Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
lebendige Menschen zu sein.
»Das ist verstörend«, sagte Pater Dominic schließlich.
»Sehr verstörend. Aber bestimmt wissen Sie dennoch, dass das alles nur ein Unfall war …«
»Ein Unfall?« Josh starrte ihn an. »Definitiv nicht! Dieser Typ … dieser Michael … der hat uns mit Absicht gerammt!«
»Aber das ist doch lächerlich«, sagte Pater Dom. »Wieso in aller Welt sollte er denn so etwas tun?«
»Ganz einfach«, meinte Josh achselzuckend. »Weil er neidisch ist.«
»Neidisch?« Pater Dominic wirkte entsetzt. »Vielleicht ist Ihnen das nicht bewusst, junger Mann, aber Michael Meducci, den ich seit der ersten Klasse kenne, ist ein hochbegabter Schüler. Und sehr beliebt bei seinen Mitschülern. Wieso um Himmels willen sollte er also … Nein, nein, wirklich, mein Junge, da täuschen Sie sich.«
Ich wusste zwar nicht, in welchem Universum Pater Dominic lebte - anscheinend in einem, in dem Michael Meducci bei seinen Mitschülern beliebt war -, aber die reale Welt war es jedenfalls nicht. Soweit mir bekannt war, mochte an der Mission Academy kein Mensch Michael Meducci. Außerhalb des Schachclubs kannte ihn auch kaum jemand. Aber ich war erst seit ein paar Monaten an der Schule, vielleicht irrte ich mich ja auch.
»Hochbegabt hin oder her«, sagte Josh. »Auf jeden Fall ist er ein Loser.«
Pater Dominic blinzelte. »Ein Loser?«, stammelte er.
»Ja, ein Loser.« Josh schüttelte den Kopf. »Pater, das ist nun mal Fakt. Michael Meducci ist ein Nichts. Wir
hingegen …«, er deutete erst auf sich, dann auf seine Freunde, »waren alles . Die beliebtesten Kids der Schule. Auf der RLS passierte gar nichts, solange wir es nicht abgesegnet hatten. Eine Party wurde erst dann zur Party, wenn wir dort auftauchten. Ein Tanzabend war erst dann etwas wert, wenn Josh, Carrie, Mark und Felicia - die RLS-Engel - hingingen. Na? Bekommen Sie so langsam eine Vorstellung von der Sache?«
Pater Dominic sah verwirrt aus. »Hm, nicht ganz.«
Josh verdrehte die Augen. »Oh Mann, ist der nicht ganz echt?«, wandte er sich an Jesse und mich.
»Doch doch, der ist absolut echt«, sagte Jesse ohne den Hauch eines Lächelns.
»Okay, ich versuch’s noch mal«, verkündete Josh. »Dieser Meducci … Er hat also einen super Notendurchschnitt, na und? Meiner war sogar noch besser. Ich halte den Schulrekord im Hochsprung. Ich bin Mitglied der National Honor Society. Ich spiele im Basketball-Team im Angriff. Ich bin seit drei Jahren am Stück Vorsitzender des Schülerrats und im Frühjahr habe ich mich aus Jux und Dollerei für die Hauptrolle in der Schulaufführung von Romeo und Julia beworben und sie auf Anhieb bekommen. Ach ja, und noch was. Ich habe einen Studienplatz in Harvard bekommen. Vorzeitig.«
Josh machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Pater Dominic wollte etwas erwidern, aber da redete Josh auch schon weiter.
»Was meinen Sie, wie viele Samstagabende Michael Meducci allein in seinem Zimmer hockt und Videospiele
spielt? Na? Oder anders gefragt: Wissen Sie, wie viele Samstagabende ich in Gesellschaft eines Joysticks verbracht habe? Null. Und wollen Sie wissen, warum? Weil es noch nie einen Samstagabend gegeben hat, an dem ich nicht anderweitig beschäftigt gewesen wäre - mit Partys, mit Dates … Und ich habe mich nie mit irgendwelchen Mädchen getroffen, sondern nur mit den heißesten, angesagtesten Mädchen der Schule. Nehmen Sie zum Beispiel Carrie …«, er deutete zu Carrie Whitman hin, die in ihrem eisblauen Abendkleid im Sand saß. »Sie arbeitet nebenbei als Model in San Francisco. Sie hat schon Fernsehspots gedreht. Sie war die Königin des Abschlussballs.«
»Zwei Jahre hintereinander«, quietschte Carrie dazwischen.
Josh nickte. »Zwei Jahre hintereinander. Verstehen Sie jetzt so langsam, Pater? Trifft sich Michael Meducci je mit einem Model? Wohl eher nicht. Ist Michael Meduccis bester Freund Kapitän des Football-Teams, so wie mein Freund Mark? Hat Michael Meducci ein volles Sport-Stipendium für die UCLA erhalten?«
»Ich darf bei den Bruins mitspielen«, sagte Mark, der offenbar nicht die hellste Lampe im geisterhaften Leuchtenladen war.
»Mich hast du noch vergessen«, warf Felicia ein.
»Ja, reden wir auch über Felicia«, fuhr Josh fort. »Marks Freundin. Sie ist Leiterin des Cheerleader-Teams, des Tanz-Ensembles und dazu wegen ihrer überdurchschnittlichen Noten Gewinnerin des National-Merit-Stipendiums.
Also, jetzt, wo Sie alle Fakten gehört haben, Pater, möchte ich Ihnen die Frage
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