Susannah - Auch Geister koennen kuessen
einen pygmäischen Exorzismus bekommt. Selbst wenn es einen Himmel gibt – Heather Chambers hat nicht die leiseste Chance auf einen Platz darin.«
»Ts, ts, ts«, zischte Pater Dominic. »Wie können Sie nur so etwas sagen? In jedem Menschen steckt etwas Gutes. Das werden sogar Sie doch wissen.«
»Was soll das heißen, sogar ich?«
»Ich meine, sogar eine Susannah Simon, die immer so hart zu sich selbst und anderen ist, wird doch anerkennen müssen, dass es auch im grausamsten aller Menschen noch eine kleine Knospe des Guten geben kann. Vielleicht nur eine winzige, verkrüppelte Knospe, die unter Wasser- und Sonnenlichtmangel leidet, aber immerhin.«
Ich fragte mich, welche Schmerzmittel sie ihm wohl verabreicht hatten.
»Also gut, Pater. Ist ja auch egal. Ich weiß nur, Heather kommt garantiert nicht in den Himmel. Falls es überhaupt einen Himmel gibt.«
Er lächelte mich traurig an. »Ich wünschte, Sie hätten nur halb so viel Gottvertrauen wie Mut, Susannah. Und jetzt hören Sie mir bitte mal zu. Sie dürfen nicht versuchen – auf gar keinen Fall, hören Sie? –, Heather auf eigene Faust zu stoppen. Letzte Nacht hätte sie Sie fast umgebracht. Ich habe meinen Augen kaum getraut, als ich gesehen habe, welche Verwüstung sie angerichtet hat. Sie hatten Glück, mit dem Leben davongekommen zu sein. Und nach dem, was heute Morgen geschah, ist – wie Sie schon sagten – klar, dass sie immer mächtiger wird. Es wäre sehr dumm, ja geradezu kriminell dumm von Ihnen, noch einen Alleingang zu probieren.«
Er hatte recht, das wusste ich. Außerdem – wenn ich das mit dem Exorzismus durchziehen wollte, durfte ich Jesses Hilfe dabei nicht in Anspruch nehmen. Die Gefahr war zu groß, dass er bei der Prozedur auch gleich zu seinem Schöpfer zurückbefördert wurde, zusammen mit Heather.
»Zudem besteht doch jetzt gar keine Eile, nicht wahr?«, fuhr Pater Dominic fort. »Sie hat Bryce ins Krankenhaus verfrachtet, also hat sie jetzt keine Veranlassung mehr, auf ihn loszugehen – zumindest so lange, bis er wieder zur Schule geht. Er scheint der Einzige zu sein, dem gegenüber sie Mordabsichten hegt …«
Wie hätte ich da was sagen können? Ich meine, Pater Dominic war doch sowieso schon so schwer angeschlagen. Ich wollte ihm nicht noch mehr Grund zur Sorge geben. Aber andererseits konnte ich auch unmöglich warten, bis er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Die Sache mit Heather musste schleunigst erledigt werden. Mit jedem Tag, der verging, wurde sie nur noch mächtiger und wütender und hasserfüllter. Ich musste sie loswerden, und zwar schnell.
Also beging ich etwas, was bestimmt als Todsünde gilt. Ich log einen Priester an.
Ein Glück, dass ich nicht katholisch bin.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich. »Ich werde warten, bis es Ihnen besser geht.«
Aber so billig ließ er sich nicht abspeisen. »Versprechen Sie es mir, Susannah.«
»Ich verspreche es.«
Natürlich hatte ich dabei die Finger hinter dem Rücken gekreuzt. Wenn es einen Gott gab, dann würde er mir hoffentlich verzeihen, dass ich einen seiner verdientesten Diener angelogen hatte.
»Lassen Sie mich mal überlegen«, murmelte Pater Dom. »Erst mal brauchen wir natürlich Weihwasser. Was kein Problem darstellt. Und ein Kruzifix.«
Er war noch dabei, die Exorzismus-Einkaufsliste runterzurasseln, da kamen Adam und Cee Cee ins Zimmer.
»Hallo, Pater Dom«, sagte Adam. »Mann, Sie sehen aber scheußlich aus!«
Cee Cee rammte ihm den Ellbogen in die Seite. »Adam!«, zischte sie. Dann wandte sie sich lächelnd an den Pater. »Hören Sie nicht auf ihn. Ich finde, Sie sehen großartig aus. Ich meine, zumindest für jemanden, der einen Haufen gebrochene Knochen hat.«
»Ach, Kinder«, seufzte Pater Dominic glücklich. »Wie schön, euch zu sehen! Aber wieso verplempert ihr so einen schönen Nachmittag wie heute damit, einen alten Mann im Krankenhaus zu besuchen? Ihr solltet jetzt lieber am Strand sein und es euch gut gehen lassen.«
»Wir wollen einen Artikel über den Unfall schreiben, für die Mission News «, sagte Cee Cee. »Wir sind gerade mit dem Interview mit Monsignore Constantine fertig. Wirklich blöde Sache, dass Pater Serra keinen Kopf mehr hat, ausgerechnet jetzt wo der Besuch des Erzbischofs ansteht.«
»Ja, echt ätzend«, fügte Adam hinzu.
»Nun, macht euch darüber mal keine Gedanken«, sagte Pater Dominic. »Euer mitfühlendes Herz wird den Erzbischof sicher mehr beeindrucken als alles andere.«
»Amen«, sagte
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