Susannah - Auch Geister koennen kuessen
mitnehmen?«
Adam stand so schnell auf, dass er dabei zwei fette Möwen aufschreckte, die es sich neben seiner und Cee Cees Bank gemütlich gemacht hatten. »Soll das ein Witz sein? Wo möchtest du hin? Ich fahr dich überallhin, bis ans Ende der Welt, sag nur ein Wort. Vegas? Wie wär's mit Vegas? Kein Problem. Ich meine, ich bin sechzehn, du bist sechzehn, wir könnten da problemlos heiraten. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich ein Doppelzimmer bestelle, oder? Ich verspreche auch, meine Sachen von jetzt an immer selber wegzuräumen …«
»Ach Adam«, sagte Cee Cee. »Lass den Quatsch. Ich glaube kaum, dass sie dich heiraten will.«
»Ich glaube, ich sollte lieber gar nicht heiraten, bevor meine Scheidung von meinem ersten Ehemann nicht durch ist«, sagte ich bierernst. »Nein, ich möchte ins Krankenhaus, Bryce besuchen.«
Adam ließ die Schultern sinken. »Oh«, sagte er hörbar und sichtlich enttäuscht. »Sonst nichts?«
Da hatte ich wohl das Falsche gesagt. Aber jetzt konnte ich es auch nicht mehr ungesagt machen. Zum Glück half Cee Cee mir geistesgegenwärtig aus der Patsche. »Gute Idee: Bryce und Pater Dominic, die tapfer um ihr Leben kämpften, geben sicher eine klasse Story ab. Kann ich mitkommen, Suze?«
»Aber gern.« Was natürlich gelogen war. Mit Cee Cee im Schlepptau würde ich es schwer haben, meinen Plan in die Tat umzusetzen, ohne große Erklärungen abzugeben …
Aber hatte ich denn eine Wahl? Nope, null, nada.
Jetzt wo das mit dem Transport geklärt war, machte ich mich auf die Suche nach Schlafmütz. Natürlich weilte er mal wieder im Land der Träume, den Rücken an das Klettergerüst gelehnt. Ich stupste ihn mit der Stiefelspitze an, und als er mich durch seine Sonnenbrille anblinzelte, sagte ich ihm, er bräuchte nach der Schule nicht auf mich zu warten, ich hätte eine andere Mitfahrgelegenheit gefunden. Er grunzte kurz und schlief dann wieder ein.
Als Nächstes machte ich mich auf zu einem öffentlichen Telefon. Schon komisch, wenn man die Nummer seiner eigenen Mutter nicht kennt. Ich meine, klar hatte ich die Nummer aus Brooklyn noch im Kopf, aber ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie meine neue Nummer hier in Carmel lautete. Ein Glück, dass ich sie mir ins Adressbuch geschrieben hatte. Ein Blick auf die S-Seite genügte – S für Simon – und ich konnte wählen. Ich wusste natürlich, dass niemand zu Hause sein würde, aber ich wollte für alle Eventualitäten vorbauen. Ich hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, dass ich nach der Schule mit ein paar neuen Freunden weggehen und deshalb später kommen würde. Meine Mutter würde begeistert sein, wenn sie die Nachricht abhörte. Sie hatte sich schon in Brooklyn immer Sorgen gemacht, ich hätte zu wenig Kontakte. »Suzie, du bist doch so ein hübsches Mädchen«, hat sie immer gesagt, »ich verstehe einfach nicht, warum nie Jungs für dich anrufen. Vielleicht wenn du dich nicht immer so … so abweisend und taff geben würdest … Willst du der Lederjacke nicht mal Adieu sagen?«
Bestimmt wäre sie vor Freude im Quadrat gesprungen, wenn sie dabei gewesen wäre, als ich nach der Schule auf Adams Wagen zuging, und seine Reaktion erlebt hätte.
»Oh, Cee Cee, da ist sie!« Adam riss die Beifahrertür auf – er fuhr übrigens einen nagelneuen VW Beetle, seine Eltern nagten also offenbar nicht gerade am Hungertuch – und scheuchte Cee Cee auf den Rücksitz. »Bitte schön, Suze, nimm vorne neben mir Platz.«
Ich blinzelte durch meine Sonnenbrille – es war mittlerweile drei Uhr nachmittags, und wie jeden Tag hatte sich der Morgennebel verzogen und einem herrlich blauen Himmel Platz gemacht – zu Cee Cee nach hinten, die auf dem Rücksitz ziemlich eingequetscht wirkte. »Ähm, lass mal«, sagte ich. »Cee Cee war doch zuerst hier. Ich setz mich nach hinten, das macht mir nichts aus.«
»Auf keinen Fall.« Adam hielt mir die Beifahrertür auf. »Du bist neu hier. Die Neue darf immer vorne sitzen.«
»Genau«, kam Cee Cees Stimme aus den Tiefen des Rücksitzpolsters. »So lange bis du dich weigerst, mit ihm zu schlafen. Dann verbannt er dich auch auf den Rücksitz, wart's ab.«
»Ruhe da hinten auf den billigen Plätzen«, sagte Adam.
Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und Adam machte höflich die Tür zu.
»War das eben ernst gemeint?«, fragte ich Cee Cee, während Adam außen um den Wagen herumging.
Sie blinzelte mich hinter ihren verdunkelten Gläsern an. »Glaubst du allen Ernstes,
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