Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
den Engeln zusammen, falls du das meinst.«
»Aber klar doch«, sagte ich. »Soll das heißen, du hast sie auch auf ihrem kleinen Ausflug zum Parkplatz begleitet, wo sie den Bremsschlauch des Rambler angeschnitten haben?«
Jesse setzte sich neben mich aufs Bett.
»Susannah.« Seine dunklen Augen blickten mich eindringlich an. »Ist heute etwas passiert?«
»Das kannst du wohl sagen.« Ich erzählte ihm, was ich durchgemacht hatte, auch wenn meine Beschreibungen der technischen Details angesichts meines Technik-Unverständnisses und Jesses naturgemäß geringen Autokenntnissen ziemlich dürftig ausfielen. Zu seinen
Lebzeiten waren Pferde und Pferdekutschen die einzigen Fortbewegungsmittel gewesen.
Als ich fertig war, schüttelte er den Kopf.
»Aber Susannah«, sagte er. »Josh und seine Freunde können es nicht gewesen sein. Wie gesagt, ich war den ganzen Tag bei ihnen. Ich bin erst jetzt von ihnen weggegangen, weil du mich gerufen hast. Sie können das unmöglich getan haben. Das hätte ich mitbekommen und dann hätte ich sie natürlich daran gehindert.«
Ich sah ihn blinzelnd an. »Aber wenn sie es nicht waren, wer dann? Ich meine, außer denen will mich doch niemand tot sehen. Zumindest im Moment nicht.«
Jesse schaute mich unverwandt an. »Bist du sicher, dass man es auf dich abgesehen hatte?«
»Ja, natürlich.« Das war vielleicht verrückt, aber die Anspielung, es könnte auf dem Planeten einen mordwürdigeren Menschen geben als mich, empfand ich beinahe als Beleidigung. Ich meine, viel Feind, viel Ehr’, so hieß es doch. In meinem Job als Mittlerin hatte ich es immer als Auszeichnung betrachtet, wenn es irgendwelche Gestalten gab, die mich tot sehen wollten. Mir galt es als Zeichen dafür, dass ich meinen Job gut machte.
»Auf wen denn sonst?« Ich lachte. »Oder meinst du etwa, irgendjemand wollte Schweinchen Schlau was Böses?«
Doch Jesse lachte nicht mit.
»Denk nach, Susannah«, drängte er. »Saß in dem Auto nicht noch jemand anders, dem jemand nach dem Leben trachten könnte?«
Ich kniff die Augen zusammen. »Du weißt irgendwas, stimmt’s?«, fragte ich geradeheraus.
»Nein.« Jesse schüttelte den Kopf. »Aber …«
»Aber was? Oh Mann, ich hasse deine ewigen kryptischen Andeutungen! Sag’s mir einfach.«
»Nein, Susannah.« Er schüttelte wieder den Kopf. »Denk nach.«
Ich seufzte. Wenn Jesse so drauf war, gab’s kein Durchkommen. Aber ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er mit mir Mr Miyagi und Karate Kid spielen wollte. Schließlich hatte er nicht viele andere Beschäftigungen.
Ich seufzte so heftig, dass mein Pony hochflatterte.
»Also gut«, gab ich nach. »Wer könnte etwas gegen meine Mitfahrer haben? Wollen wir mal sehen.« Ich hob einen Finger. »Hey, Debbie und Kelly können Gina nicht besonders gut leiden. Es gab einen hässlichen kleinen Zwischenfall auf der Mädchentoilette, kurz bevor es passierte. Kurz vor dem Unfall, meine ich.«
Dann runzelte ich die Stirn. »Aber ich glaube kaum, dass die beiden den Bremsschlauch anschnippeln würden, um Gina loszuwerden. Erstens wissen sie bestimmt nicht mal, was ein Bremsschlauch ist oder wo er verläuft. Und zweitens würden sie sich nie im Leben dreckig machen, indem sie unter ein Auto kriechen. Da könnten sie sich ja einen Nagel abbrechen oder Öl in die Haare kriegen oder so. Debbie würde das vielleicht nicht so viel ausmachen, aber Kelly? Vergiss es. Außerdem hätten sie gewusst, dass sie damit auch Hatschi
und Schlafmütz umbringen könnten, und das würden sie garantiert nicht wollen.«
»Natürlich nicht«, sagte Jesse milde.
Es war seine tonlose Stimme, die mich aufhorchen ließ.
»Du meinst … Hatschi?« Ich warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Wer sollte denn Hatschi tot sehen wollen? Oder Schlafmütz? Ich meine, die Jungs sind doch … dumm wie Brot.«
»Hat einer von ihnen vielleicht etwas getan, was jemanden zornig gemacht haben könnte?«, fragte Jesse genauso tonlos.
»Na ja, kann schon sein«, antwortete ich. »Schlafmütz eher nicht, aber Hatschi vielleicht. Der macht ständig irgendwelchen Blödsinn, nimmt Leute in den Schwitzkasten oder schmeißt ihre Bücher durch die Gegend …« Ich hielt inne.
Dann schüttelte ich den Kopf. »Nein. Das ist unmöglich.«
Jesse sah mich an. »Wirklich?«
»Nein, nein, du missverstehst mich.« Ich stand auf und begann durchs Zimmer zu tigern. Mittlerweile hatte sich Spike durchs Fenster reingequetscht, saß nun zu Jesses Füßen und leckte sich mit
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