Susannah - Auch Geister koennen kuessen
für schwul, dabei würde ich mich bestimmt nicht dabei erwischen lassen, wie ich im Stretchhöschen einem anderen Typen in den Schritt fasse.«
Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, mich für meinen Stiefbruder zu entschuldigen. »Ich glaube nicht, dass er schwul ist. Er war total aufgeregt, als Kelly Prescott neulich anrief und uns zu ihrer Poolparty am Samstag eingeladen hat.«
Adam pfiff durch die Zähne, und Cee Cee sagte zu meiner Überraschung: »So was, so was. Bist du sicher, dass diese Decke gut genug für dich ist? Vielleicht würdest du lieber auf einer Kaschmirdecke Platz nehmen? Schließlich sitzen Kelly und Konsorten immer auf solch feinen Stoffen.«
Ich blinzelte sie verständnislos an. Im nächsten Augenblick wurde mir klar, dass ich ein Fettnäpfchen erwischt hatte. »Oh, Mist, tut mir leid. Kelly hat euch wohl nicht eingeladen, was? Ich hatte angenommen, sie hätte alle Zehntklässler eingeladen.«
»Ganz sicher nicht.« Cee Cee schnaubte. »Nur die Zehntklässler mit einem gewissen Status – und den haben Adam und ich eindeutig nicht.«
»Aber du bist doch die Herausgeberin der Schülerzeitung«, wandte ich ein.
»Was für Kelly Prescott so viel bedeutet wie ›Volltrottel‹«, sagte Adam. »Und schon weißt du, warum wir nie zu ihren Poolpartys eingeladen werden.«
»Oh«, sagte ich und lauschte dann eine Minute lang stumm den Wellen. »Ich hatte sowieso nicht vor hinzugehen.«
»Nicht?« Cee Cee riss verdutzt die Augen auf.
»Nein. Erst wollte ich nicht hin, weil ich zur gleichen Zeit ein Date mit Bryce hatte. Jetzt wo das gecancelt ist, frage ich mich, mit wem ich mich auf der Party denn unterhalten soll, wenn ihr gar nicht da seid?«
Cee Cee machte es sich auf der Decke bequem. »Suze«, sagte sie. »Hast du schon mal in Erwägung gezogen, für den Posten der stellvertretenden Jahrgangssprecherin zu kandidieren?«
Ich lachte. »Ach komm, ich bin hier die Neue, schon vergessen?«
»Mag sein«, sagte Adam. »Aber du hast was Besonderes an dir. So wie du gestern Debbie Mancuso abgefertigt hast … Hey, du hast eindeutig Führungsqualitäten. Jungs stehen auf Mädchen, die den Eindruck machen, als könnten sie jederzeit einem anderen Mädchen was auf die Fresse geben. Da können wir einfach nicht aus unserer Haut.« Er zuckte mit den Schultern. »Liegt wohl an unseren Genen.«
»Ich werd's mir merken«, sagte ich lachend. »Übrigens, ich hab gehört, Kelly will das gesamte Klassenbudget für irgendeine Feier verpulvern …«
»Allerdings.« Cee Cee nickte. »Das macht sie jedes Jahr. Ihre blöde Frühlingsparty. Stinkend langweilig. Ich meine, wenn man keinen Freund hat, was soll man da? Außer Tanzen kann man ja nichts machen.«
»Hey, vergiss nicht das eine Jahr, in dem wir die Wasserbomben eingeschmuggelt haben«, wandte Adam ein.
»Stimmt, das war ausnahmsweise mal lustig«, gab Cee Cee ihm recht.
»Ich hatte mir überlegt«, sagte ich, »ob man das Geld nicht für was Netteres ausgeben könnte. Was weiß ich, eine Grillparty am Strand oder vielleicht auch mehrere …«
»Ja! Mit einem riesigen Lagerfeuer! Der Pyromane in mir hat sich schon immer gewünscht, mal ein Lager feuer am Strand anzufachen.«
»Genau. Genau das sollten wir machen«, sagte Cee Cee. »Suze, du musst dich für den Posten bewerben!«
Heilige Scheiße, was hatte ich da bloß angerichtet? Ich hatte keine Lust, stellvertretende Jahrgangssprecherin zu werden! Ich wollte nirgendwo mitmischen! Ich wollte mit Schule und Organisation nichts zu tun haben – hey, ich hatte doch nicht mal eine eigene Meinung zu irgendwas! Wo hatte ich arme Irre mich da bloß reingeritten?
»Oh, schaut mal.« Adam deutete auf die Sonne. »Da geht sie hin.«
Der riesige orangefarbene Ball ging langsam am Horizont unter. Es gab kein aufspritzendes Wasser, keine Gischt, aber ich hätte schwören können, dass ich es platschen gehört hatte, als die Sonne auf die Meeresoberfläche aufschlug.
»There goes the sun«, trällerte Cee Cee versonnen.
»Da, da, da, da«, fiel Adam mit ein.
»There goes the sun«, sang ich mit.
Okay, es war kindisch, dazusitzen und beim Anblick des Sonnenuntergangs ein Liedchen zu singen. Aber es machte einfach so einen Spaß. In New York hatten wir höchstens im Park gesessen und den Polizisten in Zivil dabei zugeschaut, wie sie Drogendealer hochgehen ließen. Das war nicht annähernd so lustig gewesen wie diese Sonnenuntergangsgesänge.
Irgendwas Merkwürdiges war da im Gange. Ich wusste nur noch
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