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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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über die Lage; niemals ließ sie es an Takt fehlen. Jede künstlich hochgeschraubte Erregung legte sich in ihrer Gegenwart. Aufschneidereien wurden vor ihrem zwinkernden Auge zunichte. Kindlicher Eigensinn schmolz in ein gehorsames »Ja, Schwester. Ich will alles tun, was Sie sagen«.
    »Du machst ja ein Mädchen aus dem Jungen«, sagte sie zum Beispiel zu einer jungen Mutter und schob energisch den Hut aus der Stirn. »Er ist schon zu groß dazu, mit einem Lockenkopf herumzulaufen. Laß ihm jetzt endlich die Haare schneiden.«
    Währenddessen kreisten Susys Gedanken immerfort um das Problem, das sie beschäftigte. Einer Organisation, die junge Mädchen zu solch prächtigen Menschen wie Frau Egan erzog, die eine solch wertvolle Arbeit leistete, durfte niemand den Respekt verweigern - nicht einmal ein liebender Mann. Gewiß würde Bill das auch einsehen, wenn er in New York war.
    Die langen blauen Schatten des Spätnachmittags lagen über den Häusern von Harlem, als Susy und Frau Egan endlich zum Büro zurückgingen.
    »Diese Hitze bringt mich um«, seufzte Susy und wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab.
    Frau Egan lachte. »Daran werden Sie sich bald gewöhnen. In meinem ersten Sommer bin ich fast zerschmolzen, aber jetzt macht mir die Hitze gar nichts mehr aus. Wenn Sie erst zwei oder drei Jahre hier sind —« Sie brach ab und spähte zu einem kleinen grünweißen Polizeiwagen hin, der ein Stück weiter am Straßenrand stand. »Das muß Sergeant O’Day sein! Ich hab ihn schon wer weiß wie lange nicht gesehen. Kommen Sie, Sie müssen ihn kennenlernen. Er ist eine Seele von Mensch.«
    Als sie sich dem Wagen näherten, tauchte ein mächtiger Kopf mit grauem Haar und einem breiten gutmütigen Gesicht hinter der Windschutzscheibe auf. »Sieh da, sieh da!« rief eine tiefe Stimme. »Ist das nicht mein Mädchen? Wie geht es denn?«
    »Ach, Sergeant, ich war schon halb tot vor Sehnsucht nach Ihnen. Dies hier ist Fräulein Barden. Seien Sie recht nett zu ihr, sonst liebe
    ich Sie nicht mehr.«
    »Oh, sagen Sie doch nicht so was!« Der Sergeant strahlte Susy an. »Ein Rotkopf! Und solch ein hübscher! Ich freu mich, Sie kennenzulernen, Fräulein Barden.« Er streckte Susy eine mächtige Pranke hin, in der ihre Hand fast verschwand. »Ich hab also Chancen bei Ihnen?« fragte sie übermütig.
    »Und wie! Zu schade, daß ich nicht mehr Junggeselle bin!«
    »Sie Treuloser!« rief Frau Egan vorwurfsvoll. »Ich dachte, Sie lieben mich!«
    »Kann ich denn nicht zweie lieben? Oh, ich werde scharf auf meine jungen Polizisten aufpassen müssen! Oder« - er sah Susy augenzwinkernd an - »gibt es da etwa schon einen jungen Burschen, der an der Haustür wartet? Das sollte mich nicht wundern!« Sein Lachen erschütterte den kleinen Wagen. »Sieh da, sie wird ganz rot! Es stimmt also!« Dann wurde er ernst. »Dieser Bezirk hat’s in sich, Fräulein Barden. Wenn Sie mal Hilfe brauchen - ich steh Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    Als die Schwestern ihren Weg fortsetzten, sagte Frau Egan: »Da haben Sie einen wichtigen Freund gewonnen. Mit Sergeant O’Day an der Seite werden Sie Ihren Bezirk im Fluge erobern.«
    Das klang recht ermutigend. Trotzdem konnte Susy sich nicht von Herzen freuen. Nun schloß sie bereits Freundschaften in ihrem Bezirk. Sie wußte aus Erfahrung, daß ihr neues Tätigkeitsfeld sie sehr schnell völlig in Anspruch nehmen würde. Was sollte dann aber aus Bill werden?
    »Es ist alles so schwierig«, seufzte sie zur Verwunderung von Frau Egan.

Vier, vierzehn oder vierzig
    Die Arbeitsweise in Harlem war im wesentlichen die gleiche wie im Henry-Kreis, nur herrschten hier andere Bedürfnisse. Auf der Ostseite wirkten die Henry-Street-Schwestern schon seit vierzig Jahren. Die Lebensbedingungen der Bevölkerung hatten sich dort während dieser Zeit bedeutend verbessert, und die Leute hatten manches gelernt.
    In Harlem dagegen arbeiteten die Schwestern erst seit ein paar Jahren, und die Bevölkerung hatte sich ständig vermehrt. Noch immer trafen Scharen von Farbigen aus dem Süden ein und überschwemmten die Häuser. Sobald eine Negerfamilie in ein Haus einzog, wurde die Miete erhöht. Die armen Leute konnten sie nicht mehr allein bezahlen. Sie teilten sich die Wohnungen mit mehreren Familien und hausten daher in fürchterlicher Enge. Sie wußten nichts von richtiger Ernährung, von Hygiene und Kindererziehung und hatten Unterricht in diesen Dingen viel nötiger als Krankenpflege.
    Susy, die Talent zum

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