Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
Himmels willen, Susannah.«
»Ich frage ja nur.« Ich hielt den Blick auf Jesse und das Lagerfeuer gerichtet, damit Pater Dom nicht dachte, ich starre ihn an oder so. »Ich meine, wenn Sie nicht darüber reden möchten …« Aber ich konnte meine Neugier dann doch nicht bezähmen. »War sie …?«
»Ich war damals ungefähr so alt wie Sie jetzt«, sagte Pater Dominic, als wollte er die Geschichte so schnell wie möglich erzählen und hinter sich bringen. »Ich ging auf die Highschool. Sie war etwas jünger als ich.«
Es fiel mir schwer, mir Pater Dom auf der Highschool vorzustellen. Ich wusste ja nicht mal, welche
Haarfarbe er gehabt hatte, bevor er so schneeweiß geworden war.
»Es war …« In seinen hellblauen Augen lag ein seltsam entrückter Ausdruck. »Es … ach, es hätte nie funktioniert.«
»Ich weiß«, sagte ich. Und ich wusste es wirklich, ganz plötzlich. Keine Ahnung wieso, vielleicht hatte ich es aus der Art und Weise rausgehört, wie er es gesagt hatte. »Sie war ein Geist, nicht wahr?«
Pater Dominic sog die Luft so scharf ein, dass ich kurz dachte, er hätte einen Herzinfarkt oder so.
Aber bevor ich dazu kam, einzugreifen und ihm eine Herzmassage zu verpassen, stand Jesse plötzlich auf und lief auf uns zu.
»Oh, schauen Sie mal«, sagte Pater Dom mit hörbarer Erleichterung in der Stimme. »Da kommt Jesse wieder.«
Ich ärgerte mich längst nicht mehr über Jesses Angewohnheit, immer dann zu erscheinen, wenn ich es am wenigsten erwartete - oder wünschte. Mittlerweile freute ich mich jedes Mal fast schon, ihn zu sehen.
In diesem speziellen Moment allerdings nicht. In diesem speziellen Moment hätte ich ihn am liebsten ganz, ganz weit weg gewünscht. Ich hatte nämlich das Gefühl, ich würde Pater Dom nie wieder dazu bringen, so offen über dieses besondere Thema zu sprechen.
»So«, sagte Jesse, als er nahe genug war, dass wir ihn hören konnten. »Ich glaube, sie werden Ihnen jetzt zuhören, Pater, ohne gleich aufzuspringen und zu verschwinden. Sie sind ziemlich verängstigt.«
»So haben sie heute Nachmittag, als sie mich umbringen wollten, aber nicht gewirkt«, murmelte ich.
Jesse sah mich an, und um seine Augen zuckte es belustigt. Keine Ahnung, was an der Vorstellung, dass ich ertränkt wurde, so komisch war.
»Ich glaube, wenn du bereit bist zuzuhören, was sie zu sagen haben, wirst du verstehen, warum sie sich so verhalten haben«, sagte er.
»Das werden wir ja sehen«, schnaubte ich.
KAPITEL 12
D ie Tatsache, dass Jesse meine kleine intime Unterhaltung mit Pater Dominic unterbrochen hatte, ließ meine Stimmung ziemlich in den Keller sinken. Aber das hätte ihm trotzdem noch lange nicht das Recht gegeben, hinter mir aufzutauchen, als wir uns dem Lagerfeuer näherten, und mir »Benimm dich!« ins Ohr zu flüstern.
Und was tat er dabei zu allem Überfluss? Er lachte! Und es klang echt fies, ich konnte es kaum fassen.
Als wir nahe genug herangekommen waren, dass man die Gesichter der Geister erkennen konnte, sah ich auf den ersten Blick nichts, was meine Meinung von den vier Gestalten, die mich jetzt schon zweimal zu töten versucht hatten, irgendwie zum Guten geändert hätte.
»Augenblick mal«, sagte Josh, als er mich erkannte. Er sprang auf und richtete den Zeigefinger anklagend in meine Richtung. »Das ist doch die Schlampe, die …«
Jesse trat hastig in den feuerbeschienenen Kreis. »Sachte, ganz ruhig. Ich habe euch doch erzählt, wer die beiden sind.«
»Du hast gesagt, sie würden uns helfen«, jaulte Felicia von ihrem Platz aus. Die Schöße ihres Abendkleids bauschten sich um sie herum auf. »Aber diese Tussi hat mir heute Nachmittag ins Gesicht getreten!«
»Oh«, sagte ich. »Nur weil du zufällig versucht hast, mich zu ertränken.«
Pater Dominic stellte sich schnell zwischen mich und die vier Gestalten. »Kinder, Kinder, keine Panik. Natürlich werden wir euch helfen, wenn es in unserer Macht steht.«
Josh Saunders starrte ihn verblüfft an. »Sie können uns sehen?«
»Ja, kann ich«, erwiderte Pater Dom ernsthaft. »Susannah und ich sind nämlich Mittler, wie Jesse Ihnen bestimmt schon erklärt hat. Wir können Sie sehen und wir wollen Ihnen helfen. Es ist sozusagen unsere Pflicht, Ihnen zu helfen. Aber Sie müssen verstehen, dass es auch unsere Pflicht ist sicherzustellen, dass Sie niemandem wehtun. Deswegen hat Susannah heute versucht, Sie aufzuhalten, und gestern auch, wenn ich das richtig verstanden habe.«
Mark Pulsford ließ sich zu einem
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