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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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erstenmal, seitdem sie nach Springdale gekommen war, hatte sie kein Auge für die Schönheit der Bergwelt.
    »Ich werde nicht weinen«, sagte sie zu sich. »Ich werde nicht weinen. Es hat keinen Zweck.«
    Eine erdrückende Hoffnungslosigkeit bemächtigte sich ihrer. Elias Todd traf keine Schuld. Sie hatte ihn falsch behandelt; es lag an ihr, daß er sie nicht verstanden hatte. In manchem mußte sie ihm recht geben. Schließlich kannte er sie wirklich nicht. Und die übertriebene Vorsicht war ihm angeboren, dafür konnte er nichts. Aber was sollte sie jetzt beginnen? Zu ihren Eltern zurückfahren - oder nach New York? Privatpflege oder Krankenhausarbeit übernehmen? Jeder dieser Möglichkeiten schleuderte ihr Eigensinn ein entschiedenes »Nein!« entgegen. Dennoch würde sie sich für eine von ihnen entscheiden müssen. Ihr blieb ja nichts anderes übrig.
    Der kleine Wagen arbeitete sich mit immer größerer Schwierigkeit bergan, bis Susy endlich bemerkte, daß hier oben kein Sand mehr gestreut war. Ein Weg, der zu einem Farmhaus führte, bot ihr Gelegenheit zum Wenden. Sie fuhr rückwärts hinein. Aber sobald der Wagen mit der Nase bergab zeigte, schaltete sie den Motor ab und stieg aus. Vielleicht beruhigte es sie ein wenig, wenn sie die Berge anblickte. Sie waren so still, so alt und unerschütterlich!
    Susy wischte den Schnee von einem Felsblock und setzte sich. Wie lange sie dort gesessen hatte, konnte sie später nicht sagen. Sie hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, als eine Stimme hinter ihr ertönte. »Es ist schön hier, nicht wahr?«
    Susy drehte sich um und erblickte eine große kräftige Farmersfrau mit grauem Haar, wettergebräuntem Gesicht und einer Habichtsnase. Sie hatte sich einen Männermantel über die Schultern geworfen und zog ihn zum Schutz gegen den eisigen Wind eng um sich herum, während sie Susy mit hellen forschenden Augen ansah.
    »Fehlt Ihnen was?« fragte sie. »Sie sitzen hier schon so lange, ohne sich zu rühren, daß ich mir Sorgen zu machen begann. Ich hab Sie vom Fenster aus beobachtet und auch ein paarmal gerufen, aber Sie haben nichts gehört. Da bin ich herausgekommen. Sie müssen ja ganz erfroren sein.«
    Als Susy endlich ihre Stimme wiederfand, spürte sie plötzlich, daß sie steif vor Kälte war. »Ja - das bin ich auch«, sagte sie zähneklappernd. »Ich - ich dachte nach - und hab - dabei ganz die Zeit vergessen.«
    »Ach, mein Gott! Kommen Sie schnell ins Haus! Ich werd Ihnen ein Glas Punsch machen.« Immerfort redend ging die Frau auf das Haus zu. Susy folgte ihr benommen.
    Der Punsch war stark und heiß. Während Susys Körper sich langsam erwärmte, kehrte auch ihr angeborener Optimismus zurück. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg. Wenn sie ihn nur finden könnte!
    Ihre Gastgeberin wirtschaftete mit raschen und energischen Bewegungen in der großen Küche umher. Sie stellte Maiskuchen, frische Butter und Pfannkuchen auf den Tisch. Sie schürte das Feuer und kochte Kaffee. Sie heiße Edgett, erklärte sie, Martha Edgett, und sah Susy mit wohlwollender Neugier an. Sie war Witwe - offenbar eine recht wohlhabende Witwe, dachte Susy bei sich, während sie die Scheunen betrachtete und rings um das Haus die Äcker, die sich gegen die Berge hin ausdehnten. Sie sagte, daß es nicht leicht sei, eine Farm mit bezahlten Kräften zu bewirtschaften. Ihre Verwandten versuchten sie immer zu überreden, nach Springdale hinunterzuziehen. Aber sie bringe es nicht übers Herz. Sie habe ihr Leben lang hier oben gelebt und hinge an dem Besitz. Und dann litte sie auch nicht an Langeweile wie andere Frauen. Sie habe die Farm, und mit dem Klub habe sie auch eine Menge Arbeit.
    »Was für ein Klub ist es?« fragte Susy mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.
    »Ein Farmklub.« Frau Edgett nahm das leere Punschglas vom Tisch, stellte statt dessen eine Tasse Kaffee hin und setzte sich auf einen Stuhl. »Wir sind hier alle zusammengeschlossen. Jeder Ort in der Umgegend hat seinen Klub.«
    »Was wird dort gemacht. Genäht?«
    »Aber nein! Wir bitten verschiedene Leute zu uns, die uns allerlei lehren - zum Beispiel Stühle flechten und so was. Wir versuchen, die Lebensbedingungen auf dem Lande zu verbessern. Jemand muß es doch tun, und die Männer sind zu nichts zu bewegen.«
    Susy richtete sich auf; ihre Augen leuchteten. »Frau Edgett, haben Sie jemals darüber nachgedacht, wie nützlich eine Krankenschwester für Ihre Gemeinde wäre?«
    »Warum? Sind Sie vielleicht

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