Susannah - Auch Geister koennen kuessen
Adam feierlich.
Bevor wir dazu kamen, ihn für seinen Sarkasmus zu rügen, kam plötzlich eine Schwester rein und sagte, Cee Cee und ich müssten jetzt gehen, weil sie Pater Dominic mit dem Schwamm waschen müsste.
»So, so, mit dem Schwamm waschen«, grummelte Adam auf dem Weg zum Auto. »Er kriegt eine hübsche kleine Intimpflege, und ich, der ich so was wirklich zu schätzen wüsste, was krieg ich?«
»Die Chance, die zwei hübschesten Mädchen von Carmel nach Hause zu kutschieren?«, schlug Cee Cee vor.
»Ja, ja, klar«, sagte Adam ironisch. Dann warf er mir einen Seitenblick zu. »Also, womit ich nicht gesagt haben will, dass du nicht das hübscheste Mädchen von Carmel wärst, Suze … Also, ich meine … du weißt schon, was ich meine.«
»Ja, ich weiß.« Ich lächelte.
»Ich meine, hey, mit dem Schwamm waschen! Habt ihr euch die Schwester mal genauer angeguckt?« Adam klappte die Lehne des Beifahrersitzes nach vorn, damit Cee Cee auf den Rücksitz klettern konnte. »Muss ja irgendwas Erotisches an sich haben, Priester zu sein. Vielleicht sollte ich mich auch für den Posten bewerben.«
»Für den Posten bewirbt man sich nicht«, drang Cee Cees Stimme von hinten zu uns vor. »Man wird berufen. Und glaub mir, Adam, der Job würde dir nicht gefallen. Man darf als Priester nämlich nicht Nintendo spielen.«
Adam tat so, als müsste er das erst verdauen. »Vielleicht könnte ich ja einen neuen Orden gründen«, sagte er nachdenklich. »Wie die Franziskaner, nur dass wir dann Joystickianer oder so heißen. Unser Motto lautet: High Score für einen, Pizza für alle.«
»Pass mal lieber auf die Möwe da vorne auf«, sagte Cee Cee mit Blick auf die Straße.
Wir fuhren die Carmel Beach Road entlang, und direkt hinter der niedrigen Mauer zu unserer Rechten lag der Pazifik, der im Licht des riesigen Sonnenballs wie ein Juwel funkelte. Ich musste wohl sehnsüchtig hingestarrt haben – ich hab mich immer noch nicht daran gewöhnt, das Meer vor der Nase zu haben –, denn Adam zischte plötzlich: »Ach, was soll's«, und flitzte in eine Parklücke, die soeben von einem BMW frei gemacht worden war. Ich sah ihn fragend an. »Na los«, sagte er. »Oder hast du etwa keine Lust auf einen schönen Sonnenuntergang?«
Ich war wie der Blitz aus dem Auto raus.
Wie war es nur möglich, fragte ich mich eine Weile später, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, in der ich mich nicht auf den Umzug hierher gefreut hatte? Wir saßen auf einer Decke, die Adam aus dem Kofferraum gezaubert hatte, sahen uns die Jogger und die abendlichen Surfer, die Frisbee jagenden Hunde und die kamerabehängten Touristen an, und ich fühlte mich besser als seit einer ganzen Ewigkeit. Vielleicht lag das ja am viel zu kurzen Schlaf. Oder mir benebelte der schwere Duft des salzigen Wassers die Sinne. Aber auf jeden Fall fühlte ich mich seit langer, langer Zeit das erste Mal mit mir und der Welt im Reinen.
Was ziemlich seltsam war angesichts der Tatsache, dass ich mich in nur wenigen Stunden dem Kampf gegen die Mächte des Bösen würde stellen müssen.
Aber noch war es nicht so weit, und ich beschloss, die verbleibende Zeit zu genießen. Ich wandte das Gesicht der Sonne zu, ließ mir die Wangen wärmen, lauschte den Wellen, den Schreien der Möwen und dem Geplauder von Cee Cee und Adam.
»Also hab ich zu ihr gesagt, Claire, du wirst bald vierzig. Wenn du und Paul noch ein Kind haben wollt, dann solltet ihr euch besser beeilen. Die Zeit arbeitet gegen euch.« Adam nippte an seinem Caffè Latte, den er sich von einem nahe gelegenen Coffeeshop geholt hatte. »Und sie darauf: ›Aber dein Vater und ich, wir möchten nicht, dass du dich von dem neuen Baby bedroht fühlst‹, und da hab ich gesagt, Claire, ich fühl mich von Babys nicht bedroht. Weißt du, wovon ich mich bedroht fühle? Von Neandertalern wie Brad Ackerman, die mit Steroiden vollgepfropft sind. Die finde ich zum Fürchten.«
Cee Cee warf Adam einen warnenden Blick zu, dann fragte sie mich: »Wie kommst du eigentlich mit deinen neuen Stiefbrüdern zurecht, Suze?«
Ich wandte mich mit Mühe vom Sonnenuntergang ab. »Ganz gut so weit. Nimmt Hat- also ich meine, nimmt Brad wirklich Steroide?«
»Ich hätte das nicht ansprechen sollen«, sagte Adam. »Tut mir leid. Er nimmt bestimmt nichts. Es ist nur so, dass diese Typen vom Ringerteam … die jagen mir Angst ein. Und die sind so homophob, dass man sich automatisch Gedanken um ihre sexuelle Ausrichtung macht. Ich meine, die halten mich
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