Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
ich.
»Nein«, antwortete CeeCee abwesend.
»Gut.« Ich warf ihr die CD in den Schoß. »Nimm doch erst mal das hier. Und ich besorg ihr noch Oprah Winfreys Buch-Tipp des Monats. Na, wie klingt das?«
»Super«, sagte CeeCee und wedelte matt mit einem Zwanziger in der Luft, wobei sie mich weiterhin keines Blickes würdigte.
Ich verdrehte die Augen, schnappte mir den Schein und stampfte davon, ansonsten wäre mir wohl vor lauter Schreie-Unterdrücken noch eine Ader geplatzt oder so. Jeder hätte losgekreischt, wenn er gesehen hätte, was ich sah, bevor ich die Fressmeile fluchtartig verließ: Hatschi, der verzweifelt versuchte, sich samt einem Stuhl zwischen Schlafmütz und Gina zu quetschen.
Ich versteh’s einfach nicht. Echt, beim besten Willen nicht. Ich meine, klar bin ich etwas unsensibel und vielleicht sogar ein bisschen durchgeknallt, wegen der Mittlersache und so, aber in meinem tiefsten Inneren bin ich doch ein liebenswürdiger Mensch. Ich bin offen für alles, intelligent und manchmal sogar witzig. Und ich weiß, dass ich nicht aussehe wie ein Bus von hinten. Ich meine, ich wasche und föhne mir jeden Morgen die Haare, und ich habe (okay, von meiner Mom, aber das zählt trotzdem) mehr als einmal zu hören bekommen, meine Augen seien wie zwei Smaragde. Also was soll das? Wie kommt’s, dass Gina gleich zwei Typen am Rockzipfel hängen hat, während sich für mich nicht mal ein einziger interessiert? Hey, nicht mal tote Jungs stehen auf mich, und die haben nun wirklich wenig Auswahl.
Missmutig in diese Grübelgedanken vertieft, stand ich im Buchladen in der Schlange, das Buch für CeeCees Mutter in der Hand. Da streifte mich plötzlich etwas an der Schulter. Ich wirbelte herum - und starrte Michael Meducci ins Gesicht.
»Ähm …«, murmelte er. Er hatte ein Buch über Computerprogrammierung in der Hand und sah im Neonlicht des Buchladens noch teigiger aus als sonst. »Hi.« Er tippte sich nervös an die Brille, als wollte er sich vergewissern, dass sie noch da war. »Dachte ich mir doch, dass du das bist.«
»Hi, Michael.« Ich schob mich ein Stückchen weiter in der Schlange vor.
Michael rückte nach. »Oh, du weißt, wie ich heiße«, sagte er erfreut.
Dass ich seinen Namen erst seit heute kannte, wollte ich ihm jetzt nicht unter die Nase reiben. »Ja«, sagte ich nur und lächelte.
Was vielleicht ein Fehler war. Denn sofort rückte Michael noch näher an mich ran und raunte: »Ich wollte mich nur bei dir bedanken. Du weißt schon, wegen dem, was du heute getan hast … mit deinem Stiefbruder und so. Damit er mich loslässt …«
»Schon okay«, sagte ich. »Nicht der Rede wert.«
»Ich finde schon. So was hat noch nie jemand für mich getan. Ich meine … bevor du an die Schule gekommen bist, hat sich nie einer getraut, Brad Ackerman Paroli zu bieten. Der konnte sich immer alles erlauben. Er hätte sogar jemanden umbringen können und wäre damit durchgekommen.«
»Na ja, das ist ja jetzt vorbei«, sagte ich.
»Ja.« Michael lachte unsicher. »Das ist vorbei.«
Die Frau vor mir rückte an die Kasse vor und ich nahm ihren Platz ein. Michael rückte gleich nach, und zwar so, dass er am Ende gegen mich stieß. »Oh, tut mir leid«, sagte er und wich zurück.
»Schon okay«, sagte ich wieder und wünschte mir langsam, ich wäre doch bei Gina geblieben, auch auf die Gefahr einer Gehirnblutung hin.
»Dein Haar duftet so gut«, sagte Michael leise.
Oh Gott. Beinahe hätte mich mitten im Buchladen der Schlag getroffen. Dein Haar duftet so gut? Dein
Haar duftet so gut?? Für wen hielt der sich eigentlich? James Bond? So was sagte man doch nicht. Jedenfalls nicht in einem Einkaufszentrum.
Zum Glück rief da die Kassiererin: »Der Nächste, bitte«, und ich eilte nach vorn. Wenn ich mit dem Bezahlen fertig war, würde Michael Meducci hoffentlich verschwunden sein.
Falsch gedacht. Ganz falsch.
Nicht nur, dass er immer noch da stand, nein, das Computerbuch in seiner Hand gehörte ihm bereits, er musste es nicht mehr bezahlen. (Ich hatte gehofft, ihn spätestens bei der Gelegenheit endgültig loswerden zu können.) Er schleppte es einfach nur so mit sich herum!
Und jetzt folgte er mir auch noch aus dem Laden. Oh Mann.
Ganz ruhig , sagte ich mir. Seine Schwester liegt im Koma. Ihr Besuch auf einer Poolparty endete auf der Intensivstation. Das muss einen doch gaga machen. Und dann der Autounfall - der Typ war in einen grauenvollen Unfall verwickelt. Vielleicht hat er sogar vier Leute auf dem
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