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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Stunden später noch nicht.
    Ich war erst ein paarmal bei Dunkelheit in der Mission gewesen und es war jedes Mal gleich gruselig. Lange Schatten, dunkle Nischen, unheimliche Geräusche … Unsere Schritte hallten im Gang zwischen den Kirchenbankreihen. Direkt am Eingang stand eine Statue der Jungfrau Maria. Adam hatte mir einmal erzählt, wenn man mit unreinen Gedanken daran vorbeiginge, würde die Statue Blutstränen weinen.
    Tja, zwar waren meine Gedanken, als ich die Basilika betrat, vielleicht nicht gerade unrein, aber irgendwie kam es mir trotzdem so vor, als wäre die Jungfrau Maria heute mehr als sonst drauf und dran, Blut zu weinen. Aber vielleicht machte das auch nur die Finsternis.
    Jedenfalls war mir alles ziemlich unheimlich. Über
meinem Kopf tat sich der Schlund der riesigen Kuppel auf, die von außen im Sonnenlicht rot und bei Mondschein blau funkelt, vor mir ragte die Kanzel mit dem gleißend weißen Altar auf.
    Pater Dominic hatte schon mächtig vorgearbeitet, wie ich feststellte, als ich die Kirche betrat. Direkt vor dem Altargeländer hatte er in einem weiten Bogen Kerzen aufgestellt. Nun bückte er sich und zündete die Dochte an, während er gleichzeitig vor sich hinmurmelte, wie wichtig es sei, dass ein Erwachsener auf mich aufpasse.
    »Hier werden Sie … also, ich meine … werden wir es also tun?«, fragte ich.
    Er richtete sich auf und betrachtete sein Werk.
    »Ja«, antwortete er. Dann schien er meinen Gesichtsausdruck zu missdeuten, denn er fügte hinzu: »Keine Sorge. Es funktioniert auch ohne Hühnerblut. Ich versichere Ihnen, dass die katholische Exorzismus-Zeremonie außerordentlich wirkungsvoll ist.«
    »Nein, nein«, entgegnete ich hastig. »Ich wollte nur …«
    Ich sah auf den Boden inmitten des Kerzenkreises. Er sah sehr hart aus, viel härter als der geflieste Badezimmerboden im Hotel. Hier bestand der Boden aus Marmor. Ich dachte an das zurück, was Jack gesagt hatte. »Was, wenn ich stürze?«, fragte ich. »Mein Kopf könnte was abkriegen.«
    »Deswegen werden Sie ja auch liegen«, erklärte Pater Dom.
    »Kann ich ein Kissen haben oder so? Ich meine, hey, der Boden sieht total kalt aus.« Ich schielte zum Altartuch
hinüber. »Oder wie wär’s damit? Darf ich das da benutzen?«
    Pater Dominic wirkte für jemanden, der gerade dabei war, ein weder besessenes noch totes Mädchen zu exorzieren, erstaunlich geschockt.
    »Um Himmels willen, Susannah«, sagte er. »Das wäre ein Sakrileg.«
    Also ging er los, um ein paar Chorgewänder für mich zu holen. Daraus bastelte ich mir eine Liegestatt auf dem Boden zwischen den Kerzen und machte es mir darauf gemütlich. Ja, es war tatsächlich recht bequem.
    Zu blöd nur, dass mein wild pochendes Herz mich davon abhielt, ein Nickerchen zu machen.
    »So, Susannah«, setzte Pater Dominic an.
    Er war nicht zufrieden mit mir. Er war schon seit Langem nicht zufrieden mit mir, das wusste ich. Aber er kapitulierte vor dem Unvermeidbaren.
    Dennoch glaubte er anscheinend, dass eine letzte Lektion fällig war.
    »Ich bin willens, Ihnen bei Ihrem lächerlichen Plan zu helfen, aber nur weil ich weiß, dass Sie es sonst auf eigene Faust versuchen, oder - Gott bewahre - mithilfe des kleinen Jack.« Er sah streng zu mir herüber. »Aber glauben Sie ja keine Sekunde lang, dass ich mit der ganzen Sache einverstanden bin.«
    Ich wollte protestieren, aber er hielt ruhegebietend die Hand hoch.
    »Nein, lassen Sie mich bitte ausreden. Was Maria de Silva getan hat, war unrecht, und ich weiß, dass Sie nur versuchen wollen, dieses Unrecht wieder auszubügeln.
Aber ich fürchte, ich sehe keine Chance, dass dies ein glückliches Ende nimmt. Meiner Erfahrung nach - und Sie werden mir sicher zustimmen, dass ich über wesentlich mehr Erfahrung verfüge als Sie - bleibt ein Geist, der einmal exorziert wurde, für immer in diesem Zustand.«
    Wieder öffnete ich den Mund, wieder brachte er mich zum Schweigen.
    »Der Ort, an den Sie reisen werden«, sagte er, »ist eine Art Wartesaal für die Seelen, die zwar schon aus dem irdischen Leben geschieden, aber noch nicht an ihrem endgültigen Ziel angekommen sind. Wenn Jesse noch dort ist und es Ihnen gelingen sollte, ihn zu finden - was ich bezweifle -, sollten Sie nicht allzu überrascht sein, falls er es vorzieht, dortzubleiben.«
    »Pater Dominic«, warf ich ein und stützte mich auf die Ellbogen.
    Er schüttelte nur ernst den Kopf. »Susannah, es könnte seine einzige Chance sein, weiterzuwandern.«
    »Nein, das stimmt

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