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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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zwischen den hohen Schneewällen dahin. Susy schaukelte hinter dem Steuerrad und blickte mit zärtlichen Augen auf die Dächer des Dorfes hinab. Jetzt gehörte ihr Springdale! Selbst der zugefrorene See mit seinem Damm - einstmals eine Kraftquelle für eine Mühle, die längst verfallen war - schien heute ihr persönliches Eigentum zu sein.
    Schon morgen wollte Frau Edgett dem Farmklub vorschlagen, eine Gemeindeschwester anzustellen. Auch hatte sie versprochen, Hilfe vom Roten Kreuz zu beantragen. Die Sache war also so gut wie perfekt. »Mein Gott, bin ich glücklich!« flüsterte Susy dem kleinen Wagen zu.
    Sie fuhr erst einmal zu Bill in der Hoffnung, daß er Zeit für sie haben werde. Aber er war beschäftigt, und so mußten ihre Neuigkeiten zurückstehen. Ein wenig langsamer fuhr sie durch den Ort und bog in den Weg zu dem kleinen schiefergedeckten Häuschen von Anne Cooney ein. Unterwegs malte sie sich aus, wie sie Anne von ihrem Glück erzählen würde. Sie wollte langsam und ernst ins Haus gehen, und Anne würde nach einem Blick in ihr Gesicht sagen: »Aha! Na, nimm es dir nicht so zu Herzen.« Dann wollte sie ganz langsam den Mantel ausziehen, die Kappe abnehmen und fragen: »Hast du wirklich nichts dagegen, daß Marianna herkommt?« Und dann würde sie laut herausplatzen. Und Anne würde sie anstarren und stottern: »Du - du willst mir doch nicht etwa erzählen ...« Und sie würde nur schweigend mit dem Kopf nicken.
    Das Tor der Scheune stand offen. Susy fuhr gesetzt hinein, stieg aus und ging mit ausdruckslosem Gesicht ins Haus. Anne steckte wie gewöhnlich »im Ofen«, als sie in die Küche trat, und prüfte gerade mit einem Ginsterstöckchen, ob die Pastete gar war. Susy schloß die Tür mit betonter Sorgfalt hinter sich und wartete. Nun zog Anne das Ginsterstöckchen heraus und betrachtete es. Ohne Susy anzusehen, sagte sie ruhig: »Du hast es also geschafft.«
    Susy riß den Mund auf. »Oh, Anne, wer hat dir das erzählt?«
    »Du selber, Kind.«
    »Ich?«
    »Ja, sicher. Du kamst langsam herein, aber deine Schritte waren leichter, als ich sie jemals gehört habe. Das besagt schon eine Menge. Und dann atmetest du leicht und leise. Traurige Menschen atmen laut und schwer, als brauchten sie sehr viel Luft, um sich aufrecht zu halten.«
    »Himmel!« rief Susy. »Du bist ja ein geborener Detektiv! Ach, Anne, ich bin ja so glücklich!« Sie wirbelte auf den Zehenspitzen herum, ihr Rock flog, alle Gelassenheit war dahin. »Ist es nicht herrlich? Ist es nicht wundervoll? Ist es nicht himmlisch?«
    »Es ist nicht unbefriedigend«, gab Anne zu. »Aber wie hast du Elias nur so schnell rumgekriegt?«
    »Ich hab ihn gar nicht rumgekriegt. Er hat mir die kalte Schulter gezeigt und getan, als wäre ich eine Kreuzung zwischen einer siamesischen Katze und einem Raubtier.«
    »Du hast die Stellung also nicht bekommen?«
    »Doch, ich hab’ sie bekommen.«
    Diesmal wurde Susys Wunsch nach einer dramatischen Wirkung ihrer Neuigkeiten befriedigt. Anne war sprachlos vor Staunen. »So setz dich doch endlich hin und erzähl, was los ist!« rief sie endlich. Susy erzählte. Aber sitzen konnte sie nicht, dazu war sie viel zu aufgeregt. Anne setzte sich auf einen Stuhl, das Stöckchen achtlos in einer Hand, ein Küchenhandtuch in der anderen. »Ihr himmlischen Sterne! Auf den Farmklub bin ich überhaupt nicht gekommen. Dabei bin ich selber Mitglied. Martha Edgett ist die große Pauke im Klub. Wenn sie für dich ist, gibt’s keinen Widerspruch. Mein Gott, der Doktor wird ganz aus dem Häuschen sein. Der arme Mensch war ja schon völlig fertig und sah dich im Geist jeden Tag nach Hause zurückfahren. Willst du ihn nicht anrufen?«
    »Er hat jetzt Sprechstunde. Ich bin bei ihm vorbeigefahren, aber es waren Patienten da. Man darf einen Arzt niemals bei der Arbeit stören.«
    »Auch nicht, wenn der Himmel einfällt?« sagte Anne. »Na, er kommt ja zum Essen. Ich denke, er wird heute früher kommen. Er rief vormittags an, nachdem du fort warst, und ich erzählte ihm, wohin du gefahren bist.«
    »Ist wieder etwas passiert?«
    »Davon hat er nichts gesagt. Er würde es auch am Telefon nicht erwähnen - wo doch die Telefonistin immer mithört.«
    Susys Blick fiel auf die Uhr. »Himmel, wie spät es geworden ist! Ich bin ja fast den ganzen Tag fort gewesen. Wenn Bill doch endlich käme!«
    Er kam früher als gewöhnlich, wie Anne vorausgesagt hatte. Als
    Susy seinen Wagen hörte, war sie mit einem einzigen Satz an der Tür, das Gesicht

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