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Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich

Titel: Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Dominic fort. »Wenn einem Menschen, den wir lieben, etwas Schreckliches zustößt, neigen wir … na ja, manchmal neigen wir dazu, Gott den Rücken zu kehren.«
    Ach du Schande , dachte ich in meinem Kirchenbankversteck. So wird das nicht funktionieren. Nicht bei Michael.
    »Manchmal sind wir so wütend darüber, dass einem Unschuldigen etwas Entsetzliches widerfahren ist, dass wir nicht nur Gott den Rücken kehren, sondern wir vielleicht sogar Dinge erwägen, die … nun ja, die wir nie erwogen hätten, wenn die Tragödie sich nicht ereignet hätte. Wir entwickeln Rachegedanken, zum Beispiel.«
    Na also, dachte ich. Schon besser.
    »Miss Simon.«
    Erschrocken drehte ich den Kopf. Die Novizin, die vorhin mit den Statuenhussen reingekommen war, starrte mich vom Ende der Kirchenbank aus an.
    »Oh«, sagte ich, rappelte mich auf und setzte mich auf die Bank. Pater Dominic und Michael waren, wie ich aus dem Augenwinkel sah, mitterweile ein Stück
weitergegangen und drehten mir den Rücken zu. Sie waren längst zu weit weg, um mich zu hören.
    »Hallo«, begrüßte ich die Novizin. »Ich … ich hab nur gerade meinen Ohrring gesucht.«
    Die Novizin sah nicht so aus, als würde sie mir glauben.
    »Sollten Sie nicht gerade in der Religionsstunde bei Schwester Ernestine sein?«, fragte sie.
    »Doch, Schwester«, sagte ich.
    »Nun, dann sollten Sie jetzt lieber wieder in den Unterricht gehen, nicht wahr?«
    Langsam stand ich auf. Das Spiel war zu Ende - und es wäre auch zu Ende gewesen, wenn die Novizin mich nicht entdeckt hätte. Vom Gespräch zwischen Pater Dominic und Michael hätte ich ja eh kein Wort mehr verstanden.
    Mit aller Würde, die ich aufbringen konnte, ging ich auf das Ende der Kirchenbank zu und blieb vor der Novizin kurz stehen.
    »Tut mir leid, Schwester«, sagte ich. Um die unangenehme Stille zu durchbrechen, die entstand, weil die Novizin mich in stummer Missbilligung musterte, fügte ich hinzu: »Gefällt mir gut, Ihr …«
    Doch da mir nicht einfiel, wie man das Gewand nannte, das sie hier alle trugen, blieb mein Kompliment ziemlich platt, obwohl ich es zum Schluss noch zu retten versuchte, indem ich auf sie zeigte und sagte: »Sie wissen schon, Ihr … Kleid. Sehr figurumschmeichelnd.«

    Das war vermutlich nicht genau das, was man zu einer zukünftigen Nonne sagen sollte. Sofort lief die Novizin rot an. »Zwingen Sie mich nicht, Sie wieder zu melden, Miss Simon.«
    Ich fand das ziemlich unhöflich, schließlich hatte ich doch versucht, ihr etwas Nettes zu sagen. Aber egal. Ich verließ die Kirche und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Klassenzimmer, wobei ich mich für den längeren Weg über den sonnenbeschienenen Innenhof entschied. Ich hoffte, das Rauschen des sprudelnden Brunnens würde meine aufgewühlten Nerven ein bisschen beruhigen.
    Allerdings schossen meine kurzfristig beruhigten Nerven sofort wieder ins Stadium »aufgewühlt« hoch, als ich eine andere Novizin entdeckte, die bei der Statue von Junipero Serra stand und einer Touristengruppe von den guten Taten des Schulgründers erzählte. Oh nein. Wieso hatte ich nicht dran gedacht, mir von Pater Dominic einen Passierschein ausstellen zu lassen? Anscheinend hatte mich diese ganze Kerzengeschichte aus der Bahn geworfen. Um also nicht außerhalb der Klasse ohne Passierschein erwischt zu werden, flüchtete ich mich auf die Mädchentoilette, wo ich von einer grauen Rauchwolke empfangen wurde.
    Dafür konnte es nur eine einzige Erklärung geben.
    »Gina«, sagte ich, schritt die Kabinen der Reihe nach ab und versuchte durch einen Schlitz unter der Tür herauszufinden, wo sie steckte. »Bist du komplett wahnsinnig geworden?«

    Ginas Stimme kam aus einer der hintersten Kabinen, die dem Fenster am nächsten waren. Aus strategischen Gründen hatte Gina natürlich das Fenster aufgemacht.
    »Ich glaube«, sie stieß die Toilettentür auf und blieb dort angelehnt stehen, »eher nicht.«
    »Ich dachte, du hättest aufgehört zu rauchen.«
    »Hab ich auch.« Paffend setzte sie sich zu mir aufs Fensterbrett, wohin ich mich verzogen hatte. Die Mission Academy, die irgendwann um 1600 erbaut worden war, bestand aus dicken Lehmziegeln, sodass die Fenster über einen halben Meter tief in die Mauern eingelassen waren. Zwar waren diese eingebauten Fenstersitze etwas hoch, boten aber schön kühle, gemütliche Plätzchen.
    »Ich rauche nur noch in Notsituationen«, erklärte Gina. »Und Religionsstunden sind Notsituationen. Du weißt doch, dass meine

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