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Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich

Titel: Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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werde jetzt hineingehen und in ein paar gespenstische Hintern treten.«
    Aber er umklammerte meinen Arm nur noch fester. »Susannah, wie oft soll ich es Ihnen denn noch sagen? Wir sind Mittler. Unsere Aufgabe besteht darin, zum Wohle verwirrter Seelen einzugreifen, sie auf den richtigen Weg zu geleiten, nicht ihnen noch mehr Schmerz zu bereiten, indem wir ihnen gewaltsam gegenübertreten …«
    »Jetzt sag ich Ihnen mal was«, unterbrach ich ihn. »Jesse und ich pinnen die Herrschaften auf den Boden fest, dann können Sie ja zum Wohle der verwirrten Seelen eingreifen, okay? Denn anders werden die Ihnen nicht zuhören, glauben Sie mir. Sehr kommunikativ sind die nämlich nicht.«
    »Susannah …«, wiederholte Pater Dominic.
    Doch diesmal kam er nicht dazu, einen weiteren Einwand einzubringen, denn plötzlich zischte Jesse: »Ihr bleibt beide hier und wartet, bis ich euch sage, dass ihr euch rühren könnt.« Dann stapfte er mit großen Schritten auf die Geister am Strand zu.
    Tja. Vermutlich hatte er es satt, uns beim Streiten zuzuhören. Verdenken konnte ich es ihm nicht.

    Besorgt sah Pater Dom ihm hinterher. »Ach du liebe Güte«, sagte er. »Sie glauben doch nicht, dass er irgendwas … Unüberlegtes tun könnte, oder?«
    Ich seufzte. Jesse tat nie irgendwas Unüberlegtes.
    »Nein«, entgegnete ich. »Wahrscheinlich wird er nur versuchen, mit ihnen zu reden. Vermutlich ist es auch besser so. Ich meine, er ist ein Geist, sie sind Geister … Die haben einiges gemeinsam.«
    Pater Dominic nickte. »Ich verstehe. Ja, das ist clever. Wirklich sehr clever.«
    Die Engel sangen immer noch aus voller Kehle. Als sie Jesse bemerkten, verstummten sie jedoch schlagartig.
    Einer der Jungs fluchte ziemlich blumig los, aber noch bevor sie Zeit hatten, sich zu verflüchtigen, setzte Jesse schon zu seiner Rede an, und zwar so leise, dass Pater Dominic und ich ihn über das Rauschen der Wellen hinweg nicht hören konnten. Wir konnten also nur zusehen, wie Jesse - von dem typischen Geisterglühen umgeben - redete und redete und sich dann, immer noch redend, langsam in den Sand setzte.
    Pater Dominic beobachtete das Schauspiel fasziniert. »Hervorragende Idee, Jesse als Ersten hinzuschicken«, murmelte er.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ja.«
    Wahrscheinlich war mir die Enttäuschung darüber, eine Prügelei verpasst zu haben, deutlich anzuhören, denn schließlich löste Pater Dom den Blick von den Geistern am Feuer und grinste mich an.

    »Vielleicht machen wir ja doch noch einen anständigen Mittler aus Ihnen, wenn Jesse ein bisschen mithilft«, sagte er.
    Wenn Sie wüssten, wie vielen Geistern ich schon »den richtigen Weg gewiesen« habe, lange bevor ich Sie oder Jesse kannte …, dachte ich, behielt es aber für mich.
    »Und«, fragte Pater Dominic leise, »wie beschäftigt sich Ihre Freundin Gina in Ihrer Abwesenheit heute?«
    »Oh, sie gibt mir Rückendeckung«, antwortete ich.
    Pater Dominic hob sowohl die Augenbrauen als auch die Stimme. »Rückendeckung?«, wiederholte er missbilligend. »Soll das heißen, Ihre Eltern wissen nicht, dass Sie hier sind?«
    »Aber klar doch«, erwiderte ich sarkastisch. »Natürlich hab ich meiner Mutter erzählt, dass ich zum Big Sur rausfahre, um mich mit den Geistern von vier toten Teenagern rumzuschlagen. Also wirklich.«
    Er schüttelte betrübt den Kopf. Als Priester hielt er natürlich nichts von Unehrlichkeit, vor allem Eltern gegenüber, die man seinem Berufsstand zufolge ehren und achten sollte. Aber wenn Gott wirklich Wert drauf gelegt hätte, dass ich speziell dieses Gebot jederzeit einhalte, dann hätte er mich doch nicht zur Mittlerin gemacht, oder? Das passte doch nicht zusammen.
    »Anscheinend hatten Sie ja keine Probleme damit, Gina einzuweihen«, sagte Pater Dominic.
    »Hab ich eigentlich gar nicht. Sie eingeweiht, meine ich. Sie … wusste es irgendwie von selber. Ich meine, sie
und ich, wir waren mal bei einer Hellseherin, und …« Ich hielt inne. Der Gedanke an Madame Zara erinnerte mich daran, was Gina über die Liebe meines Lebens gesagt hatte. War das wirklich wahr? Ich erschauerte und diesmal hatte das nichts mit der Kälte zu tun.
    »Verstehe«, sagte Pater Dominic. »Interessant. Dass es für Sie völlig in Ordnung ist, Ihren Freunden von Ihrer besonderen Gabe zu erzählen, nicht aber Ihrer Mutter.«
    Das Streitgespräch hatten wir schon mal geführt - vor gar nicht langer Zeit -, deswegen verdrehte ich nur die Augen. » Einer Freundin«, verbesserte ich ihn.

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