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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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seinem Hemd. Aber ich mochte es normalerweise nicht, wenn jemand mich anfasste – schon gar nicht, wenn es ein Geist war. Und erst recht nicht, wenn es sich um einen Geist handelte, der so große, sehnige und kräftige Hände hatte wie Jesse.
    »Susannah«, wiederholte er noch mal, bevor ich ihm sagen konnte, dass er seine Hände von mir lassen sollte. »Es ist alles in Ordnung. Es war nicht deine Schuld. Du hättest nichts machen können.«
    Ich vergaß auf der Stelle, wegen seiner Hände sauer zu sein. »Ich hätte nichts machen können? Aber klar hätte ich das! Ich hätte sie direkt ins Grab prügeln sollen, ein für alle Mal!«
    »Nein.« Jesse schüttelte den Kopf. »Sie hätte dich umgebracht.«
    »Schwachsinn! Mit der wäre ich schon fertig geworden. Wenn sie nicht auf die Idee mit dem Statuenkopf gekommen wäre …«
    »Susannah.«
    »Das ist mein Ernst, Jesse. Ich hätte es schon geschafft, wenn sie nicht so verflucht wütend geworden wäre. Wenn ich gewartet hätte, bis sie sich ein bisschen beruhigt hätte und wieder reingegangen wäre, dann hätte ich sie überreden können …«
    »Nein.« Er ließ meine Arme los, aber nur um mir einen Arm um die Schultern zu legen und mich vom Gebäude weg und zum Parkplatz hin zu führen, wo ich mein Fahrrad abgestellt hatte. »Komm, wir gehen nach Hause.«
    »Aber was ist mit …«
    Er verstärkte den Griff. »Nein.«
    »Jesse, du verstehst nicht. Das hier ist mein Job. Ich muss …«
    »Es ist aber auch Pater Dominics Job, oder nicht? Lass ihn das übernehmen. Die Verantwortung ist zu viel für dich allein.«
    »Wieso? Ich bin doch diejenige, die es verbockt hat, also muss ich es auch wieder …«
    »Hast du ihr etwa die Waffe an den Kopf gehalten und auf den Abzug gedrückt?«
    »Natürlich nicht. Aber ich hab sie wütend gemacht. Ich, nicht Pater Dominic. Ich kann doch nicht erwarten, dass er jetzt meinen Saustall aufräumt. Das wäre ungerecht.«
    »Ungerecht ist es auch …«, erklärte Jesse, für seine Verhältnisse vermutlich ungeheuer geduldig, »… von einem jungen Mädchen zu erwarten, dass es den Kampf mit einem teuflischen Dämon aufnimmt …«
    »Sie ist kein teuflischer Dämon. Sie ist nur stinksauer, weil der Typ, dem sie meinte vertrauen zu können, sich als …«
    »Susannah.« Jesse blieb abrupt stehen. Und ich fiel nur deswegen nicht platt auf die Nase, weil er mich weiter an den Schultern festhielt.
    Eine Minute lang – nur eine einzige Minute lang – dachte ich … na ja, dass er mich gleich küssen würde. Ich war noch nie geküsst worden, aber irgendwie kam es mir so vor, als wären alle nötigen Ingredienzien für eine Kussszene vorhanden: sein Arm um meine Schultern, Mondschein, zwei wild pochende Herzen … na ja, und die Tatsache, dass wir soeben um Haaresbreite einem wutschnaubenden Geist entronnen waren.
    Ich war mir nicht sicher, wie ich es finden sollte, dass ich meinen allerersten Kuss ausgerechnet einem Untoten verdanken würde, aber hey, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, und eins muss mal gesagt werden: Jesse war um Längen attraktiver als alle lebenden Typen, die mir in den letzten Jahren über den Weg gelaufen waren. Ich hatte noch nie so einen gut aussehenden Geist gesehen. Er konnte zum Zeitpunkt seines Todes auf keinen Fall älter als zwanzig gewesen sein. Woran er wohl gestorben war? Das kann man Geistern nur schwer ansehen, denn sie nehmen meistens die Gestalt an, die sie hatten, bevor ihre Körperfunktionen versagten. Mein Dad sieht bei seinen Besuchen zum Beispiel auch heute noch genauso aus wie an dem Tag, bevor er zu der fatalen Joggingrunde vor zehn Jahren startete.
    Ich nahm zwar an, dass Jesse durch Fremdeinwirkung gestorben sein musste, aber das konnte angesichts seines guten Aussehens nur eine Vermutung sein. Vielleicht war er Opfer von einem der Schüsse geworden, die in unserem Haus ihre Spuren hinterlassen hatten. Netter Zug von Andy, das Einschussloch einzurahmen, um es der Nachwelt zu erhalten.
    Jetzt war dieser extrem süß aussehende Geist also drauf und dran, mich zu küssen. Und ich würde den Teufel tun, ihn daran zu hindern.
    Also neigte ich den Kopf leicht nach hinten, blickte ihn unter den Lidern hindurch an und entspannte den Mund … Aber da bemerkte ich, dass sein Blick nicht mal ansatzweise auf meine Lippen gerichtet war, sondern auf eine wesentlich tiefer gelegene Stelle. Die nicht mal mein Busen war, was in dem Moment noch ganz okay gewesen wäre.
    »Du blutest«, sagte

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