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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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drüben.«
    Susy wandte sich um. Ihr Blick begegnete den vergnügten Augen einer schlanken schwarzhaarigen jungen Frau, die ihr freundlich zunickte. Die beiden begrüßten sich und machten sich sogleich auf den Weg. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann fragte Susy scheu: »Sie sind verheiratet, nicht wahr?«
    »Ja. Viele Schwestern, die heiraten, bleiben ihrer Arbeit treu. Es fällt schwer, sie aufzugeben, wenn man erst einmal mit ihr verwachsen ist.«
    »Was sagt denn Ihr Mann dazu?«
    »Er findet es herrlich.«
    >Das ist eine gute Lösung<, dachte Susy. >Aber nicht für mich. Wenn ich mit Bill verheiratet bin, befinde ich mich meilenweit von New York entfernt und - von Bill aus betrachtet - noch viel weiter von Henry Street.<
    Frau Egan blieb stehen. »Sehen Sie, dort drüben liegt Ihr Bezirk!«
    Die beiden Schwestern befanden sich am Rand einer Grünanlage. Vor ihnen lagen, von einem Gewirr enger Straßen durchschnitten, Hunderte von ärmlich aussehenden Häusern, die sich einen Hügel hinabzogen und über deren grauen Dächern die Julihitze flimmerte. Es war ein freudloser Anblick, aber Susy betrachtete den Bezirk mit Liebe und Besitzerstolz. Frau Egan beobachtete sie. »Es wird Ihnen Freude machen, mit Farbigen zu arbeiten«, sagte sie. »Sie sind stets willig, Ratschläge anzunehmen und etwas zu lernen. Die Ostseite von New York ist vielleicht heiterer und lebendiger, aber wenn Sie erst einmal eine Zeitlang hier gewesen sind, werden Sie nicht mehr fortgehen wollen.«
    »Ach herrje!« rief Susy unwillkürlich. »Das habe ich mir gedacht. Ich meine - wollen wir weitergehen?«
    Sie wanderten durch lange Straßen, in denen sie nur dunkle Gesichter sahen. Immer wieder blieb Frau Egan stehen, um nach Ehemännern oder Ehefrauen zu fragen, nach Großmüttern oder kleinen Kindern. Und immer wandten sich ihr die blanken schwarzen Augen voller Vertrauen zu.
    Frau Egan sprach ruhig und freundlich mit den Farbigen. Sie kam ja nicht zu ihnen, um sie auszubeuten oder zu demütigen, sondern sie wollte ihnen helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie wußten das wohl und dankten ihr mit Blicken, mit liebenswürdiger Höflichkeit und mit dem eifrigen Bemühen, ihr alles zu Gefallen zu tun.
    Zuerst besuchten die Schwestern die junge Frau eines reichen Negersängers, der eine schöne Wohnung in Sugar Hill hatte. Ihr zweiter Besuch galt einer bettelarmen Familie, die in einem Kohlenkeller hauste. Kaum standen sie wieder auf der Straße, da stürzte ein junger Mann auf sie zu und berichtete aufgeregt, daß seine Frau krank sei. Ob die Schwester bitte mal vorbeikommen möchte? Frau Egan versprach es. Entzückende schwarze Kinder hängten sich an ihren Rock. Kleine Jungen lachten sie an. Ein kleines Mädchen lief ihr nach, sperrte das Mäulchen auf und zeigte stolz auf eine Zahnlücke. Die Kleider der Kinder waren zwar oft geflickt, aber stets sauber gewaschen und gebügelt. Die Wohnungen glänzten vor Sauberkeit.
    Susy war unaussprechlich stolz, daß dies ihr eigener Bezirk sein sollte, daß diese Menschen in Zukunft zu ihr gehörten. Im HenryKreis war sie sich, wie ihr erst jetzt bewußt wurde, immer ein wenig als Besucher vorgekommen. Aber hier, in ihrem eigenen Bezirk, fühlte sie sich sofort heimisch, und sie freute sich darauf, allein darin walten zu können. Diese Freude wurde nur durch die Sorge um Bill getrübt. Wenn es ihr doch gelänge, ihm ihren Standpunkt klarzumachen! Er mußte sie eigentlich verstehen, wenn sie ihm alles erklärte. Seine Behauptung, daß der Platz einer Frau neben ihrem Mann sei, war bestimmt nicht ernst gemeint. Als ob sie kein Recht darauf hätte, eine eigene Persönlichkeit zu sein! Mit solchem Gerede wollte er gewiß nur die Tatsache bemänteln, daß er kreuzunglücklich war. O Himmel, was sollte sie nur tun? Sie würde ihn irgendwie trösten müssen. Susy riß sich zusammen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den schmutzigen Straßen zu, die unter der glühenden Sonne kochten. Plötzlich bemerkte sie, daß sie Hunger hatte. Die beiden Schwestern gingen in ein kleines Restaurant, aßen eine Kleinigkeit und erfrischten sich mit eisgekühlter Zitronenlimonade. Danach setzten sie ihre Runde fort.
    Susys Respekt für Frau Egan wuchs, je weiter der Tag fortschritt. Wenn sie etwas zu sagen hatte, sagte sie es direkt, ohne Ziererei und Theater. Ihr Blick war fest, ihr Gesicht blieb stets ruhig, doch ihr Verstand arbeitete blitzschnell. Nicht einen Augenblick verlor sie die Herrschaft

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