Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
Achtklässlerin bestimmt keine Einladung geschickt.«
»Wenn unbedingt einer für sie verantwortlich sein soll, wieso dann nicht der Idiot, der sie mitgebracht hat?«, sagte Felicia.
»Ja, genau«, wiederholte Carrie wütend.
»Ich glaube nicht, dass Susannah euch die Schuld dafür
gibt, was Michaels Schwester zugestoßen ist.« Jesses Stimme klang wie weit entferntes Donnergrollen, das die schrillen Stimmen der Mädchen zum Glück mühelos übertönte. »Es war Michael, der euch deswegen umgebracht hat.«
Pater Dominic stöhnte leise, als hätten sich Jesses Worte wie ein Fausthieb in seinen Magen gebohrt.
»Oh nein«, sagte er. »Sie glauben doch nicht ernsthaft …«
»Jedenfalls klingt es sehr viel einleuchtender als seine Theorie …«, Jesse deutete mit dem Kopf in Joshs Richtung, »… dass Michael es aus Neid getan habe. Wegen … wie war das gleich noch mal? Ach ja, wegen irgendwelcher Dates am Samstagabend.«
Josh rutschte unbehaglich hin und her und zupfte an seinen Jackenschößen. »Na ja, ich konnte ja nicht wissen, dass die Schnalle, die aus Carries Pool gefischt wurde, Michaels Schwester war.«
»Das reicht jetzt«, sagte Pater Dominic. »Das ist einfach zu viel für mich. Ich … ich bin ehrlich entsetzt.«
Der Klang seiner Stimme überraschte mich. Wenn ich mich nicht täuschte, lag echter Schmerz darin. Pater Dominic litt eindeutig unter dem, was er eben gehört hatte.
»Da liegt ein junges Mädchen im Koma«, sagte er, und seine blauen Augen bohrten sich in Joshs. »Und Sie nennen sie Schnalle ?!«
Josh besaß zumindest den Anstand, beschämt den Blick zu senken. »Na ja, das war doch nur so dahingesagt.«
»Und Sie beide …« Pater Dominic zeigte auf Felicia und Carrie. »Sie übertreten das Gesetz, indem Sie Minderjährigen Alkohol geben, und dann versteigen Sie sich auch noch zu der Behauptung, sie sei selber schuld an dem, was ihr passiert ist?«
Die Mädchen wechselten einen Blick.
»Aber außer ihr ist doch niemandem was passiert und jeder hat auf der Party was getrunken«, wandte Felicia ein.
»Ja«, sagte Carrie. »Alle haben getrunken.«
»Das spielt keine Rolle.« Pater Dominics Stimme bebte mittlerweile vor Empörung. »Wenn alle von der Golden Gate Bridge runterspringen würden, wäre das trotzdem noch lange nicht richtig!«
Oha, dachte ich. Pater Dominic brauchte dringend einen Auffrischungskurs in Schülerführung, wenn er meinte, der alte Spruch würde heute noch ziehen.
Aber dann fiel mir schier die Kinnlade runter, als er plötzlich auf mich zeigte. Ich? Was hatte ich denn verbrochen?
Es dauerte nicht lange, bis ich es erfuhr.
»Und Sie«, sagte Pater Dominic, »beharren immer noch auf Ihrer Theorie, dass der Tod dieser vier jungen Leute hier kein Unfall, sondern ein Mord war!«
»Pater Dom«, brachte ich heraus, nachdem ich meine Kinnlade wieder einigermaßen in Position gerückt hatte. »Entschuldigung, aber die Sache ist doch ziemlich eindeutig …«
»Ist sie nicht.« Er ließ die Hand fallen. »Für mich jedenfalls
nicht. Der Junge könnte ein Motiv gehabt haben, na und? Das macht ihn doch noch lange nicht zum Mörder.«
Ich sah Jesse Hilfe suchend an, aber seinem verdutzten Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte Pater Dominics Gefühlsausbruch ihn genauso auf dem falschen Fuß erwischt wie mich.
»Moment mal, da ist noch die Leitplanke …«, gab ich zu bedenken. »Die gelockerten Bolzen …«
»Ja ja«, sagte Pater Dominic, ziemlich unwirsch für seine Verhältnisse. »Aber Sie lassen hier das Wichtigste außer Acht, Susannah. Angenommen, Michael hätte ihnen wirklich aufgelauert, in der Absicht, sie zu rammen, wenn sie um die Kurve biegen. Wie hätte er im Dunkeln wissen können, dass er das richtige Auto erwischte? Erklären Sie mir das mal, Susannah. Es hätte doch sonst irgendein Auto um die Ecke kommen können. Woher hätte Michael wissen sollen, dass er das richtige Auto erwischt? Woher ?«
Tja, damit hatte er natürlich recht. Und das wusste er. Ich stand nur wortlos da, ließ mir das Haar vom Meereswind ins Gesicht peitschten und sah Jesse an. Achselzuckend erwiderte er meinen Blick. Er war also genauso ratlos wie ich. Pater Domminic hatte recht. Es ergab überhaupt keinen Sinn.
Jedenfalls, bis Josh sagte: »Macarena.«
Wir drehten uns alle zu ihm um.
»Wie bitte?«, sagte Pater Dominic, trotz seiner Wut die Höflichkeit in Person.
»Aber natürlich!« Felicia rappelte sich auf, wobei sie am Saum ihres Kleides hängen blieb. »Ja
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