu haben. Vielleicht hätte er am liebsten gesagt: Hey, also, das mit den toten Menschen und so … Hey, das war nur ein Witz, ich kann gar keine toten Menschen sehen …
Womöglich war es aber auch ganz gut, dass der kleine Mann mal eingebläut bekam, was man als Mittler machen durfte und was nicht. Meine eigene Einführung in den Job war weiß Gott nicht besonders gut gewesen. Hätte ich mich mit den Feinheiten des Geschäfts besser ausgekannt, wäre das mit Jesse vielleicht erst gar nicht passiert …
Aber egal. Es nützte mir jetzt auch nichts mehr, mich selber in den Hintern zu treten. Klar, dieser ganze Schlamassel
hier war nur meine Schuld. Aber genau deswegen war ich ja auch so scharf darauf, alles wieder in Ordnung zu bringen.
Na ja, und dass ich in den Kerl verliebt war, hatte vermutlich auch ein bisschen was damit zu tun.
Jedenfalls, als Jacks Eltern reinplatzten, lauschten wir gerade Pater Doms Ausführungen über Verantwortung und Höflichkeit im Umgang mit den Toten.
Pater Dominic verstummte, als die beiden Slaters mit ihrem ältesten Sohn Paul die Suite betraten. Sie hörten ihrerseits mit dem Geplauder über ihre Pläne fürs Abendessen auf und
Weitere Kostenlose Bücher