Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
zurückzuführen, dass Hatschi drei Wände lila und eine weiß gestrichen hatte - die Farben des Ringerteams der Mission Academy. Und er hatte sich für ein Lila entschieden, das fast so dunkel war wie schwarz. Die düsteren Wände wurden nur von ein paar Postern von Michael Jordan aufgehellt, der dem Betrachter sein Just-do-it-Motto entgegenhielt.
Der Boden in Hatschis Zimmer war von einem Teppich aus dreckigen Socken und Unterwäsche bedeckt. Und dann der durchdringende Geruch - eine Mischung aus Schweiß und Babypuder. Nicht wirklich unangenehm, aber eindeutig keine Duftnote, die ich für meine eigene Garderobe bevorzugt hätte. Aber Hatschi schien das nichts auszumachen.
»Was ist?« Hatschi lag auf der gepolsterten Hantelbank. Über ihm hing eine Langhantel in der Halterung. Ich hätte nicht mal annähernd sagen können, wie viel Gewicht er da stemmte, aber sicher hätte er keine Schwierigkeiten, Debbie Mancuso im Falle eines Brandes aus dem Fenster zu hieven. Was so ziemlich das Einzige ist, worauf man sich als Mädchen bei seinem Freund hundertprozentig verlassen können muss, finde ich.
»Hatsch- …« Ich startete einen zweiten Anlauf. Was zum Teufel wollte er eigentlich mit dem Babypuder? Nein, stopp, ich will’s gar nicht wissen, dachte ich. »Brad.
Warst du eigentlich auch auf der Party, auf der Lila Meducci in den Pool gefallen ist?«
Hatschi griff nach der Hantelstange. Als er sie anhob, gewährte er mir einen Blick auf seine extrem behaarten Achselhöhlen. Ich unterdrückte meinen Würgereiz.
»Wovon redest du da?«, brummte Hatschi.
»Von Lila Meducci.«
Hatschi hatte die Langhantel so weit gesenkt, dass sie fast auf seiner Brust auflag und seine Bizepse auf Wassermelonen-Größe angeschwollen waren. Unter normalen Umständen hätte ich beim Anblick männlicher Bizepse ziemlich weiche Knie bekommen. Aber dies waren keine normalen Umstände, sondern die Bizepse von Hatschi, und statt weicher Knie bekam ich bloß das Gefühl, dass die Salami-Pizza, die ich zum Abendessen verschlungen hatte, wieder nach oben drängte.
»Michaels jüngere Schwester«, erklärte ich. »Sie ist auf der Party letzten Monat fast ertrunken. Ich wollte nur wissen, ob das dieselbe Party war wie die, die du neulich erwähnt hast - wo du Mark Pulsford getroffen hast.«
Die Hantel ging nach oben.
»Möglich«, sagte Hatschi. »Keine Ahnung. Wieso interessiert dich das?«
»Brad, das ist echt wichtig«, drängte ich. »Ich meine, du müsstest dich doch erinnern können, wenn du da warst. Da muss doch ein Krankenwagen gekommen sein und so weiter.«
»Kann schon sein«, sagte er zwischen zwei Stemmbewegungen.
»Ich meine, hey, ich war ziemlich hinüber.«
» Kann schon sein, dass ein Mädchen beinahe ertrunken ist?!« Selbst unter den günstigsten Bedingungen konnte ich nicht viel Geduld für Hatschi aufbringen. Doch in diesem Fall war meine Toleranzschwelle, was seine Blödheit anging, auf den absoluten Nullpunkt gesackt.
Klappernd ließ er die Hantel in die Halterung zurückkullern. Dann richtete er sich auf und funkelte mich genervt an. »Hör zu. Wenn ich dir sage, dass ich da war, was dann? Dann rennst du schnurstracks zu Mom und Dad und verpetzt mich. Also, warum sollte ich es dir sagen? Mal ehrlich, Suze, warum sollte ich?«
Ich beschloss die überraschende Tatsache, dass er meine Mutter nun auch schon Mom nannte, zu übergehen. Auf die Frage war ich vorbereitet gewesen.
»Nein, ich werde es ihnen nicht sagen«, versprach ich. »Ich schwör’s, Brad. Ich muss es nur einfach wissen, okay?«
Er beäugte mich immer noch misstrauisch. »Wieso? Damit du es deiner gruseligen Albino-Freundin erzählen kannst und die es in die Schülerzeitung reinschreibt? ›Brad Ackerman sieht tatenlos zu, wie ein Mädchen beinahe stirbt.‹ Ist das dein Ziel?«
»Nein, auch das nicht«, entgegnete ich.
Er zuckte mit seinen massigen Schultern. »Also gut. Weißt du was? Ist mir auch egal. Mein Leben ist doch sowieso zum Kotzen. Ich meine, ich kann bis zur Ringerteam-Vorausscheidung
unmöglich aufs richtige Kampfgewicht runterkommen, und jetzt hat sich auch noch rausgestellt, dass deine Freundin Gina auf Jake steht und nicht auf mich.« Er blinzelte. »Oder etwa nicht?«
Ich trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Keine Ahnung. Ich glaube, sie mag euch beide ganz gern.«
»Na klar«, sagte Hatschi in sarkastischem Ton. »Deswegen ist sie ja jetzt auch hier bei mir und nicht in Jakes Zimmer und … macht was auch
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