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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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meinen Sie das?«
    Anne Cooney antwortete nicht gleich. Vorsichtig füllte sie mit einem Löffel Holzasche in einen Flanellbeutel; daraus wollte sie eine Lauge zum Enthülsen von Mais machen. Morgen sollte es jungen Mais mit Bohnen geben, ein altes indianisches Gericht, das man hier in den Bergen noch ebenso wie vor dreihundert Jahren zubereitete.
    Susy hatte sich in die Kaminecke neben dem Herd geklemmt und saß auf dem Sims des alten Backofens, in dem jetzt Tüten und zerle- sene Nummern des »Almanach« aufbewahrt wurden. Der Kaminschatten verlieh ihrem Haar einen dunklen Kupferton. Ihre Beine baumelten gegen die Ofentür. Draußen schwebten blaue Wolkenschatten über die schneebedeckten Berge.
    Endlich schnürte Frau Cooney den vollen Beutel fest zu und sagte: »Wer dem Doktor diese Dinge antut, muß boshaft sein und dabei nicht sehr klug, möcht ich sagen. Man müßte sich nach einer solchen Kreatur umsehen.«
    Susy sprang von ihrem Sitz. »Frau Cooney! Wenn ich nun ...«
    »Ach, Kind, wollen wir nicht endlich das förmliche >Frau Coo- ney< weglassen? Meine Freunde nennen mich Anne.«
    »Ich nenn dich gern Anne«, antwortete Susy froh.
    »Ja, so gefällt’s mir besser. Nun, was wolltest du sagen?«
    »Ich wollte sagen - soll ich nicht mal ein wenig Detektiv spielen? Bill ist immer so beschäftigt. Er hat einfach keine Zeit, jeder Kleinigkeit nachzugehen. Vielleicht finde ich etwas heraus, was er übersehen hat.«
    Anne tauchte den Flanellbeutel in einen großen Kessel mit Wasser. »Ich glaub nicht, daß das ratsam ist. Du hast noch keinen festen Platz in unserer Gemeinde. Die Leute hier sehen es gern, wenn alles seine richtige Ordnung hat. Du giltst noch als Fremde; man kennt dich noch zuwenig. Wenn du schon Gemeindeschwester wärest, wär’s was anderes. Dann würde es sozusagen zu deinem Amt gehören.«
    »Ja, du hast recht. Ich werde es lieber bleibenlassen - wenigstens
    vorläufig.«
    »Es ist bestimmt besser. Da bimmelt schon wieder das verflixte Telefon. Willst du bitte mal hingehen?«
    Am Telefon meldete sich Lot Phinney. »Elias Todd ist gekommen«, sagte er mit seiner alten rostigen Stimme. »Gehen Sie bald zu ihm.«
    Blaß vor Aufregung kehrte Susy in die Küche zurück. Anne sah sie erschrocken an. »Was ist passiert, Kind?«
    »Elias Todd ist da!«
    »Wirklich?« Annes Stimme klang ruhig wie immer. »Das ist doch kein Grund zu erschrecken. Zieh das grüne Kleidchen an und dazu den schwarzen Mantel mit dem hochgestellten Kragen und setz die kleine Pelzkappe auf. Und nimm meinen alten Wagen. Wenn er erst mal angesprungen ist, saust er wie sonstwas los.«
    »Soll ich mich telefonisch anmelden?«
    »Nein. Dann würde man dich nur abwimmeln. Auf dem Kahlschlag kennen sie kaum noch einen Unterschied zwischen Todd und Gott.«
    Der alte Wagen sprang an, und Susy rumpelte, zwischen Angst und Hoffnung schwebend, die Straße zum Kahlschlag hinauf.
    Wenn Elias Todd seinen Geburtsort mit seiner Anwesenheit beehrte, bewohnte er einige Zimmer seines Hotels. Das Hotel zum Kahlschlag war für wohlhabende Leute eingerichtet, und man sah ihm schon von außen an, daß es hohe Preise hatte.
    Der uniformierte Angestellte in der Halle erklärte Susy mit höflicher Bestimmtheit, daß Herr Todd zum Hundezwinger gegangen sei und nicht gestört werden wolle. Sollte er ihm etwas ausrichten?
    Susy nannte ihren Namen und sagte, daß sie später wiederkommen werde. Sie hatte jedoch gar nicht die Absicht, später wiederzukommen, sondern wollte Herrn Todd jetzt sofort sprechen.
    Dem Angestellten kam es offenbar gar nicht in den Sinn, daß jemand so kühn sein könnte, seinen hohen Herrn unangemeldet aufzusuchen, und so konnte Susy ihren Weg ungehindert fortsetzen. Sie überquerte die breite Veranda, drängte sich durch Gruppen von lachenden jungen Männern und Mädchen in bunten Skikostümen und ging dann um das Gebäude herum. Jeder Mensch auf der Veranda hätte ihr den Weg zum Hundezwinger zeigen können, aber sie sehnte sich plötzlich danach, eine einheimische Stimme zu hören und ein einheimisches Gesicht zu sehen. Sie fand, was sie suchte, in der Person eines Zimmermanns, der die Dichtungsleisten an einer Tür reparierte.
    »Der Zwinger ist dort drüben hinter dem Hang. Sieht wie ein eingezäunter Parkplatz aus und hört sich an wie die Trompeten beim Jüngsten Gericht. Die kleinen Biester haben ein piekfeines Haus, damit sie nur ja glücklich sind. Todd ist gerade dort.«
    Ein ohrenbetäubendes Gebell schlug Susy entgegen,

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