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Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich

Titel: Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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wie?«
    »Das hat keiner gesagt.« Jesse sah im Feuerschein entschlossener aus, als ich ihn je erlebt hatte. »Aber was mit dem Jungen passiert, liegt nicht in euren Händen.«
    »Ach ja?« Josh verlegte sich nun wieder aufs Spötteln. »In wessen Händen dann?«
    Jesse deutete mit dem Kopf auf Pater Dominic und mich. »In ihren«, sagte er leise.
    »In ihren?«, wiederholte Felicia angeekelt. »Wieso das denn?«
    »Weil sie die Mittler sind«, antwortete Jesse. Im orangefarbenen Schein der Flammen wirkten seine Augen tiefschwarz. »Das ist ihre Aufgabe.«

KAPITEL 14
    D as Problem war nur, dass die beiden Mittler keine Ahnung hatten, wie sie die Sache deichseln sollten.
    »Wie wär’s«, flüsterte ich, während Pater Dominic eine weiße Kerze in die Schachtel warf, die ich in den Händen hielt, und eine lilafarbene herausholte, »wenn ich anonym bei der Polizei anrufe? Ich sage, ich sei an dem Unfallabend am Big Sur entlanggefahren und hätte zufällig das Ganze mitangesehen. Und es sei eindeutig kein Unfall gewesen.«
    Pater Dominic schraubte die lilafarbene Kerze dort rein, wo bis eben die weiße gesteckt hatte.
    »Meinen Sie wirklich, die Polizei folgt jedem anonymen Hinweis, der bei ihr eingeht?« Er machte sich nicht die Mühe zu flüstern. Es war auch niemand da, der uns hätte hören können. Ich hatte die Stimme nur gesenkt, weil die Basilika mit ihrem ganzen güldenen Glanz und den Buntglasfenstern mich irgendwie einschüchterte.
    »Na ja, vielleicht gibt es ihnen zumindest zu denken«,
sagte ich. Pater Dominic stieg von der Leiter, klappte sie zusammen und ich folgte ihm zur nächsten Station des Kreuzwegs. »Ich meine, vielleicht schauen sie sich die Sache dann etwas genauer an, laden Michael zu einer Vernehmung oder irgendwas. Er würde sicher einknicken, wenn sie ihm nur die richtigen Fragen stellen.«
    Pater Dominic hob die Rockschöße seiner Soutane an und kletterte wieder auf die Leiter.
    »Und was wären die richtigen Fragen?«, wollte er wissen, während er wieder eine weiße gegen eine lilafarbene Kerze aus der Schachtel in meiner Hand austauschte.
    »Keine Ahnung.« Langsam wurden mir die Arme lahm. Die Schachtel war nämlich echt schwer. Normalerweise tauschten die Novizinnen die Kerzen aus, aber seit unserem kleinen Ausflug in der vergangenen Nacht schien Pater Dominic total rastlos zu sein und hatte dem Monsignore seine Dienste angeboten. Unsere Dienste, besser gesagt, denn mich hatte er aus dem Religionsunterricht gezerrt, damit ich ihm zur Hand ging. Was mir aber ganz recht war. Als überzeugte Agnostikerin bezog ich eh nicht viel aus den Religionsstunden - was Schwester Ernestine noch vor meinem Schulabschluss zu berichtigen hoffte.
    »Ich glaube, die Polizei kommt gut auch ohne unsere Hilfe zurecht«, sagte Pater Dominic und drehte heftig an der Kerze, die sich störrisch weigerte, ihren Platz im Kerzenhalter einzunehmen. »Wenn man Ihrer Mutter glauben darf, wird Michael ohnehin schon verdächtigt,
also dürfte es so oder so nicht mehr lange dauern, bis er zur Vernehmung geladen wird.«
    »Aber was, wenn Mom nur überreagiert hat?« Mein Blick fiel auf einen Touristen, der ein paar Meter weiter in Madras-Hemd und Izod-Hose stand und die Buntglasfenster bewunderte. »Ich meine, sie ist schließlich Mutter«, sagte ich noch leiser. »Mütter tun so was. Was, wenn Michael überhaupt nicht von der Polizei verdächtigt wird?«
    »Susannah.« Als die Kerze endlich im Halter steckte, kletterte Pater Dominic wieder von der Leiter und sah mich mit einem Blick an, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er mich lieben oder auf den Mond schießen sollte. Mir fiel auf, dass er dunkle Augenringe hatte. Der lange nächtliche Marsch hatte uns beide ziemlich mitgenommen, ganz zu schweigen von der emotionalen Berg-und-Tal-Fahrt, die wir am Strand miterlebt hatten.
    Dennoch schien Pater Dom sich schneller erholt zu haben, als man es von einem Mann über sechzig hätte erwarten können. Ich konnte kaum laufen, meine Schienbeine brannten, und ich musste seit unserem Rendezvous mit den Engeln, das bis weit nach Mitternacht gedauert hatte, so ziemlich jede Minute dreimal gähnen. Pater Dominic hingegen hatte zwar Augenringe, wirkte ansonsten aber ziemlich frisch, ja geradezu überschäumend vor Energie.
    »Susannah«, wiederholte er, und diesmal klang seine Stimme mehr nach Lieben als nach Auf-den-Mond-Schießen.
»Versprechen Sie mir bitte, dass Sie nichts unternehmen. Dass Sie nicht bei der Polizei

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