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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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eins klarstellen: Ich bin kein Feigling. Wirklich nicht. Aber hirnverbrannt bin ich auch nicht. Ich finde, wenn man feststellt, dass man gegen eine Macht ankämpft, die sehr viel stärker ist als man selbst, ist es vollkommen okay, wenn man davonrennt.
    Andere Beteiligte zurückzulassen, ist dagegen alles andere als okay.
    »Jesse!«, schrie ich.
    »Ich hab doch gesagt, du sollst weglaufen«, sagte plötzlich eine ärgerliche Stimme hinter mir.
    Ich schnappte erschrocken nach Luft und wirbelte herum. Jesse stand auf dem asphaltierten Parkplatz, das Mondlicht im Rücken, das Gesicht in Schatten getaucht.
    »Oh Gott.« Mein Herz hämmerte so wild, dass ich dachte, es würde gleich explodieren. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so eine Angst gehabt. Noch nie.
    Vielleicht tat ich deswegen das, was ich jetzt tat, nämlich mit beiden Händen nach Jesses Hemd zu greifen. »Oh Gott«, wiederholte ich. »Alles okay mit dir?«
    »Natürlich.« Er wirkte überrascht, dass ich überhaupt gefragt hatte. Und vermutlich war es ja auch eine blöde Frage gewesen. Was hätte Heather ihm denn antun können? Ihn umbringen konnte sie ja schlecht. »Ist mit dir denn alles in Ordnung?«
    »Ja, mir geht's gut.« Ich drehte mich zum dunklen Fenster von Mr Waldens Klassenraum um. »Meinst du, sie … sie hat sich abreagiert?«
    »Für heute, ja.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?« Entsetzt stellte ich fest, dass ich am ganzen Körper schlotterte. »Woher willst du wissen, dass sie nicht gleich durch die Wand bricht und Bäume ausreißt und sie uns an den Kopf schleudert?«
    Jesse schüttelte lächelnd den Kopf. Für einen Typen, der gestorben war, lange bevor es Kieferorthopäden gab, hatte er echt schöne Zähne. Fast so schöne wie Bryce. »Das wird sie nicht tun.«
    »Aber woher weißt du das?«
    »Sie wird es eben nicht tun, glaub mir. Sie weiß gar nicht, dass sie es könnte. Sie ist noch ziemlich neu in dieser Welt, Susannah. Sie hat noch keine Ahnung, wozu sie alles in der Lage ist.«
    Wenn er das gesagt hatte, damit ich mich besser fühlte, dann hatte er sein Ziel eindeutig verfehlt. Dass er indirekt zugab , dass Heather tatsächlich Bäume ausreißen und mir an den Kopf schleudern konnte – dass sie wirklich so mächtig war – und es nur deswegen nicht machte, weil sie noch nicht viel Erfahrung in dem Job hatte, das reichte, damit ich plötzlich zu zittern aufhörte und Jesses Hemd losließ. Ich hatte nicht daran gezweifelt, dass Heather mich hätte weiter verfolgen können. Sie konnte es, immer und überall, genau wie Jesse mir zur Mission Academy gefolgt war. Der Unterschied war nur: Jesse wusste, dass er es konnte. Er war schon viel länger ein Geist als Heather. Sie hatte gerade erst damit angefangen, ihre Kräfte auszuprobieren.
    Und das war es, war mir am meisten Angst machte: Sie war noch neu und unerfahren und hatte jetzt schon solche Kräfte.
    Ich begann, wie ein wildes Tier auf dem Parkplatz auf und ab zu laufen.
    »Wir müssen was tun«, sagte ich. »Wir müssen Pater Dominic warnen und Bryce. Oh Gott, wir müssen Bryce unbedingt sagen, dass er morgen nicht in die Schule kommen darf. Sonst bringt sie ihn um. Sobald er den ersten Fuß aufs Schulgelände setzt, killt sie ihn …«
    »Susannah«, sagte Jesse.
    »Wir könnten ihn anrufen. Okay, es ist ein Uhr morgens, aber wir könnten ihn doch trotzdem anrufen und ihm sagen … Keine Ahnung, was wir ihm sagen sollen. Vielleicht dass wir von einer Morddrohung gegen ihn erfahren haben oder so. Das könnte funktionieren. Oder … wir könnten ihm doch selber drohen! Ja, genau! Wir rufen ihn an, und ich sage mit verstellter Stimme: ›Komm morgen nicht in die Schule, sonst bist du ein toter Mann!‹ Vielleicht würde er darauf hören. Vielleicht würde er …«
    »Susannah«, wiederholte Jesse.
    »Oder wir sagen Pater Dominic, er soll anrufen! Er sagt Bryce, dass er morgen nicht zur Schule kommen soll, weil es einen Unfall gegeben hat …«
    »Susannah.« Jesse tauchte plötzlich ganz nah vor mir auf, gerade als ich mich umgedreht hatte, um die fünf Meter wieder zurückzulegen, die ich schon seit mehreren Minuten auf und ab ging. Seine Nähe erschreckte mich. Fast wäre ich mit der Nase gegen seinen Hemd-ausschnitt geknallt. Jesse packte mich an den Oberarmen, um mich zum Stehenbleiben zu zwingen.
    Was keine gute Idee war. Ich meine, okay, noch keine Minute zuvor hatte ich selber nach ihm gegriffen – na ja, vielleicht nicht wirklich nach ihm, sondern nach

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